"Club der Honks": Schräge Teenager-Geschichte für Kinder ab 10 Jahren

Stand: 06.01.2024 06:00 Uhr

Der neue Kinderroman der US-Amerikanerin Betsy Uhrig (sprich: Yerig) ist wieder etwas ganz Besonderes: "Club der Honks" ist eine schräge Geschichte um eine Gruppe Teenager, die in ihre eigene Zukunft blicken - und sie ändern wollen.

von Katharina Mahrenholtz

Betsy Uhrig ist - noch - ein Geheimtipp. Schon in ihrem ersten Kinderbuch "Mehr Action, weniger Zucchini" hat sie bewiesen, dass sie eine sehr komplexe Geschichte mit Witz und Spannung erzählen kann: Mit vielen Plot-Twists, schrägen Ideen und gutem Timing.

So funktioniert auch ihr neues Buch: Protagonist in "Club der Honks" ist Ich-Erzähler Jason, gerade auf die Highschool gewechselt, zusammen mit seinen besten Freunden Steve und Vincent. Als es darum geht, in einen der vielen Clubs einzutreten, entscheiden sich die Jungs für den H.A.A.R. Club - ohne zu wissen, worum es da geht.

"Wenn wir jetzt beitreten, als Siebtklässler, werden wir in der 8. Klasse bestimmt Clubvorsitzende sein." Jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit. "Wenn wir uns als Erste eintragen", sagte ich und dachte laut nach, "wären wir dann nicht schon sofort Clubvorsitzende? Das wäre nur gerecht." Steve nickte angesichts meiner brillanten Logik. Oder vielleicht auch angesichts meiner Bereitwilligkeit, mich ihm anzuschließen. "Wir hätten in einem nagelneuen Club das Sagen. In der 7. Klasse. Denk mal drüber nach", schloss er. Zitat aus "Club der Honks"

Kameras zeigen unerfreulichen Blick in die nahe Zukunft

Dieser Plan geht auf - zumindest für Steve. Er wird Vorsitzender, Jason wird Chronist. Deshalb erzählt er diese Geschichte. Insgesamt finden sich drei Mädchen und fünf Jungs im H.A.A.R.-Club zusammen. Ihre Aufgabe ist es, das Schulüberwachungssystem zu überwachen. So weit, so öde. Aber dann entdecken sie in den Aufzeichnungen der Kameras erstens ein Crouton-klauendes Stinktier und - viel spannender - sehen sie sich in der Zukunft.

Die Überwachungskameras der Cafeteria zeigt sie alle in fünf Jahren. Allerdings ist keins der Kinder zufrieden mit der Zwölftklässler-Version seines Ichs.

Nikhil hatte einen Schnurrbart. Einen dünnen, traurig aussehenden Schnurrbart. Wir schnappten alle entsetzt nach Luft. Bis wir uns den Typen neben ihm genauer anschauten. "Nein", jammerte Steve leise. "Nein, nein, nein, bitte nicht." Steves fluffige, perfekte Haare waren kürzer (…) strähnig und glanzlos, als ob jemand eine billige Steve-Puppe mit vorgeformten Plastikhaaren gebastelt hätte. "Ist das eine Perücke?", fragte Sonia verunsichert. "Hoffentlich", stöhnte Steve. Zitat aus "Club der Honks"

Die behütete Sonia trägt in der Zukunft wahnsinnig viel Make Up und knutscht mit Jungs rum, Ich-Erzähler Jason wirkt ignorant und langweilig, Hoppy benimmt sich genauso herrschsüchtig wie ihre Mutter - eine unerfreuliche Entwicklung. Könnte man das ändern? Wie ist es überhaupt möglich, dass die Überwachungskameras die Zukunft zeigen? Wer steckt hinter der Computerfirma "Vortech" aka "Vorausschauende Technologien"?

Um das zu beantworten, schleichen die Kinder nachts in die Schule - eine nicht ganz durchdachte Aktion.

"Wir wollten eigentlich ein Fenster aufhebeln", erzählte Nikhil, "aber …" "Ein Fenster aufhebeln?", fragte Hoppy. "Das soll wohl ein Witz sein? Wisst ihr überhaupt, wie das geht?" "Nicht wirklich", gab Andrew zu. "Wir wollten improvisieren." Zitat aus "Club der Honks"

Auflösung ein ziemlicher Clou

Es sind ein bisschen viele Personen beteiligt, die acht Clubmitglieder, Jasons nervige Schwester, seine Eltern, Onkel Luke und Tante Shannon (zum Glück, beide sind auf ihre Art eine Bereicherung) und natürlich das bereits erwähnte Stinktier.

Beim Lesen fällt es zeitweise schwer, den Überblick zu behalten. Aber wie die Geschichte erzählt wird - durch Jason als Club-Chronisten - ist so witzig, dass man darüber hinwegsehen kann. Die Auflösung ist ein ziemlicher Clou - und der Showdown findet in einer Firma namens Woozle statt. Das ist eine Internetsuchmaschine für medizinische Fragen, die ihre Angestellten zum gesunden Leben verdonnert - da bekommt das Buch fast ein bisschen "The Circle"-Vibes und nimmt nochmal richtig Fahrt auf.