Was macht eigentlich eine Literaturagentin?
Bis ein Buch im Regal in der Buchhandlung steht haben an der Veröffentlichung eine Menge Leute mitgearbeitet. Praktisch jede Autorin und jeder Autor arbeitet mit einer Literaturagentur zusammen. Warum - und wie funktioniert das? Ein Beispiel aus Hamburg.
"Bei uns war es jugendlicher Leichtsinn. Wir hatten einfach nur das Bild, dass wir das werden wollen. Wir kannten keinen einzigen Autor, keinen Verlag. Wir wussten nicht, wie das geht, dachten aber auch: Kann ja nicht so schwer sein", sagt Anja Keil. Zusammen mit ihrer Schwester Bettina betreibt sie die Hamburger Literaturagentur Keil und Keil. Das Büro ist sehr schick in einem alten Industriegebäude im Schanzenviertel gelegen.
Die Regale stehen voll mit Hunderten Büchern: alles Titel, die Schützlinge der Keils veröffentlicht haben. "Der Markt will Bestseller. Da zerbricht sich die Branche rund um die Uhr den Kopf", erzählt Anja Keil. "Das werden wir auch oft von Autoren gefragt: Was sollen wir denn machen? Diese Frage ist tatsächlich nicht zu beantworten."
Literaturagenturen: Die helfende Hand der Autorinnen und Autoren
Eine Grundregel für Anja Keil lautet: Verlage müssen davon überzeugt sein, dass sie einen Titel verkauft kriegen. Um diese Titel zu finden, kommen die Literaturagenturen ins Spiel. Sie haben Verträge mit den Autorinnen und Autoren und können einschätzen, welcher Verlag zu welchem Text passt. Die Rechte werden dann in der Regel versteigert. Anja Keil verhandelt anschließend über die Details eines Deals, wie sie es nennt, und sorgt am Ende dafür, dass der Verlag den Autor korrekt bezahlt.
"Es macht auch großen Spaß beim Kreativsein zu helfen", sagt sie. "Es passiert, dass man sich zum Abendessen verabredet und über Ideen brainstormed, was der nächste Roman werden könnte." Wobei die Arbeit am Text dann mit dem Lektorat erfolgt. Die Keil-Schwestern und ihr Team vertreten knapp 150 Autorinnen und Autoren, darunter zum Beispiel Nina George, Tina Uebel oder Regula Venske. Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht, sagt Anja Keil. Sie liest viel, formuliert aber auch viel an Vertragstexten oder telefoniert mit ihrer Klientel: "Natürlich sind wir Menschen und natürlich kann nicht jedes Buch, mit dem wir arbeiten, unser ganz persönliches Lieblingsbuch sein, bei dieser Zahl von Büchern."
Wandel in der Literaturbranche
Generell sei Vermarktungspotential nicht alles. Das Herz müsse schon ein Stück weit an den Texten und den Menschen dahinter hängen. Seit fast 30 Jahren ist Anja Keil im Geschäft. Da hat sich einiges verändert - zum Guten, aber auch zum Schlechten. Erstmal das Schlechte sei, "dass die Leute einfach weniger Bücher kaufen. Es war immer schon ein kleiner Markt. Es ist immer noch ein großer Markt, gerade wenn man sich die USA oder UK anschaut - dann sind wird auf der Insel der Glückseligen. Wir haben einfach Konkurrenz von Netflix", erklärt Keil.
Auf der anderen Seite hätten sich Job und Branche auch zum Positiven gewandelt: "Die Frauen lesen Bücher, die Lektorinnen sind Frauen, die Buchhändlerinnen - damals war es aber so, dass anscheinend am besten verstand, was die Frauen wollen, männliche Verleger waren. Das hat sich komplett geändert."
In der Regel behält die Agentur 15 Prozent von dem, was der Verlag den Kreativen bezahlt. Neue Autorinnen und Autoren haben es schwerer, als bewährte, meint Keil. Auf der Website ihrer Agentur hat sie aber einen Reiter für Einreichungen. Ihr Tipp? "Das Anschreiben der Mail muss ansprechend sein - das Gefühl zu vermitteln, da ist ein sympathischer Mensch. Das Exposee muss das Buch auf den Punkt bringen. Last but not least: Man sollte schreiben können. Das sieht man beim ersten Satz." Und wenn der passt, kann Anja Keil einiges möglich machen.