Comics 2024: Die spannendsten Neuerscheinungen
Das erste Halbjahr 2024 hat coole und herausragende grafische Romane zu bieten - ob Graphic Novels für Erwachsene oder Comics für Kinder. Von Bio-Pic über Western, von Science Fiction bis Historien-Roman.
Die Bandbreite von Graphic Novels ist größer als man denkt. Inhaltlich machen sie es den “normalen” Romanen gleich, hinzukommen allerdings die unterschiedlichen Zeichenstile und Techniken. Immer mehr Leserinnen und Leser greifen zu den grafischen Erzählungen. Grund genug für einen Überblick über die interessantesten, spannendsten, schönsten und coolsten Neuerscheinungen in 2024 zu geben.
"Columbusstraße": Intime Familiengeschichte im Zweiten Weltkrieg
Schon beim Cover wird klar: Das wird kein Feel-Good-Roman. Aus unzähligen Aufzeichnungen aus dem Nachlass, wie Briefen, Fotos und Dokumenten und einem langem Gespräch, puzzelt er die Vergangenheit zu einem Bild zusammen. In seinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen erzählt er mit starken Kontrasten und kräftigen Outlines von den Wünschen, aber auch Ängsten seiner Altvorderen - immer vor dem Hintergrund der Beklemmungen der Nazi-Zeit und dem Horror des Krieges. Oft dokumentarisch, dann wieder fiktional beschreibt und verwebt er Entscheidungen und Umstände sehr intelligent und subtil miteinander. "Columbusstraße" nimmt sich Zeit und schafft den schwierigen Spagat zwischen dunkler Historie und intimer Familiengeschichte.
"Heroes": Schwarzer Humor trifft auf Gesellschaftsanalyse
Eine Gruppe von äußerst diversen Figuren stromert durch den Wald. Sie sorgen sich alle um die Menschheit, denn die ist von einer dunklen Macht bedroht. Inio Asanos Manga "Heroes" lässt die ungewöhnlichen Helden eine Reise durchleben, die die Fragen des Lebens im Allgemeinen und die des Zusammenlebens im Besonderen behandeln. Ein Buch, das durch seine Kontraste hervorsticht - gestalterisch durch die Mischung aus Fantasy-, Manga- und Cartoonhaftigkeit, aber auch inhaltlich, wenn schwarzer Humor auf Gesellschaftsanalyse trifft. Ein leicht zu verschlingendes Buch mit Tiefgang. Sehr unterhaltsam, sehr fantasievoll.
"Harter Psücharter": Urkomische Sitcom von Ralf König in Buchformat
Im dritten Teil seiner Mini-Web-Serie um Konrad und Paul beschreibt Ralf König einmal mehr das schwule Leben seiner Figuren mit pikanten Fantasien oder auch Begegnungen - aber nicht nur. Er behandelt auch universelle Themen. Bei ihm geht es um die Angst vorm Älterwerden. Es geht um das Finden der richtigen Begrifflichkeit, wenn es um das Thema queere Lebenswelten geht oder wenn ein Smartphone in ein analoges Leben Einzug hält. "Harter Psücharter" ist ein Aufheller für dunkle Stunden, eine urkomische Sitcom in Buchformat oder einfach nur ein großer Spaß zum Lesen.
"Drei oder vier Bagatellen": Berührend kantiger Antihelden-Comic
In "Drei oder vier Bagatellen" berichtet der österreichische Zeichner Franz Suess von Erwartungen und Verlust und der Sehnsucht nach Geborgenheit, Ehrlichkeit und dem Geliebt-Werden. Da datet zum Beispiel Brigitte voller Hoffnung auf einen romantischen Abend den rustikalen Stevan, um ihn ein paar Stunden und Seiten später hochkant aus ihrer Wohnung zu schmeißen. Die Figuren von Franz Suess sind Antihelden, gescheitert, nie wirklich mit Glück gesegnet - nur in ihren Träumen gefangen. Kantig, kratzig in Schwarzweiß zeichnet er sie - alles wirkt ein wenig trüb. Selbst der Sommer wird bei ihm zu einem einzigen Novembertag. Trotz aller Düsternis schafft es der Zeichner, Empathie für die Figuren entstehen zu lassen. Eindringlich und berührend.
