"Blaubarts Burg": Mit Liebe und Humor gegen das Verbrechen
Mit "Blaubarts Burg" veröffentlicht der spanische Schriftsteller Javier Cercas den dritten Teil seiner Krimiserie um den eigenwilligen Ermittler Melchor Marin. In dem gerät Marins Tochter in die Fänge des mächtigen Oligarchen Raffael Mattson.
Ort des Verbrechens ist diesmal Mallorca. Wer die Insel kennt, wird besonders die Gassen und Plätze rund um Pollenca wiedererkennen. Es geht um einen Multimilliardär, der dort eine Art Hochsicherheitstrakt aus seinem herrlich gelegenen Anwesen gemacht hat und seinen schier unermesslichen Reichtum dazu nutzt, sich unangreifbar zu machen, indem er die Polizei und die Justiz korrumpiert und Politiker erpressbar macht. Regelmäßig lädt dieser Raffael Mattson wichtige Vertreter der Gesellschaft zu ausschweifenden Sexpartys ein. Es scheint aussichtslos, etwas gegen ihn zu unternehmen, seine unmenschlichen Verbrechen zu stoppen.
Javier Cercas hat einen Cameo-Auftritt
Liebe, Freundschaft, unbeirrbarer Mut und Humor werden aufgeboten, um dem Verbrechen die Stirn zu bieten. Wie schon in den beiden ersten Bänden taucht Javier Cercas selbst im Roman auf. Melchors Freundin Rosa erzählt ihm:
"'Wetten, du weißt nicht, mit wem Héctor befreundet ist', sagt Rosa und antwortet gleich selbst: 'Mit Javier Cercas.' Melchor hat diesen Namen schon einmal gehört, weiß aber nicht wo. 'Erinnerst du dich nicht?', fährt Rosa fort. 'Der Romane geschrieben hat, die von dir handeln. Hast du sie immer noch nicht gelesen?' 'Nein.' 'Solltest du aber. Dieser Cercas erfindet zwar alles, doch unterhaltsam sind sie.'" Leseprobe
Wie angehen gegen Raffael Mattson?
Javier Cercas hat mit jedem seiner drei Krimis brisante Themen der modernen Gesellschaft aufgegriffen, messerscharf analysiert und in rasante Plots verwandelt. In "Blaubarts Burg" zittern wir mit Melchor Marin um seine Tochter, die in die Fänge des gewissenlosen Mattson geraten ist. Wir bangen, ob es je gelingen kann, etwas gegen ein derart hermetisch abgeschottetes System zu bewirken.
Mit Melchor Marin hat Javier Cercas einen Helden geschaffen, der darüber nachdenken muss, was man tun kann, wenn die Gesetze eines Staates nicht ausreichen, um einen Schwerverbrecher zu stoppen. Wenn man den Oligarchen Mattson nicht auffliegen lassen kann, werden er und seine Gäste weiter das Leben junger Frauen zerstören, die in die Fänge männlicher Obsession und Gewalttätigkeit geraten sind. Melchors innere Widersprüche in seinem Kampf gegen das Böse sind so groß, dass allein über ihn eine perfekte innere Spannung im Roman entsteht.
In bester Gesellschaft
Vor einem minutiös geplanten Überfall widmet sich Melchor Marin Turgenjews "Aufzeichnungen eines Jägers". Am besten gefällt ihm die letzte Erzählung. Sie heißt "Wald und Steppe" und enthält kaum mehr als ein paar Jagdimpressionen.
"Melchor war noch nie zur Jagd auf dem Land, doch die Erzählung, vor allem ihr einfaches Ende ("Leben Sie wohl, lieber Leser, ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute.") berührt ihn melancholisch." Leseprobe
Mit Javier Cercas ist man lesend in allerbester Gesellschaft - zum Nachdenken über alles.
Blaubarts Burg
- Seitenzahl:
- 432 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Spanischen von Susanne Lange
- Verlag:
- S. Fischer Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3-10-397516-1
- Preis:
- 25,00 €