"Fliegender Holländer" in Lübeck: Jugend-Oper zeigt Auswege
In Lübeck hat ein Team Richard Wagners "Der fliegende Holländer" zu einer Jugendoper umgewandelt. Zu sehen ist die moderne Version ab dem Wochenende beim Musikfestival "Kunst am Kai". Ein Probenbesuch.
Birgit Kronshage hat den Text zum Musical geschrieben und Gabriele Pott hat die Lieder für die Jugendoper angepasst und umkomponiert. Schaffen sie es, eine hochdramatische und tragische Oper mit düsteren Themen wie Depressionen und Suizidgedanken in ein modernes und aktuelles Jugendstück zu verwandeln?
"Wir hoffen, dass es eine Möglichkeit für die Kinder ist, sie einmal an Wagner-Opern heranzuführen. Da muss man natürlich auch vorbereiten, und man muss einen Zugang finden. Unsere Idee war einfach, dass wir das mit diesem großen, dramatischen Werk 'Holländer' machen", erklärt Gabriele Pott ihre Herangehensweise.
Der Holländer als Rockstar
Romy und Enya sind Teil der Jugendoper in Lübeck und nicht zum ersten Mal dabei. Die beiden 16-jährigen Jugendlichen sind auf der Suche nach Lösungen, wie sie mit Depressionen bei anderen umgehen können. "Depressionen sind ein großes und ein sehr aktuelles Thema, weil auch immer mehr Jugendliche mit Depressionen zu kämpfen haben", sagt Enya.
Julika aus Lübeck freut sich schon auf die Aufführung vor Publikum. "Ich finde es cool, dass sie das so modern gemacht haben. Es geht nicht mehr darum, dass der Holländer ein Seefahrer ist, sondern der ist ein Rockstar. Das ist spannend. Das finde ich toll", meint die Elfjährige.
Sopranistin Ferentschick: "Ein erfüllendes Gefühl"
Die rund 45 Jugendlichen stehen mit insgesamt fünf Solistinnen und Solisten auf der Bühne. Eine von ihnen ist Sopranistin Virginia Ferentschick, sie singt die Hauptrolle der Senta. "Für mich als Opernsängerin, die noch keine Kinderproduktionen gemacht hat, war es schon eine Herausforderung. Aber dass das so positiv läuft, wie hier bei 'Kunst am Kai', das ist einfach schon ein sehr erfüllendes Gefühl, weil ich direkt mit den Kindern zusammenarbeiten kann und sehe, wie viel Spaß und wie viel Freude da am Theater und an der klassischen Musik gefunden wird", berichtet Ferentschick über ihre neuen Erfahrungen.
Musical behandelt ernste und für Jugendliche wichtige Themen
In dem Stück scrollt Senta auf ihrem Handy - sie ist auf Social Media unterwegs und bleibt immer wieder bei dem "Fliegenden Holländer" hängen. Ein Typ, den sie nur von Bildern, Jugendmagazinen und Videos kennt. Sie verliebt sich in diesen Star. Aber irgendwie hat Senta das Gefühl, selbst ungeliebt zu sein. Sie will sterben. Für die Kinder und Jugendlichen, darunter auch die 16-jährige Enya aus Lübeck, ein wichtiges Thema.
Stück regt zum Nachdenken und Reden über Depressionen an
"Es bringt mich zum Nachdenken, wie andere fühlen und wie man mit diesen Menschen umgeht, dass man keine Vorurteile hat. Dass man das Thema auch in einem Musical verpacken kann, finde ich sehr gut. Weil auch die Jüngeren das mitbekommen. Und dass es sicher ist, dass wir auch darüber sprechen dürfen. Ich finde sehr gut, dass es in so einem Raum stattfinden darf", so Enya.
Auch die 16-Jährige Emelie aus Lübeck lassen die Gedanken der Senta nicht los: "Sie hatte diesen Todeswunsch, diese Suizidgedanken und es endet damit, dass sie sozusagen für sich selber merkt, dass sie sich erst mal um sich selbst kümmern muss und dass sie erst einmal frei werden muss, dass ihre Gedanken wieder frei werden sollen. Und dass sie davon nicht so abhängig werden soll von diesem Gedanken, sich für diesen Holländer umzubringen."
Diese Jugendoper soll die Kinder und Jugendlichen an die Oper heranführen und eine neue Welt in der Kultur öffnen, aber eben auch Auswege zeigen, sagt Birgit Kronshage. "Wir wollen nicht, dass am Schluss Senta und der Holländer auf der Wolke zum Himmel schweben, sondern wir wollen sagen, dass Suizid keine Lösung ist und auch keine Lösung sein kann. Und sich aufzuopfern, ist erst recht keine Lösung", so die Regisseurin über die Intention der Jugendoper.
Die Jugendoper "Fliegender Holländer" frei nach der gleichnamigen Oper von Richard Wagner wird am 31. August und am 1., 7. und 8. September um jeweils 17 Uhr im Hafenschuppen C in Lübeck aufgeführt. Am 6. September um 10.30 Uhr findet eine Aufführung für Schulklassen statt.