"Private Venus": Mailänder Krimi im Crumb- und Knatterton-Stil
In Paolo Bacilieri Krimi-Adaption von Giorgio Scerbanenco geht es um den Mord an einer jungen Frau in einem Vorort von Mailand. Ein wegen Sterbehilfe verurteilter Arzt soll sich für einen Klienten um dessen alkoholkranken Sohn kümmern und den Grund für dessen Sucht finden - doch der Arzt entdeckt noch mehr. Ganz in Schwarzweiß und mit einer Mischung aus Robert Crumb, Roy Lichtenstein und Nick Knatterton bringt uns Bacilieri ein Stück Italien näher, das seinem Image aus Mafia, Dolce Vita und duftendem Cappuccino gerecht wird und durch die grafisch gehaltenen Bilder einen eigenen Sog entwickelt. "Private Venus" überzeugt durch Detailverliebtheit und unkonventionelle Bildsprache - am besten zu genießen mit einem frischen Espresso.
"Atan von den Kykladen": Zauberhafte Künstler-Geschichte
Atan ist ein schüchterner Junge, der vor 5.000 Jahren auf der griechischen Insel Kea lebt. Er formt lieber Figuren aus Ton, als seiner Familie bei der Haus- und Feldarbeit zu helfen. Auch wenn sein Großvater findet, dass er goldene Hände hat, so muss er doch sein Dorf verlassen und nach Naxos reisen. Aus dem jungen Atan wird später ein bedeutender Bildhauer und Künstler. Judith Vanistendaels "Atan von den Kykladen" gibt Mut, seinen Talenten und Leidenschaften zu folgen - trotz aller gesellschaftlichen Zwänge. Mit ihrem unnachahmlichen Stil, in dem sie die Panels auflöst und den Platz einer Seite mit viel humorvoller Handlung füllt, bekommt die Geschichte - auch durch ihre leichte und lockere Erzählweise - etwas Philosophisches. Eine zauberhafte Geschichte - aber noch zauberhafter erzählt.
"Hoka Hey!": Packender Western-Comic
Die Grillen zirpen, die Bäume rauschen und das hohe Gras wiegt sich im Wind. Ein paar Seiten später allerdings liegen schon die ersten Figuren tot unter der Sonne des Wilden Westens und ein kleiner Dakota-Junge bangt gekidnappt auf einem Pferd um sein Leben. "Hoka Hey!" heißt der Band von Romain Maufront alias Neyef. Hier flirrt die Luft, hier tanzen Lichtreflexe durch die Seiten, als lese man das Buch unter einer großen Buche im Hochsommer. Vor dem historischen Hintergrund der Zwangsumsiedlung und Umerziehung der indigenen Ureinwohner Nordamerikas, werden alle Register eines guten Western gezogen: einsame Nächte am Lagerfeuer, Kopfgeldjäger, alte und offene Rechnungen, Saloon-Schlägereien und natürlich rauchende Colts. "Hoka Hey!" ist nicht nur der Kriegsschrei der Lakota, es ist ein Buch voller Geschichte und Spannung - bis zur letzten Seite.
"Fungirl": Grotesk, aberwitzig und unglaublich sympathisch
Eine junge Frau sucht einen Job - notgedrungen, denn ohne Geld läuft nichts. Sie ist eher faul. Wenn sie Dinge unternimmt, dann nur welche, die ihr Spaß machen: Skateboard fahren, träumen und masturbieren. "Fungirl" heißt dieses Geschöpf der Comic-Evolution - mit einem wirklich kreisrunden Gesicht, zwei Kulleraugen und einer Stirnfalte, die an ein Christuskreuz - nur umgedreht - erinnert. Ihr Leben in der kleinen WG mit Becky, mit der sie schon mal was hatte, und Peter, Beckys Freund, mit dem sie noch nichts hatte, ist geprägt von Selbstliebe-Attacken und Schnorrereien. Zudem scheint sie mit Ungeschicklichkeit gesegnet zu sein. Da geht schon mal beim neuen Arbeitgeber, einem Bestatter, eine Leiche in Flammen auf. Grotesk, aberwitzig und unglaublich sympathisch zeigt uns Elizabeth Pich diese herzensgute Loserin im schnörkellosen bunten Cartoon-Stil. Bunt, frech und ein bisschen subversiv. Die Graphic Novel erschien vor drei Jahren erst in den USA und nun beim Schweizer Verlag Edition Moderne. Was für ein Glück, denn sonst bliebe uns dieses zutiefst menschliche "Fungirl" vorenthalten.
