"Juliette im Frühling": Charmante Komödie über Familienchaos
Die französische Komödie "Juliette im Frühling" basiert auf einer autobiografisch angehauchten Graphic Novel von Camille Jourdy, in der die Zeichnerin Juliette ihre Familie auf dem Land besucht. Dort sucht sie Erholung - und findet vieles andere.
Die französische Comic-Künstlerin Camille Jourdy zeichnet in ihren farbenfrohen Graphic Novels gern ein nicht ganz ungetrübtes Bild vom stetigen Chaos im ganz normalen Alltagsleben. Markante Frauenfiguren haben darin stets ihren festen Platz. Das gilt auch für Juliette, die nun in etwas abgewandelter Form den Sprung auf die große Leinwand geschafft hat.
Juliette ist Kinderbuch-Illustratorin und besucht ihre Familie in ihrer Heimatstadt. Ihr Vater ist der Erste, den sie aufsucht:
"Du meldest dich nicht gerade oft. Hast du viel gearbeitet?"
"Ich habe nichts anderes als gearbeitet."
"Gut so."
"Ich hatte, so 'ne Art Depression. Aber ist besser jetzt."
"Stimmt schon, das Leben ist nicht immer leicht."
Dialog in "Juliette im Frühling"
Schusseliger Vater, resolute Schwester, verwirrte Großmutter
Papa ist zwar etwas schusselig geworden, hat aber an Scharfzüngigkeit nichts verloren. Auch Juliettes ältere Schwester Marylou nimmt kein Blatt vor den Mund. Als resolute Ehefrau und Mutter, Friseurin und heimliche Gespielin eines Tierkostüm-Liebhabers führt sie ein stressiges Leben und hat für die vermeintlichen Problemchen ihrer Schwester nur bedingt Verständnis. Schließlich musste sie sich bislang immer ohne Juliette um alles kümmern, auch um den Platz im Altersheim für die verwirrte Großmutter, die Juliette unbedingt sehen möchte.
"In dem Altenheim, geht's Nana da gut?"
"Sehr gut."
"Du kannst dir das nicht vorstellen, wie das war, sie zu suchen überall."
"Ich weiß schon. Ist trotzdem seltsam."
"Du siehst müde aus."
"Ich schlafe schlecht. Ich habe es mit Lichttherapie versucht, hat aber nichts gebracht."
"Juliette und ihre kleinen Ängste…"
Dialog in "Juliette im Frühling"
Alte Rivalitäten brechen auf
Zwischen Juliette und ihrer Schwester brechen alte Rivalitäten auf. Die exzentrisch-exaltierte Mutter, die einst den Vater verlassen hat, taucht nur hin und wieder am Rande auf. Die Großmutter ist ein wankender Fels in der Brandung. Nur beim neuen Mieter im alten Haus ihrer Großmutter findet Juliette Verständnis. Entspannung wiederum findet Juliette nur beim Zeichen - und letztlich wird es darum gehen, sich aus den Bildern der Vergangenheit zu lösen.
Der Film wird als Komödie angekündigt und ist durch seine leichtfüßige Inszenierung durchaus charmant, auch in dem illustren Persönlichkeitsmix der Familie oft unterhaltsam. Er behandelt aber eben auch sehr tiefgreifende Probleme und Kindheitstraumata, indem er sie einfach zeigt, ohne große Psychologisierung der Charaktere.
Hauptdarstellerin Izïa Higelin wird Platz in den Herzen einnehmen
Die Hauptdarstellerin Izïa Higelin stammt aus einer in Frankreich sehr bekannten Künstlerfamilie und stand schon im Teenageralter mit ihrem älteren Bruder als Musikerin auf der Bühne. Für ihre erste Hauptrolle heimste sie gleich den französischen Filmpreis César als beste Hauptdarstellerin ein. In Deutschland war sie zuletzt neben Oscar-Preisträger Jean Dujardin in der Bestsellerverfilmung "Auf dem Weg" zu sehen. Als "Juliette im Frühling" dürfte sie die Herzen des deutschen Publikums endgültig für sich einnehmen.
Juliette im Frühling
- Genre:
- Komödie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Frankreich
- Zusatzinfo:
- mit Izïa Higelin, Sophie Guillemin, Salif Cissé, Jean-Pierre Darroussin, Noémie Lvovsky
- Regie:
- Blandine Lenoir
- Länge:
- 95 Minuten
- FSK:
- 12
- Kinostart:
- 18. Juli 2024