Mediathektipps: "Bestseller Boy", "Die Flaneuse" und "Tatunca Nara"
Eine Serie über einen jungen Autor, eine Doku über das Schaffen von Doris Dörrie und eine spannende True-Crime-Serie: Das sind die aktuellen Mediathektipps.
"Bestseller Boy": Ein junger Autor zwischen zwei Kulturen
"Warum sollte mein Held keine Witze über die Schweißfüße seiner Mutter machen dürfen?", fragt der niederländische Autor Mano Bouzamour. Als er seinen Debüt-Roman "Samir, genannt Sam" veröffentlichte, brachten allerdings weniger die Schweißfüße als andere Details seine Community auf die Palme. In dem Buch erzählt er von der Engstirnigkeit seiner Eltern, die in Marokko geboren wurden, von Schlägen in der Koranschule, von ausschweifenden Partys und Sex im nächtlichen Amsterdam. Jetzt ist die achtteilige Romanverfilmung unter dem Titel "Bestseller Boy" auch in Deutschland zu sehen.
"Ich bin Autor", sagt Momo, "und mein erstes Buch ist fast fertig. Bereit für die Welt." Als Momo an der Rezeption des größten Amsterdamer Buchverlags steht, fühlt er sich angekommen auf dem Olymp. Vorerst allerdings nur, um Sushi auszuliefern. Denn damit verdient der Nachwuchsautor seinen Lebensunterhalt.
Fina: Gratuliere.
Momo: Willst du’s lesen?
Fina: Hör zu Momo, heutzutage schreibt jeder. Jede Woche kommen Leute mit einem Manuskript hierher.
Szene aus "Bestseller Boy"
Die Eltern des jungen Schriftstellers stammen aus Marokko. Obwohl sie Analphabeten sind, hat Momo schon als Kind jedes Buch verschlungen, das ihm in die Finger kam.
Fina: All ihre Hoffnungen, all ihre Träume stehen auf diesen wenigen 100 Seiten. Und wir lesen höchstens zehn davon.
Momo: Ach ja?
Fina: Ja, es wird nicht mal zurückgeschickt. Es verschwindet im Papiercontainer.
Szene aus "Bestseller Boy"
Erfrischend offenherzig, voller Komik und schamloser Übertreibungen erzählt die achteilige Serie "Bestseller Boy" von Momos Leben zwischen zwei Kulturen. Von seinem Kampf als Schriftsteller ernst genommen zu werden. Und davon, wie er den Rassismus, der ihm immer wieder entgegenschlägt, als Mittel zur Selbstvermarktung nutzt.
Dass er mit seinem Roman seine Familie, seine Freundin und seine gesamte Community gegen sich aufbringen wird, hat Momo allerdings nicht erwartet. "Du bist ein Kämpfer", redet ihm Fina gut zu. "Bestseller Boy" ist in der ZDF Mediathek zu sehen.
"Die Flaneuse": Doku über Doris Dörrie und die Arbeit in einer Männerdomäne
Mit über sechs Millionen verkauften Kinokarten war Doris Dörries Beziehungskomödie "Männer" der Überraschungserfolg des Jahres 1985. Unter ihren meist männlichen Kollegen machte sich die Newcomerin damit keine Freunde. "Es ist schwer, sich am Erfolg des oder der Anderen mitzufreuen, wenn man selber gerade keinen hat", so Doris Dörrie, "und dann ist da so eine, die ist noch nicht mal 30 und hat so einen Welterfolg, und sagt immer: Wieso, wir haben da nicht drüber nachgedacht und das ist uns alles ganz leicht gefallen. So war es auch. Ja, da wäre ich wahrscheinlich auch stinkig."
In Sabine Lidls Porträt "Die Flaneuse" erzählt Doris Dörrie von ihrer Karriere als Filmemacherin und Schriftstellerin. Offen spricht sie darüber, wie weh es tat, von den Gralshütern der Filmkunst über Jahrzehnte in die Ecke der belanglosen Komödien-Regisseurin gestellt zu werden: "Das Filmmuseum München hat noch nie einen Film von mir gezeigt. Noch nie! Ich versuch da nicht drüber nachzudenken, weil es mich verletzt. Ich will nicht gern verletzt werden, weil es mich dann auch schnell hindert, was Neues zu machen und diese Freude dann auch zu haben." Nach diesem Porträt muss man sie einfach mögen: "Doris Dörrie - die Flaneuse" in der Arte Mediathek.
"Tatunca Nara": Spannende True-Crime-Serie
In den 1970er-Jahren macht ein Mann von sich reden, der angibt Sohn eines Amazonas-Häuptlings und einer deutschen Nonne zu sein.
Tatunca Nara behauptet von sich, das Oberhaupt eines unentdeckten Volkes zu sein, das versteckt in Höhlenstädten tief im Regenwald leben soll. Auszug aus der Serie "Tatunca Nara"
Der Abenteurer Rüdiger Nehberg trifft Tatunca Nara 1982 in Brasilien. Seine Tochter Kirsten erinnert sich, dass er den Mann zunächst für einen harmlosen Spinner hielt.
Kirsten Nehberg: Irgendwann klingelte bei meinem Vater das Telefon und das BKA war am Apparat. Und die Frage lautete: Trauen Sie Tatunca Nara einen Mord zu? Und mein Vater sagte direkt nein. Auszug aus der Serie "Tatunca Nara"
Aber schon bald ändert Nehberg seine Meinung, denn vieles weist darauf hin, dass Tatunca Nara mehrere Menschen ermordet hat. Gemeinsam mit einem Filmteam macht Kirsten Nehberg sich in Brasilien auf Spurensuche. "Tatunca Nara und die Toten im Dschungel" heißt die spannende, dokumentarische True-Crime-Serie in der ARD Mediathek.