So war der Wettbewerb vom Musikinstrumentenfonds in Lübeck
Einmal im Jahr könnten Nachwuchstalente beim Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds versuchen, ein kostbares Instrument vermittelt zu bekommen. Beim Termin am Wochenende standen in Lübeck 33 Instrumente zur Auswahl. Eine Reportage.
Leser von Fantasy-Romanen kennen den magischen Moment, wenn Harry Potter und sein Zauberstab zusammenfinden - so ähnlich muss es sein, wenn Musiker und Instrument zusammenfinden. Beim Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds sind am vergangenen Wochenende junge Nachwuchstalente in Lübeck angetreten, um eines der wertvollen Streichinstrumente für sich zu gewinnen.
24-Jähriger Nachwuchsmusiker hofft auf Guadagnini-Geige
Das richtige Instrument in den richtigen Händen - das ist das Ziel des Wettbewerbs, den die Deutsche Stiftung Musikleben jedes Jahr organisiert. Junge Talente aus ganz Deutschland sind angetreten, um sich eines von 33 kostbaren Streichinstrumenten zu erspielen. So wertvoll, dass sie sich kaum jemand leisten kann.
Auch der 24-jährige Jakob ist angereist, mit der Hoffnung, eine passende Geige zu bekommen: "Man hat immer sehr viel Ehrfurcht. Wenn man sich traut, auf das Instrument zuzugehen und seine anfängliche Schüchternheit zu verlieren, dann kommt das Instrument auch mehr zu einem".
Bevor er vorspielen darf, betritt Jakob gemeinsam mit Geigenbaumeisterin Ingeborg Behnke einen besonderen Raum: Hier lagern die Instrumente der Stiftung in ihren Koffern, bereit für ihre zukünftigen Musiker. Viele sind Schenkungen aus Privatbesitz - kostbare Erbstücke, die eine lange Geschichte mitbringen. Sie sprechen über eine Guadagnini-Geige aus dem 18. Jahrhundert aus Italien, die bereits von vielen großen Geigern gespielt wurde.
Streichinstrumente aus Bundesbesitz werden auf Vergangenheit untersucht
Doch nicht bei allen Instrumenten der Stiftung ist die Herkunft so klar dokumentiert wie bei der Guadagnini-Geige. Einige stammen aus staatlichem Besitz, andere aus ungeklärten Quellen: Eines wurde einst vom Reichspropagandaministerium verwaltet - möglicherweise ein Raubgut aus der NS-Zeit.
Zusammenspiel von Musiktalent und Instrument im Vordergrund

Doch bei diesem Wettbewerb zählt vor allem eines: das Zusammenspiel zwischen Musiker und Instrument. Eine fünfköpfige Jury entscheidet, wer am besten mit welchem Instrument harmoniert. Einer der Juroren, Tobias Feldmann, erklärt, worauf es ankommt: "Es ist gibt auch Instrumente, wo man auch nach vielen Monaten, teilweise Jahren, neue Klangspektren und Farben entdecken kann. Wir müssen darauf achten, dass das Instrument ein Stück weit zur Persönlichkeit der Bewerberin und des Bewerbers passt."
Dann ist es soweit: Jakob betritt die Konzertkammer der Musikhochschule Lübeck. Er setzt die Geige an, schließt die Augen und beginn, eine Komposition des tschechischen Komponisten Leoš Janáček zu spielen.
Am Ende der Wettbewerbstage folgt das Ergebnis: Jakob und die Guadagnini-Geige haben nicht zusammengefunden, sie geht an Victoria Wong. Doch Jakob darf mit einer anderen italienischen Geige aus dem 18. Jahrhundert nach Hause fahren - einer Giovanni Battista Zanoli.
Die Herkunft einiger Instrumente im Deutschen Musikinstrumentenfonds ist noch ungeklärt - darunter möglicherweise NS-Raubgut. Laut der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien läuft seit Januar 2025 erstmals ein umfassendes Forschungsprojekt. Sieben Streichinstrumente aus Bundesbesitz werden auf ihre Vergangenheit untersucht. Erste Ergebnisse sind in diesem Sommer geplant.
