Tönning: "Blaupause" für Katenbüll aus den Sörensen-Krimis

Stand: 02.03.2023 14:20 Uhr

Sven Stricker hat Mitte Februar den vierten Teil seiner Krimi-Reihe "Sörensen sieht Land" veröffentlicht. Der fiktive Ort Katenbüll in Nordfriesland, in dem Kommissar Sörensen lebt und ermittelt, hat seinen Ursprung in Nordfriesland - unter anderem in Tönning.

von Laura Albus

Der historische Marktplatz von Tönning ist umgeben von Backsteingebäuden und liebevoll restaurierten Giebelhäusern. Doch die Kleinstadt ist pragmatisch - der historische, mit Pflastersteinen verzierte Marktplatz, wird als Parkplatz genutzt. Dieser Pragmatismus ist einer der Aspekte, die für Autor Sven Stricker seine Heimatstadt ausmachen. Er ist hier geboren, und wurde von seinen Eltern, wie er etwas spöttisch sagt, im Alter von sechs Jahren ins Ruhrgebiet verschleppt. Trotzdem hat Tönning nicht nur ihn selbst geprägt, sondern auch seine Geschichten. 

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Buch-Cover: Sven Stricker - Sörensen sieht Land © Rowohlt Verlag

"Sörensen sieht Land": Vierter Band um Kommissar aus Nordfriesland

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Mordermittlung statt ländlicher Ruhe

"Der Tönninger Marktplatz ist eine Blaupause für Katenbüll", sagt Stricker. Der Ort Katenbüll ist seiner Romanreihe rund um Kommissar Sörensen entsprungen. Darin ist Kommissar Sörensen ein etwas tollpatschiger, aber liebenswürdiger Ermittler, der mit seiner ebenso pragmatischen wie ehrlichen Art Fälle löst - und das auf dem platten Land. Ursprünglich hatte er sich aufgrund seiner Angststörung von Hamburg nach Nordfriesland versetzen lassen. Eigentlich, um endlich mal zur Ruhe zu kommen. Doch noch bevor er sein Büro bezogen hat, passierte der erste Mord.

Parallelen zwischen Tönning und Katenbüll

Sörensen (Bjarne Mädel) mit Hund Cord vor der Wache des Polizeireviers in Katenbüll - Szene aus "Sörensen hat Angst" von und mit Bjarne Mädel © NDR Foto: Michael Ihle
In den Fernsehverfilmungen spielt Bjarne Mädel Kommissar Sörensen.

Katenbüll ist zwar fiktiv - hat aber durchaus Parallelen zu seiner Heimatstadt. "Diese Straße steht für all das was ich an Tönning und auch an Katenbüll mag und auch nicht mag. Wenn ich mir das im Winter oder Herbst angucke, dann hat das eine bemerkenswert melancholische Ausstrahlung", sagt der Autor. "Gleichzeitig schmiegen sich die Häuser hier aneinander und bieten Schutz. Einige sind aber auch im Abbruch. Morbide, traurig, schön - so ist für mich auch Katenbüll. Das muss sich einfach mischen."

Der fehlende Hafen von Katenbüll

Tönning mit seinen gut 5.000 Einwohnern ist im Sommer ein beliebter Touristenort. Direkt an der Eider in Nordfriesland gelegen, mit schmucken reetgedeckten Häuschen. Bei all den Gemeinsamkeiten zwischen Tönning und Katenbüll ist der vielleicht markanteste Unterschied: In Katenbüll gibt es anders als in Tönning keinen Hafen.

"Es geht darum, Katenbüll als geschlossenen Kosmos zu zeigen. Als äußere Entsprechung von Sörensens Gehirn", erklärt Stricker den Grund. "Ein Hafen steht für mich dafür, dass man hier weg kann: Man kann raus in die weite Welt - und in Katenbüll kann man das eben nicht. Mit dieser unscheinbaren Symbolik funktioniert auch der vierte Teil der Krimireihe gut.  

Norddeutsche Schroffheit

Sven Stricker nutzt seine Lesereise für einen Inspirationsspaziergang durch seine Heimatstadt. Zwischen den schmucken Häuschen stehen immer weniger verlassene, zerfallene Gebäude: Risse im Mauerwerk und von längst verblichenen Fensterläden blättert die Farbe ab. Genau diesen Widerspruch versucht Sven Stricker auch in seine Romane einfließen zu lassen. "Es ist nicht der Tönning, sondern der Norddeutsche an sich den ich mag: Diese Knappheit, diese Schroffheit. Wenn man Herzen erobert hat, auch die Verbindlichkeit, die ich so mag." Auch die Sprache spiele eine wichtige Rolle. "Gleichzeitig geht es mir aber auch darum, dass das keine Deppen in Gummistiefeln sind. Das sind schon alles ernst zu nehmende und funktionierende Charaktere."

"Sörensen fängt Feuer" abgedreht, voraussichtlich Oktober im Fernsehen

Schauspieler Bjarne Mädel auf dem Berlinale-Empfang der Filmförderung Moin 2023 © NDR Foto: Patricia Batlle
Schauspieler und Regisseur Bjarne Mädel sitzt gerade an der Ton- und Musikmischung für "Sörensen fängt Feuer", der abgedreht ist und 2023 im Fernsehn ausgestrahlt werden soll.

Unterdessen hat Regisseur und Hauptdarsteller Bjarne Mädel vor kurzem beim Berlinale-Empfang der Filmförderung Hamburg erzählt, dass mittlerweile der zweite Film "Sörensen fängt Feuer" abgedreht ist. "Ich hatte vor wenigen Tagen Picture Lock, das heißt, der Schnitt ist fertig. Jetzt kommen dann Musik und Ton und Mischung," sagte Mädel im Gespräch mit NDR Kultur. Der Film sei im Mai endgültig fertig und werde "irgendwann im Oktober ausgestrahlt". Gedreht wurde, wie bei "Sörensen hat Angst", an der Küste Niedersachsens: "In Varel, Butjadingen und in Braake, was ich vorher noch nicht kannte. Das war sehr schön trostlos da oben."

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 28.02.2023 | 19:30 Uhr

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