"Genossin Kuckuck": Universum an Poetik und Vielschichtigkeit
Die Graphic Novel handelt vom Erinnern an die DDR-Zeit, von der Suche und dem Finden der Bedeutung des Wortes "Heim" mit all seinen Facetten. Zudem handelt es von Fragen wie: Wer bin ich? Was macht mich zu dem, was ich geworden bin? Das Ganze erzählt Anke Feuchtenberger nicht linear. In den mit Bleistift und Kohle gezeichneten Bildern wird es autobiografisch, poetisch und teilweise surreal - auch wenn eine tiefere Bedeutung dahinter steckt. "Ich habe keinen Anspruch dokumentarisch zu sein", so Anke Feuchtenberger, "überhaupt nicht. Das ist eine völlig erfundene Geschichte, die wahr ist." "Genossin Kuckuck" ist keine gängige Graphic Novel. Es ist ein Universum, dass in seiner Poetik an Wim Wenders Filme erinnert und in seiner Vielschichtigkeit an Bücher von Christa Wolf.
"Der Prophet": Alter Text mit frischen Bildern
Vor 100 Jahren erschien das Buch "Der Prophet" des Dichters und Philosophen Khalil Gibran - nun liegt es als Graphic Novel vor. Mit dem Stift mitphilosophiert hat es die in Frankreich lebende Libanesin Zeina Abirached. Ihr Zeichenstil erinnert teilweise an "Persepolis" von Marjane Satrapi. In Schwarz-Weiß gehalten, wird die Geschichte von Almustafa erzählt, der zwölf Jahre auf die Ankunft eines Schiffes wartet, um dann kurz vor seiner Abfahrt mit den Bewohnern in philosophische Gespräche zu versinken. Alles wirkt gekonnt graphisch: Formen, Figuren, selbst die Texte fließen rhythmisch durch die knapp 370 Seiten. Ein alter Text, der durch seine frischen Bilder viel Ruhe, Entschleunigung und Nachdenkenswertes entfaltet.
"Crossing Borders": Schöner Manga für Einsteiger
Schüchterner Junge mit großem Zeichentalent trifft auf hübsches Mädchen mit über einer Million Instagram-Followern. Was zuerst nach einer ziemlich flachen, überzogenen und auch extrem langweiligen Story klingt, hat mehr zu bieten. Entwickelt und gezeichnet hat sie der Münchner Dominik Jell. Sein Beruf: Tätowierer und Mangaka. Seine Erzählweise: "So realistisch wie möglich. Das war für mich der Anspruch: Nichts passiert, was nicht auch so im echten Leben passieren könnte." Die beiden Protagonisten tragen jeweils einen ordentlichen Rucksack an bereits unschönen Erfahrungen, die in Verletzungen und Rückzug geendet haben. Zeichnerisch ist dieser Manga sehr europäisch, weg vom Kulleraugen-Girl und hechelndem Pennäler. Details und organische Dialoge machen "Crossing Borders" für noch nicht infizierte Manga-Fans zu einem Einstieg oder Highlight.
