Verlage nur für Lyrik: Mit Gedichten erfolgreich?
Lyrik ist nicht unbedingt ein Genre, das auf den Bestsellertischen landet. Trotz des Erfolgs der Poetry Slams gibt es nur wenige Verlage, die sich allein auf Lyrik spezialisiert haben.
An talentierten Dichterinnen und Dichtern mangelt es nicht. Aber die kommerzielle Vermarktung von Lyrik in gedruckter Form, ist kein Selbstläufer. Die Lyrikerin Daniela Seel hat vor 20 Jahren den kleinen Verlag Kookbooks gegründet, der ausschließlich Lyrik veröffentlicht.
Für Seel geht dabei das Schreiben und Verlegen Hand in Hand. "Es ist ganz klar so, dass wenn ich nicht schreibe, wenn ich mir den Raum nicht nehme zu schreiben, dann kann ich auch nicht gut verlegen. Das ist mir das Wichtigste, dass ich als Autorin arbeite", sagt sie.
"Texte, die auch nachhaltig sind"
Seel schreibt und trägt, was sie schreibt, auch regelmäßig auf Lesungen vor. Möglicherweise hat sie dadurch eine besonders große Nähe zu den Autorinnen und Autoren, die sie verlegt. Die intensive Auseinandersetzung mit den Texten braucht Zeit, und der Verlag veröffentlicht vergleichsweise wenig Bücher pro Jahr. "Mir ist es von Anfang an um die Texte gegangen, die auch nachhaltig sind. Dass wir uns für Texte interessieren, die eine Komplexität haben in ihrer Reaktion auf Gegenwart, auf gesellschaftliche oder auch persönliche Fragen. Die das Zeug haben, wenn es gut läuft, auch in hundert Jahren noch interessant zu sein", sagt Daniela Seel.
Lyrik-Verlag erfuhr Aufschwung durch Corona
Das Verlagshaus Berlin ist ebenfalls ein Verlag, der nur Lyrik veröffentlicht. Es hat viele Krisen und nun auch eine globale Pandemie gemeistert. Und das Lyrikabo des Verlagshauses, mit dem man sich druckfrische Poesie regelmäßig ins Haus holen kann, hat während Corona sogar noch Abonnentinnen und Abonnenten dazugewonnen. Tillmann Severin, einer der drei Verlagsbetreiber, erinnert sich an ein besonders schönes Feedback aus dieser Zeit von einer Krankenschwester: "Wenn es im Krankenhaus besonders schwer ist, was es in dieser Zeit natürlich immer war, dann hat sie in der Pause unsere Gedichtbände zur Hand genommen, darin gelesen und sich davon durch den Tag tragen lassen. Das ist natürlich eine der schönsten Rückmeldungen, die man überhaupt bekommen kann als Verlag", erinnert er sich.
Carl-Christian Elze ist einer der heimlichen Stars des Verlagshauses Berlin. Elze hat bereits zahlreiche Preise gewonnen, schreibt auch Prosa und Drehbücher. Im Verlagshaus Berlin ist unter anderem sein Gedichtband "diese kleinen, in der luft hängenden, bergpredigenden gebilde" erschienen.
Das Verlagshaus Berlin: Vielfach ausgezeichneter Verlag
Das Verlagshaus Berlin hat ein Händchen für die Sichtung guter Autorinnen und Autoren. Bereits dreimal wurde der Verlag mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet. Ob man davon allerdings leben kann? Diese Frage hört das dreiköpfige Team so oft, dass sie in die "Häufig gestellten Fragen" auf der Webseite aufgenommen wurde. Tillmann Severin: "Man kann sehr gut dafür leben und das ist ja eigentlich auch viel wichtiger."
Ein Rat von Tillmann Severin vom Verlagshaus Berlin, um Lyrik eine neue Chance zu geben: "Zu Lyriklesungen zu gehen ist toll, weil man da nicht immer nur sozusagen auf den Kopf achtet, sondern sich auch mal dem Klang der Sprache hingeben kann".