"De Söhn": Ein einsames Kind in einer fremden Welt
Im Stück "De Söhn" zeichnet die Schweriner Fritz-Reuter-Bühne die Geschichte einer Familie nach, die mit der Depression des Sohns konfrontiert ist. Am Freitag ist das Stück in Güstrow zu sehen.
Auf die Bühne möchte man springen - und es diesen Eltern sagen: "Nein, das ist keine Phase. Nein, euer Sohn ist nicht faul, nicht bequem - seht ihr die Zeichen nicht, sie sind so deutlich. Dieser Junge braucht Hilfe." Sasha Bornemann spielt den 17-jährigen Niklas. Obwohl selbst dem Jugendalter längst entwachsen, ist es ganz seine Rolle. Schon in der Schweriner Inszenierung von "Harald und Maud" hatte er gezeigt: Vielschichtige Figuren, denen das Publikum beim Erwachsenwerden zuschauen darf, sind wie für ihn gemacht. "Ich kann mich sehr gut an die Zeit erinnern, weil es mir in meiner Schulzeit auch nicht gut ging: Ich habe auch Mobbing-Erfahrungen gemacht und depressive Episoden gehabt", sagt Bornemann. "Von daher habe ich das noch gut im Kopf."
Gefangen in der Familienbiografie
Niklas Eltern haben sich getrennt. Der Vater (Christoph Reiche) lebt mit jüngerer Frau und Baby in einer neuen Wohnung. Dort zieht Niklas ein - bei seiner Mutter will er nicht mehr bleiben. Schon seit Monaten war Niklas nicht mehr in der Schule - das erschüttert die Eltern. Sie haben es nicht bemerkt.
Vater und Sohn nähern sich wieder etwas an. Die neue Frau des Vaters (Finja Harder) müht sich um Nähe und verzweifelt doch immer wieder. Sie ist gerade erst Mutter geworden. Niklas und seine Krankheit überfordern sie und belasten die Beziehung zu Niklas Vater. Und der 17-jährige bemerkt es natürlich.
Das Publikum erfährt: Auch der Vater trägt Narben auf der Seele. Die Beziehung zu seinen Eltern, zu seinem Vater insbesondere, ist vorsichtig gesagt schwierig. Eigentlich will er es nun mit Niklas besser machen. Doch auch er ist gefangen in seiner Biografie.
"De Söhn": Enorme Klarheit der Geschichte
Auf der Bühne Stühle an zwei Tischen auf Podesten, so angedeutet die Wohnung der Mutter rechts, die des Vaters links. Türen führen in eine Welt die den Zuschauern verborgen bleibt. Im Hintergrund gewaltig, auf lichtdurchlässigen Stoff gedruckt: eine Alptraumlandschaft. In der Mitte eine Gestalt, die schaut nach oben, sehnsuchtsvoll oder hilfesuchend, wir wissen es nicht. "Ich sehe ein einsames Kind in einer fremden Welt", sagt Regisseurin Adelheid Müther.
Die Herausforderung für sie und ihre Schauspieler ist die Klarheit, in der die Geschichte erzählt ist. So hat Adelheit Müther vor allem die Sprache, um die Tiefe des Stoffes zu transportieren, in diesem Fall, das Plattdeutsche. "Gerade in so einem Stück, wo es um emotionale und um große Probleme geht. Ich glaube, dass diese Sprache eine Intensität bekommt, die fast was Künstliches bekommt - etwas das überhöht ist."
Nach einem Suizidversuch muss Niklas in eine psychiatrische Klinik. Nach einer für ihn qualvollen Woche dort will er nach Hause, die Zuschauer erleben Eltern in einem zutiefst menschlichen Konflikt: Niklas fleht sie an, nicht mehr bleiben zu müssen, der Arzt (Simon Grundbacher) hält dagegen. Schließlich geben die Eltern Anne (Kerstin Westphal) und Peter dem Gefühl nach - Niklas darf nach Hause. Ein Fehler.
"De Söhn": Ein einsames Kind in einer fremden Welt
Die Schweriner Fritz-Reuter-Bühne zeigt die Geschichte einer Familie, die mit der Depression des Sohns konfrontiert ist.
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Verschiedene Veranstaltungsorte in
Güstrow, Schwerin und Putbus
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- Tickets gibt es über die Webseite des Mecklenburgischen Staatstheaters.