"Quentin Tarantino": Comic-Biografie über den Meisterregisseur
Quentin Tarantino ist ein Filmbesessener und man fragt sich, warum hat es nicht schon längst eine Graphic Novel über den Filmemacher gegeben. Geschrieben und gezeichnet hat ihn Amazing Ameziane, der schon Orwells "1984" voluminös als Comic umgesetzt hat. Er erzählt die Biografie des Filmemachers chronologisch. Da wird seine Kindheit und Jugend im "Calvin und Hobbes"-Stil erzählt, da werden Unmengen an Szenen aus seinen Filmen gezeigt und besprochen, da wechseln die Zeichenstile so oft wie die Filter vor den Kameraobjektiven. Farben sind oft so knallig eingesetzt wie die Sprache in seinen Filmen - Kontraste satt. Da passt der Inhalt perfekt zur Form. Thematisch wird nichts ausgelassen: von der verlustreichen Kindheit bis zum toxischen Weinstein-Verhältnis. Für Film- und Tarantino-Fans gibt es viele Ahhs und Ohhs - für alle anderen ist das Buch eine muntere Comic-Biografie.
"The Future is …": 14 verschiedenste Ideen von der Zukunft
Wie wird die Welt in 100 Jahren aussehen? Diese Frage haben sich 14 Illustratorinnen gestellt. Auf jeweils acht Seiten versuchen sie eine Welt zu zeigen, die KI geprägt, umweltmäßig ausgelaugt und hochtechnologisch ist - oder eben ganz anders. 14 verschiedene Stile, 14 verschiedene Ideen von der Zukunft - was sie beim Lesen gemeinsam haben, ist der Wunsch, eigentlich mehr von diesen Welten zu erfahren. Poetisch, philosophisch oder einfach nur abgedreht - "The Future is …" ist eine Graphic Novel mit Kurzgeschichten und viel Raum zum Träumen und Nachdenken.
"Die Chroniken von Sillage": Spaßiges Fantasy-Abenteuer
Im wahrsten Sinne fantastisch wird es auch in den "Chroniken von Sillage". Dieses Fantasy-Abenteuer beruht auf einer Geschichte der beiden Zeichner Philippe Buchet und Jean-David Morvan. Sie lassen die junge Nävis durch das All cruisen, die von einem riesigen Weltraum-Konvoi aufgenommen wird - als einziger Mensch unter diversen Spezies. Unterschiedliche Zeichner erzählen ihre Geschichte in Episoden, Stilwechsel sind auch hier Standard. Das macht das Lesen Anfangs etwas schwieriger, da bestimmte Figuren nicht sofort erkennbar sind. Am Ende allerdings zeigt sich ein großer Spaß, denn das Universum von Sillage kann locker mit dem von Star Wars, Narnia oder Star Trek mithalten.
"Wie ein Hund": Ungewohnt raue und temporeiche Textcollage
Kantig, kontrastreich und irgendwie geheimnisvoll - so schaut Franz Kafka nicht nur auf einem seiner berühmtesten Porträts aus dem Jahr 1923, so zeichnet auch der Kroate Danijel Žeželj Bilder zu den Texten des Prager Schriftstellers. Es ist eine Textcollage aus Roman-, Erzählungs- und Tagebuchausschnitten. Das Fundament bildet die Kurzgeschichte "Ein Hungerkünstler". Der Stil ist ungewohnt rau, kompromisslos. Seine schwarzweißen Zeichnungen wirken wie moderne Grafiken aus einer Galerie in Gotham City. Sie ziehen einen mit Tempo durch die dann doch traumatische Geschichte, die mit Gleichnissen, wie bei Kafka üblich, durchzogen ist. Wer Kafka in der Schule nicht verstanden hat, der bekommt mit "Wie ein Hund" eine zweite Chance.
"Komplett Kafka": Prosa trifft auf Comic
"Ich leg' mich auf die Couch und denke nach." Was ein gutes Zitat von Kafka selbst sein könnte, stammt aber vom österreichischen Comic-Künstler Nicolas Mahler, der so sein Zeichen-Ritual einmal beschrieben hat. Mahler ist für seine humorvollen und Spaß bringenden Cartoons und Comicstrips in der "Zeit" oder der "NZZ" bekannt - nun also Kafka. Herausgekommen ist ein kleines Büchlein - allerdings weit entfernt von einer Graphic Novel oder einem Comic. Darin die typisch reduziert-skizzenhaften Cartoon-Bilder von Mahler, die zwischen - mal kurzen, mal längeren - Textblöcken eingemauert sind. Prosa trifft auf Comic. Was gestalterisch zu kurz kommt, ist inhaltlich sehr unterhaltsam. In der Summe ist "Komplett Kafka" ein humorvolles "Biografiechen" mit Schmunzeleinheiten, passend für eine Bahnfahrt zwischen Kiel und Hannover.
