So war der Wettbewerb vom Musikinstrumentenfonds in Lübeck

Stand: 24.02.2025 12:50 Uhr

Einmal im Jahr könnten Nachwuchstalente beim Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds versuchen, ein kostbares Instrument vermittelt zu bekommen. Beim Termin am Wochenende standen in Lübeck 33 Instrumente zur Auswahl. Eine Reportage.

von Inessa Baur

Leser von Fantasy-Romanen kennen den magischen Moment, wenn Harry Potter und sein Zauberstab zusammenfinden - so ähnlich muss es sein, wenn Musiker und Instrument zusammenfinden. Beim Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds sind am vergangenen Wochenende junge Nachwuchstalente in Lübeck angetreten, um eines der wertvollen Streichinstrumente für sich zu gewinnen.

24-Jähriger Nachwuchsmusiker hofft auf Guadagnini-Geige

Das richtige Instrument in den richtigen Händen - das ist das Ziel des Wettbewerbs, den die Deutsche Stiftung Musikleben jedes Jahr organisiert. Junge Talente aus ganz Deutschland sind angetreten, um sich eines von 33 kostbaren Streichinstrumenten zu erspielen. So wertvoll, dass sie sich kaum jemand leisten kann.

Ein junger Mann mit schwarzem Hemd spielt im Stehen mit geschlossenen Augen eine kostbare Geige © NDR Screenshot Foto: Inessa Baur
Der 24-jährige Jakob spielt hier auf einer Guadagnini-Geige aus dem 18. Jahrhundert.

Auch der 24-jährige Jakob ist angereist, mit der Hoffnung, eine passende Geige zu bekommen: "Man hat immer sehr viel Ehrfurcht. Wenn man sich traut, auf das Instrument zuzugehen und seine anfängliche Schüchternheit zu verlieren, dann kommt das Instrument auch mehr zu einem".

Bevor er vorspielen darf, betritt Jakob gemeinsam mit Geigenbaumeisterin Ingeborg Behnke einen besonderen Raum: Hier lagern die Instrumente der Stiftung in ihren Koffern, bereit für ihre zukünftigen Musiker. Viele sind Schenkungen aus Privatbesitz - kostbare Erbstücke, die eine lange Geschichte mitbringen. Sie sprechen über eine Guadagnini-Geige aus dem 18. Jahrhundert aus Italien, die bereits von vielen großen Geigern gespielt wurde.

Streichinstrumente aus Bundesbesitz werden auf Vergangenheit untersucht

Doch nicht bei allen Instrumenten der Stiftung ist die Herkunft so klar dokumentiert wie bei der Guadagnini-Geige. Einige stammen aus staatlichem Besitz, andere aus ungeklärten Quellen: Eines wurde einst vom Reichspropagandaministerium verwaltet - möglicherweise ein Raubgut aus der NS-Zeit.

Weitere Informationen
Eine Violine liegt auf schwarzem Hintergrund. © IMAGO / Cover-Images

Musikinstrumentenfonds: Haben verliehene Instrumente NS-Hintergrund?

Die Deutsche Stiftung Musikleben verleiht wertvolle Streichinstrumente. Doch sechs davon sind mit der NS-Zeit verbunden. mehr

Zusammenspiel von Musiktalent und Instrument im Vordergrund

Ein Mann mit schwarzem Rollkragenpulli und blauen Augen spricht nachdenklich vor einem Flügel © NDR Screenshot Foto: Inessa Baur
Tobias Feldmann gehört zur fünfköpfigen Jury, die über die Verteilung der Leihinstrumente mit entscheide.

Doch bei diesem Wettbewerb zählt vor allem eines: das Zusammenspiel zwischen Musiker und Instrument. Eine fünfköpfige Jury entscheidet, wer am besten mit welchem Instrument harmoniert. Einer der Juroren, Tobias Feldmann, erklärt, worauf es ankommt: "Es ist gibt auch Instrumente, wo man auch nach vielen Monaten, teilweise Jahren, neue Klangspektren und Farben entdecken kann. Wir müssen darauf achten, dass das Instrument ein Stück weit zur Persönlichkeit der Bewerberin und des Bewerbers passt."

Dann ist es soweit: Jakob betritt die Konzertkammer der Musikhochschule Lübeck. Er setzt die Geige an, schließt die Augen und beginn, eine Komposition des tschechischen Komponisten Leoš Janáček zu spielen.

Am Ende der Wettbewerbstage folgt das Ergebnis: Jakob und die Guadagnini-Geige haben nicht zusammengefunden, sie geht an Victoria Wong. Doch Jakob darf mit einer anderen italienischen Geige aus dem 18. Jahrhundert nach Hause fahren - einer Giovanni Battista Zanoli.

Die Herkunft einiger Instrumente im Deutschen Musikinstrumentenfonds ist noch ungeklärt - darunter möglicherweise NS-Raubgut. Laut der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien läuft seit Januar 2025 erstmals ein umfassendes Forschungsprojekt. Sieben Streichinstrumente aus Bundesbesitz werden auf ihre Vergangenheit untersucht. Erste Ergebnisse sind in diesem Sommer geplant.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 24.02.2025 | 19:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Klassik

Bildung

Kulturpolitik

Collage aus verschiedenen Albumcovern. © V2, Capitol, Republic

Alben 2025: Neues von Ringo Starr, Lady Gaga und The Weeknd

Musikalisch ist im neuen Jahr einiges los: Viele neue Alben werden erwartet - und auf den Bühnen im Norden sind tolle Acts zu erleben. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Andreas Rehmann

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Mehr Kultur

Der Autor Mirko Bonné steht im Hamburger Hauptbahnhof und erzählt. © NDR

Mirko Bonné erhält Hubert-Fichte-Preis 2024 des Hamburger Senats

Die Jury lobt den Romancier und Lyriker für sein vielschichtiges Werk - und hebt besonders seinen Roman "Alle ungezählten Sterne" hervor. mehr