Natur-Krimi "Gras": Wenn aggressive Pflanzen Städte zerstören
Mit seinem neuen Krimi kehrt Bernhard Kegel in gewisser Weise zu seinem ersten "Wenzels Pilz" von 1993 zurück. Darin gerät ein Pilz außer Kontrolle. In "Gras" geht es um ein rätselhaftes, aggressives Gestrüpp.
Diesmal entwirft Bernhard Kegel eine gruselige Zukunftsvision. In Berlin beginnt sich ein neues Gras auszubreiten. "Invicta" wird es genannt. Es wächst in rasendem Tempo, zerstört Straßen, Bürgersteige, Hausfundamente. Selbst die Experten, die zu Rate gezogen werden, haben keine Erklärung für dieses Phänomen. Den ganzen Tag sind Rasenmäher, Motorsägen und schweres Gerät im Einsatz, aber das Wachstum kann nicht eingedämmt werden. Die Pflanze macht die Hauptstadt unbewohnbar:
Auch unter der Erde richtete Invicta immense Schäden an und eine Bekämpfung leistete dem sogar Vorschub. Wenn die oberirdischen Pflanzenteile beseitigt wurden, investierte das Gras nämlich in sein ohnehin schon enormes Wurzelwachstum und trieb umso kräftiger wieder aus. Seit drei Jahren waren Gebäudefundamente und alles, was an Rohren, Kabeln und Leitungen im urbanen Boden lag, Invictas unaufhaltsamem Expansionsdrang ausgesetzt, und nun zeigten sich die Folgen. Stromausfälle und Rohrbrüche häuften sich, Telefon, Internet und Fernwärme fielen aus, die Fernseher blieben schwarz, Straßenlaternen gerieten in bedrohliche Schieflage und stürzten um. Leseprobe
Panik und Plünderungen in Berlin
Panik breitet sich in der Stadt aus und schließlich folgen die Menschen den Anweisungen der Behörden, möglichst geordnet die Stadt zu verlassen. Die Biologin Natalie bleibt, sie will herausfinden, was da vor sich geht. Ebenfalls in der Stadt geblieben sind ein paar gewaltbereiten Banden, die alles plündern.
Ein Stück hinter ihnen bewegt sich das Gras. Da kommen noch mehr. Es sind viele. Ihr Auftauchen raubt mir alle Energie. Ich lehne mich mit dem Rücken an eine Hausflurwand, schließe die Augen und sinke kraftlos auf den Boden. Gleichzeitig macht es mich wütend, ohnmächtig wütend. Woher nehmen diese Typen das Recht, mich zu verfolgen? Wer gibt ihnen das Recht, mich und Marie zu ängstigen. Ich bin heilfroh, dass die Kleine nicht mitgekommen ist. Leseprobe
Die "Kleine" ist ein Kind, das Natalie in der Stadt gefunden hat, offenbar wurde es dort einfach zurückgelassen und die Biologin versucht, es nun zu beschützen.
"Gras": Eine gruselige Vorstellung
Die Romanhandlung ist so weit von unserem Erleben weg, dass man sich lesend schon ziemlich gruselt. Aber es rückt nicht zu nahe. Im Frühling, wenn die Natur draußen mit einem Schlag explodiert, ist es einem wohl manchmal auch ein bisschen unheimlich mit diesem Wachstum, erlaubt aber keinen Vergleich zu dem Gras, das Bernhard Kegel wachsen lässt - mit Aussicht auf Rettung zum Schluss.
Gras
- Seitenzahl:
- 384 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Verlag:
- Dörlemann
- Bestellnummer:
- 978-3-03820-138-0
- Preis:
- 25 €