Prestigeträchtig: Wer bekommt den Georg-Büchner-Preis?
Er gilt als der wichtigste Literaturpreis für deutschsprachige Autorinnen und Autoren: Der Büchner-Preis, benannt nach dem Schriftsteller Georg Büchner. Wer wird ihn in diesem Jahr erhalten? Eine Einschätzung.
Einmal im Jahr zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung im Rahmen ihrer Herbsttagung in Darmstadt den Preis an Menschen, die, so heißt es in der Satzung, "durch ihre Arbeit und Werke in besonderem Maße hervorgetreten sind und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben."
Juli Zeh, Ulrike Draesner, Ralf Rothmann, Jenny Erpenbeck: Viele mögliche Kandidaten
Kriterien, die zum Beispiel auf Juli Zeh zutreffen. Sie hat mit ihren Büchern wie "Unterleuten" oder "Über Menschen" ja nicht nur kluge Romane zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen geschrieben, sondern mischt sich auch lautstark ein in die Debatten unserer Zeit. Auch Ulrike Draesner wäre eine gute Preisträgerin, die in ihren Büchern wie "Doggerland", "Die Verwandelten" oder ihrem Kurt-Schwitters-Roman wie kaum eine andere die Möglichkeiten der Sprache auslotet. Oder Ralf Rothmann, der ja mit seiner Romantrilogie über die deutsche Nachkriegszeit eine großartige, erschütternde Chronik der Zeit zwischen Weltkriegsende und junger Bundesrepublik geschrieben hat. Und natürlich Jenny Erpenbeck, die für ihren besonderen Blick auf die DDR gerade den International Booker Prize erhalten hat und spätestens seitdem sogar für den Nobelpreis gehandelt wird. Und diese Liste ließe sich noch länger fortsetzen.
Die Wahl liegt aber allein bei der Akademie. Bewerben kann man sich auf diesen Preis nicht, die Vorschläge dürfen nur von den Mitgliedern gemacht werden, deren Aufgabe es laut ihrer Satzung auch ist, "die Sprachentwicklung in der Verbindung von sprachwissenschaftlicher, literarischer und literaturkritischer Kompetenz aufmerksam zu begleiten". Es ist also kein Publikumspreis, Bestsellerautorinnen und -autoren wie Nina George, Ildikó von Kürthy oder Sebastian Fitzek tauchen in den Spekulationen um die Favoriten im Vorfeld nie auf. Eher ist es ein Preis für den Literaturbetrieb selbst - und die Auszeichnung gilt noch immer als Ritterschlag: Uwe Johnson, Elfriede Jelinek, Heinrich Böll, Ingeborg Bachmann, Erich Kästner - wenn man sich anschaut, wer den Büchner-Preis alles schon erhalten hat, dann ist das eine Art Who is Who der deutschsprachigen Literaturgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts.
Qual der Wahl: Es mangelt nicht an großartigen Schriftstellerinnen und Schriftstellern
Ein Who is Who, in dem einige Namen aber fehlen. Ganz besonders Herta Müller: Sie erhielt zwar schon den Literaturnobelpreis, der Büchner-Preis wurde ihr bislang verwehrt. Auch die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz, Ursula Krechel oder Hans-Joachim Schädlich zählen seit vielen Jahren zu den prägenden Stimmen im deutschsprachigen Literaturbetrieb, bei denen man sich schon wundert, warum sie den Preis noch nicht erhalten haben.
Vielleicht wird es ja dieses Jahr eine oder einer von ihnen, denn auch dafür ist die Akademie bekannt, dass sie den Preis gern auch für ein Lebenswerk vergibt: Bei Jürgen Becker oder Elke Erb war das so, und auch bei FC Delius, der erst 2011, als er schon jahrzehntelang zu den Favoriten gehörte, doch noch den Büchner-Preis erhielt. Die Akademie hat also die Qual der Wahl, denn an großartigen deutschsprachigen Schriftstellerinnen und Schriftstellern mangelt es uns nicht, zum Glück!
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