Flash Fiction: Ausdruck auf engstem Raum
Wir leben in einer schnellen Zeit. Eine kurze Whatsapp genügt und das nächste Date steht. Auch literarisch gibt es eine Form, die kurz und knapp ist und sich schnell lesen lässt: Flash Fiction. Matthias Kröner aus Ratzeburg hat diese Form für sich entdeckt.
"Badezimmer. Immer dann, wenn er heimkommt nach einem langen Arbeitstag und sie sieht in der Wanne, die Haare offen, weiß er wieder, wofür und warum und weshalb und überhaupt. Immer dann, wenn sie heimkommt von ihrem Geliebten, nimmt sie ein langes Bad."
Eine Flash Fiction ist eine Kurz- oder Kürzest-Geschichte bis 1.000 Wörter. Dabei ist es egal, um welches Thema es geht. Es kann zum Beispiel eine kurze Badezimmer-Geschichte sein, wie die von Schriftsteller Matthias Kröner. Seitdem er 15 Jahre alt ist, schreibt der gebürtige Nürnberger. Heute, 30 Jahre später, schreibt er immer noch und wohnt seit einigen Jahren in Ratzeburg.
"Mich reizt daran, einen Gedanken, eine Erkenntnis, ein Gefühl eng zu führen und das so auf den Punkt zu bringen, dass der poetische Satz oder der Vers, den ich dann habe, vielleicht einen Wahrheitsgehalt von 80 Prozent hat - was schon ein sehr hoher Wahrheitsgehalt ist, wenn wir davon ausgehen, dass eigentlich nichts die absolute Wahrheit ist", sagt Matthias Kröner.
Flash Fiction: So gut wie nie auf der Bestsellerliste
Neben Reiseführern, Kinderbüchern oder Kurzgeschichten hat er die Flash Fiction für sich entdeckt - eine Textsorte, die so gut wie nie die Bestsellerlisten stürmt, sagt der 45-Jährige: "Mich hat dabei sehr interessiert, was man auf engstem Raum ausdrücken kann und ich habe in meinem Schreiben immer die Feststellung gemacht, dass oft das dicht Erzählte den größten Raum im Kopf öffnet, weil so viel zwischen den Zeilen steht."
Matthias Kröner hat sich ein Projekt überlegt, mit dem er Literatur und Flash Fiction leichter für jeden zugänglich machen will. Gefördert wird er dabei von der Lübecker Possehl-Stiftung. Jeden Tag verschickt Matthias Kröner einen Newsletter an mittlerweile 1.400 Abonnentinnen und Abonnenten. Darin ist immer eine neue Flash Fiction zu lesen und zu hören.
Newsletter statt schlechter Verkaufszahlen
"Mir geht's bei diesen literarischen Digitalprojekten, diesen Newslettern, die ich verschicke, darum, mich besonderen Gattungen zu widmen, die eventuell im Buchhandel gar nicht mehr so eine große Chance haben", erklärt Matthias Kröner. "Kurz- und Kürzest-Geschichten oder auch Lyrik verkaufen sich oft nur 500 Mal und sind noch seltener auf der Bestsellerliste zu finden. Da ist vielleicht ein Newsletter die bessere Form, um diese Literatur an die Frau und den Mann zu bringen."
Auch als Kinderbuchautor begeistert Matthias Kröner seine jüngsten Leserinnen und Leser. Das Buch "Der Billabongkönig" ist vergangenes Jahr erschienen, ein politisches Buch. An Grundschulen bietet er zum Beispiel Lesungen an. "Nach jeder Lesung kommen Kinder und sagen: Das hast du gut gemacht, das ist ein gutes Buch. Die niedlichste Reaktion neulich war, dass ein junges Mädchen sich vor mich hingestellt hat und gesagt hat: 'Mein Opa hat mir Geld gegeben, davon werde ich mir den 'Billabongkönig' kaufen.'"
Matthias Kröner: Literatur, die zugänglich und unterhaltsam ist
Wenn es als Autor mal schwierig war, gab es mindestens eine Person, die an den Schriftsteller geglaubt hat und das hat ihn motiviert weiterzumachen: "Mir ist es wichtig, dass man für meine Literatur keine Literaturwissenschaften studiert haben muss", sagt Kröner. "Es ist aber auch keine flache Literatur. Es ist eine Literatur, die verschiedene Interpretationen zulässt, die aber trotzdem diese Zugänglichkeit und natürlich auch eine gewisse Unterhaltsamkeit hat."
Momentan sitzt Matthias Kröner an seinem nächsten Kinderbuch: "Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es ein Krimi ist und dass ein Ameisenbär die Hauptrolle spielt." Wer einen Einblick in die Arbeit des Autors aus Ratzeburg gewinnen will, kann sich für den Newsletter und seine Flash Fiction anmelden. Jeden Morgen gibt es dann eine Geschichte zum Schmunzeln oder Nachdenken.