"Aua - Die Geschichte meines Körpers": Axel Hacke lässt die Hosen runter
Axel Hacke erkundet in seinem neuen Buch "Aua!" den Körper, mit dem er sein ganzes Leben verbringt. Mit viel Humor bringt Axel Hacke Wissenswertes über den menschlichen Leib ans Licht.
Hand aufs Herz: Wissen Sie, wo ihre Schilddrüse genau ist, ihre Milz, ihr Dreisiebener? "Ich glaube nicht, dass jeder genau sagen kann, wo die Leber sitzt oder was die Galle eigentlich tut", sagt Axel Hacke. "Das sind aber Organe, mit denen man sein ganzes Leben verbringt. Und trotzdem weiß man erstaunlich wenig über sie. Das hat mich überrascht."
Und wenn Axel Hacke feststellt, dass er über etwas erstaunlich wenig weiß, dann sieht er zu, erstaunlich viel darüber in Erfahrung zu bringen - und, na klar, ein Buch daraus zu machen. "Es gibt Leute, die schreiben ihre Memoiren. Dann schreiben sie über ihre Heldentaten, über ihre geistigen Leistungen. Ich habe immer gedacht: Warum schreibt man nicht mal die eigene Lebensgeschichte nur aus der physischen, aus der Körpersicht. Über die Heldentaten der Leber, über das, was das Herz so jeden Tag leistet, was die Nase für ein Wunderwerk ist, was man alles so gebrochen hat, was man für Narben am Körper hat", schildert Hacke. "Wenn ich an mir runterschaue, dann sehe ich viele Narben, und hinter jeder Narbe verbirgt sich eine Geschichte. Die wollte ich einfach mal erzählen."
Wie er sich zum Beispiel beim Meditieren mal eine Rippe gebrochen hat. Hat er tatsächlich! Oder in Vorbereitung auf einen Besuch im "Literarischen Quartett" das Knie verrenkt hat. Und warum ihn seit Jahrzehnten ein Ohrgeräusch quält, das außer ihm keiner hören kann. 15 Kapitel lang untersucht sich der Meister der Heiterkeit selbst auf Herz und Hirn, Knochen und Zähne, Darm und - ja, ja - auch den Penis. Wobei in jenem Kapitel durchaus eine gewissen Melancholie darüber durchscheint, dass der Mensch zu den wenigen Wirbeltieren gehört, die nicht über einen Penisknochen verfügen.
98 Prozent der Atome im menschlichen Körper werden ausgetauscht
Hacke lässt mit diesem Buch - im übertragenen Sinn - ziemlich die Hosen runter und erkundet den Körper, mit dem er sein ganzes Leben verbringt. Wobei das trügerisch ist: "Wir denken, dass wir so eine stabile Physis sind und nach außen begrenzt. 98 Prozent der Atome in unserem Körper werden aber im Laufe des Lebens ausgewechselt", erklärt Hacke. "Das bedeutet, dass wir eigentlich keine Hardware sind, sondern Software. Durch uns gehen ständig Atome durch. Sie werden ausgeschieden und wieder neu aufgenommen. Die Atome, die sich heute an meine Kindheit erinnern, sind andere Atome als noch vor zehn Jahren. Das wird auf anderen Atomen gespeichert."
Und nicht genug damit: Der menschliche Körper besteht zu einem ganz wesentlichen Teil aus nicht-menschlichen Organismen. Auf und in jedem einzelnen unserer Körper existieren mehr fremde Lebewesen als Menschen auf der ganzen Welt: "Wir sind selbst ein Planet. Wir sind Besiedelte. Wir sind von Mikroben, von Milben, von Milliarden Lebewesen bewohnte Planeten."
Und was wissen Sie über unser Gehirn, das unbekannteste all unserer Organe: "Das ist ein Körperteil, unser Gehirn. Natürlich ein ungeheuer komplexes und schnelles, mit Milliarden von Verschaltungen beschäftigtes Gehirn, dass man vor Ehrfurcht vor sich selbst eigentlich nur erschauern kann."
"Ich finde viele Sachen sehr komisch an mir"
Natürlich wäre Axel Hacke nicht Axel Hacke, wenn er nicht auch darüber nachdenken würde, wie es ums Hirn und womöglich die Seele bestellt ist. Wo sitzt die Seele überhaupt? Und was wird aus ihr, wenn der Körper mal nicht mehr ist? Über solchen Fragen könnte man schwer werden - wird Hacke aber nicht: "Ich glaube, dieses Buch ist eigentlich ziemlich heiter. Sie können ja nicht darüber schreiben, wenn Sie nicht eine Distanz zu sich einnehmen, wenn Sie nicht ein bisschen neben sich treten und sich mal von der Seite anschauen, den eigenen Körper und die Geschichten davon. Und genau das ist das Geheimnis der Heiterkeit und des Humors, dass man in der Lage ist, sich neben sich zu stellen, sich selbst anzuschauen und vielleicht auch zu sehen, was vielleicht auch ein bisschen komisch ist an einem. Das habe ich versucht, und ich finde auch viele Sachen sehr komisch an mir."
Also schmunzeln, lachen, staunen wir doch einfach mal 124 Seiten lang über dieses obskure Ökosystem, das wir unseren Körper nennen. Aber Warnung: Auch wenn man nach der Lektüre dieses Buches Zahnschmerzen zum Beispiel verstehen kann, höllisch weh tun werden sie trotzdem noch.
Bei NDR Kultur hat Axel Hacke in der Sendung Das Gespräch über sein neues Buch gesprochen. Das Interview finden Sie auch in der ARD Audiothek.
Aua! Die Geschichte meines Körpers
- Seitenzahl:
- 224 Seiten
- Genre:
- Sachbuch
- Verlag:
- Dumont
- Bestellnummer:
- 978-3-8321-6809-4
- Preis:
- 20 €