Krimis des Monats: Durch Länder und Zeiten
Wir stellen Ihnen drei Krimis vor, die alle in der Vergangenheit in sehr verschiedenen Ländern spielen.
Die Geschichten spielen im England in den 1950er-Jahren, im Deutschen Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts und in Japan in den 1930er-Jahren.
"Die rätselhaften Honjin-Morde": Der japanische Sherlock Holmes
Seishi Yokomizo, der von 1902 bis 1981 lebte, gilt in Japan als der beliebteste Autor klassischer Kriminalromane. "Die rätselhaften Honjin-Morde" führen zurück ins Jahr 1937. Der älteste Sohn der angesehenen Familie Ichiyanagi und seine Frau werden in der Hochzeitsnacht ermordet. Rätselhaft an diesem Fall ist einiges. So liegt das Paar in einem von innen verriegeltem Zimmer, im Schnee gibt es keine Spuren, dennoch wird die Mordwaffe in einer Schneewehe steckend gefunden. Die hinzugezogene Polizei wirkt überfordert und so soll es der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi richten.
Kindaichi erinnert mit seiner Kombinationsgabe und Scharfsinnigkeit an Sherlock Holmes. Er kommt einem unglaublich gerissenen Plan auf die Spur. Seishi Yokomizo erzählt unaufgeregt und angenehm altmodisch, die Leserinnen und Leser tauchen ein in das fremdartige Japan der 1930er-Jahre. Der Fall lädt zum Miträtseln ein und die Auflösung ist einfach frappierend.
"Felix Blom. Der Häftling aus Moabit": Zeitreise ins Deutsche Kaiserreich
Die neue Krimireihe der Österreicherin Alex Beer führt nach Berlin. 1878 wird Felix Blom, prominentester Dieb der preußischen Reichshauptstadt, nach drei Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Er hat keinen Job und keine Bleibe und greift in seiner Verzweiflung nach dem letzten Strohhalm: Er tut sich mit der ehemaligen Prostituierten Mathilde zusammen, die eine erfolglose Privatdetektei führt. Und gleich ihr erster gemeinsamer Fall hat viel mit Blooms Vergangenheit zu tun.
Alex Beer ist eine großartige Erzählerin. Schon nach den ersten Seiten ist man von der Atmosphäre und den tiefgründigen, authentischen Charakteren regelrecht gefangen. Die Autorin schildert Berlin detailverliebt als aufstrebende moderne Metropole mit Schattenseiten. Unbedingte Leseempfehlung!
"Mord auf dem Landgut": Weihnachtskrimi in bester Gesellschaft
Lord Warbeck ist schwer krank und wird bald sterben. So hat er zu Weihnachten noch einmal alle, die ihm nahestehen auf sein Landgut eingeladen. Das sind unter anderem sein nichtsnutziger Sohn, dessen Geliebte und ein Vetter. Am Weihnachtsabend stirbt der Sohn des Lords, vergiftet mit Zyankali. Als Täterin oder Täter kommt jeder im Haus infrage, alle hatten ein Motiv und da es unaufhörlich schneit, kann auch niemand das Landgut verlassen. Der Zyankali-Mord bleibt nicht der einzige und bald verdächtigen sich die Gäste gegenseitig, die Stimmung kippt.
"Mord auf dem Landgut" aus dem Jahr 1951, ist very british, den Nachmittagstee bringt der Butler, die Atmosphäre ist gediegen, wenn auch die Fassade bröckelt. Autor Cyril Hare, ein englischer Anwalt und Krimischriftsteller, zählte wie Agatha Christie oder Dorothy L. Sayers zu den Vertretern des "Goldenen Zeitalters" des Detektivromans.