"Kafka": Neuauflage eines Klassikers
Bereits 1995 erschien "Kafka für Anfänger" - eine Zusammenarbeit des Schriftstellers David Z. Mairowitz und des amerikanischen Comic-Pioniers Robert Crumb. Nun gibt es eine Neuauflage im Taschenbuchformat unter dem abgekürzten Titel "Kafka". 175 Seiten lang arbeiten Mairowitz und Crumb das Leben des überwiegend unglücklichen und depressiven Autors auf. Robert Crumb findet Bilder, die oft das Leiden und den Schmerz des jungen Franz sichtbar und teilweise auch spürbar machen. Es sind detailreiche Bilder, die oft keine Weißräume haben und so schwerer wirken als übliche Comicstrips. Hier verschmelzen Textblöcke mit den Zeichnungen zu einer organischen Einheit. Ein Klassiker, der auch noch knapp 30 Jahre nach Erscheinen nichts an Kraft und Bedeutung verloren hat und so das Verständnis für Kafka heute noch wach hält.
"Kannas": Eindringliche historische Dokumentation
1944, nördlich von Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg: Nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 zwingt die Rote Armee die finnischen Bewohner der dortigen Landenge zur Flucht - mit allen Mitteln. Die Finnen nennen diesen Landstrich "Kannas". In der gleichnamigen Graphic Novel von Hanneriina Moisseinen erleben wir diese Zeit noch einmal nach. In matten und beklemmenden Bleistiftzeichnungen erzählt sie von der Hirtin Maria und dem Deserteur Auvo, der nur durch Glück einen Angriff überlebt hat und fortan traumatisch durch die Gegend kurvt. Das Buch wird durch historische Fotostrecken zu einer erzählerischen Dokumentation der eindringlichsten Art. Eine Geschichte nicht zum Wohlfühlen, aber um unbekannte historische Abläufe zu verstehen.
"Das Schimmern der See": Skizzenbuch eines Aktivisten im Mittelmeer
Drei Tage ist Adrian Pourviseh mit Seenotrettern auf dem Mittelmeer unterwegs. Der Aktivist ist entsetzt, was ihm dort begegnet. Verzweifelte und hilflose Flüchtlinge treffen auf gut organisierte Helfer, Not trifft auf Empathie und im Hintergrund kocht die Politik ihr eigenes Süppchen. Er dokumentiert das Erlebte in seinem Skizzenbuch. Zeichnerisch erinnert "Das Schimmern der See" oft an eine Leistungskursarbeit aus der Schule, doch man spürt auch den inneren Drang Pourvisehs, das Stille und nie Gehörte öffentlich zu machen. Erschreckend und informativ zugleich.
"Games": Berauschende Bilder von fünf Geflüchteten aus Afghanistan
Patrick Oberholzer belegt mit "Games" eine eigene Kategorie in diesem Genre. Fünf Menschen aus Afghanistan erzählen ihre persönliche Geschichte. Oberholtzer spiegelt diese wider, allerdings in berauschenden Bildern voller Präzision, Farbigkeit, Aufbau und Modernität. So gerät eine Flucht über die Berge bei ihm zu einer comic-haften Marvel-Action-Szene, ohne dabei den nötigen Respekt für die Flüchtenden zu verletzen. Der Illustrator aus Winterthur verwebt die Geschichten der fünf Protagonisten intelligent mit Fakten rund um Afghanistan, Schleppersysteme, Fluchtrouten, inoffizielle Finanzsysteme und europäische Asylpolitik. "Games - Auf den Spuren der Flüchtenden aus Afghanistan" sollte zu einem Standardwerk für Schulen und Politiker werden. Eindringlicher kann man die Hintergründe, Verknüpfungen und Beweggründe nicht vermitteln und verstehen.