Roberto Saviano sitzt im braunen Sacko an einem Tisch und signiert Bücher, dabei schaut er lächelnd zu einer Frau hoch, die vor dem Tisch steht. © Jens Büchsenmann / NDR Foto: Jens Büchsenmann / NDR
Roberto Saviano sitzt im braunen Sacko an einem Tisch und signiert Bücher, dabei schaut er lächelnd zu einer Frau hoch, die vor dem Tisch steht. © Jens Büchsenmann / NDR Foto: Jens Büchsenmann / NDR
Roberto Saviano sitzt im braunen Sacko an einem Tisch und signiert Bücher, dabei schaut er lächelnd zu einer Frau hoch, die vor dem Tisch steht. © Jens Büchsenmann / NDR Foto: Jens Büchsenmann / NDR
AUDIO: Roberto Saviano stellte in Hamburg sein neues Buch "Treue" vor (4 Min)

Nicht ungefährlich: Roberto Saviano über die Rolle der Frauen in der Mafia

Stand: 20.03.2025 08:36 Uhr

Roberto Saviano zeigt in seinem neuen Buch, wie die Strukturen und Werte des organisierten Verbrechens das Liebes- und Familienleben in der Mafia bestimmen.

von Jens Büchsenmann

Roberto Saviano gehört zu den wenigen Autoren, die bekannt sind für ein Buch, das praktisch in einem Atemzug mit seinem Namen genannt wird: "Gomorrha". Ein Buch, das der in Neapel geborene Journalist über die Mafia geschrieben hat, mit der Folge, dass Saviano permanenten Personenschutz braucht. So auch am Mittwoch (19.3.) in Hamburg, wo er sein neues Buch mit dem Titel "Treue - Liebe, Begehren und Verrat - die Frauen in der Mafia" vorgestellt hat.

Saviano im "Magazin"-Kino mit Personenschutz

Das "Magazin"-Kino im Stadtteil Winterhude ist ein echtes Traditionshaus im typischen Backsteinstil in einer schönen, ruhigen 1920er-Jahre-Siedlung. Es ist ein ungewöhnlich bürgerliches Ambiente für den Autor und sein Buch, das wieder aus dem inneren Kreis der Camorra berichtet und zwar in einer raffinierten Mischung aus Literatur und Reportage. Er schreibt in harter, dokumentarischer Sprache, die Saviano berühmt gemacht hat. Julia Wieninger las den deutschen Text.

Du schaffst die Hure aus dem Weg, dann kannst du das Mädchen mit nach Hause bringen. Das ist der Deal. Da liegt Angelas Leichnam ausgestreckt am Boden. Totes Fleisch um einen Affront wiedergutzumachen. Einen Namen reinzuwaschen.

Saviano berichtet von Recherchen im Mafia-Milieu

Saviano erzählt, was man ihm erzählt hat. Als Reporter recherchiert er seit vielen Jahren im Mafia-Milieu. Wie zum Beispiel von der Affäre eines Bosses der 'Ndrangheta (kalabrische Form der Mafia), der seine Geliebte erschießt, um die Ehefrau und Ruf, Ehre und Respekt in der Nachbarschaft zu retten. Oder die Geschichte vom spielsüchtigen Lou aus New Jersey, der das Foto seiner jungen Frau auf den Pokertisch knallt und verliert. Moderator Alexander Solloch fragt den Autor aus Italien und Francesca Bravi übersetzt es für Saviano ins Italienische.

Alexander Solloch: Ein spielsüchtiger Kleingangster verspielt seine Frau. Darum muss Vergeltung her. Roberto Saviano, warum muss das so sein? Welches Interesse hat die Mafia, die Ehre oder den Seelenfrieden dieser Frau wiederherzustellen? Oder geht es gar nicht um die Frau, sondern um Strafe, Rache und Vergeltung?

Roberto Saviano: Wenn er in der Lage ist, seine Frau aufs Spiel zu setzen, dann wird er leicht Informationen weitergeben, auf die andere Seite wechseln oder ein Bulle werden. Durch diesen Mord wird eine sehr direkte Botschaft verschickt: nämlich, dass es um Macht geht und dass niemand diese in Frage stellen kann.

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Viele italienische Gäste

An diesem Abend hat die reichlich erschienene italienische Gemeinde von Hamburg deutlich mehr von dem Autor, der ein fabelhaftes, nur selten neapolitanisch gefärbtes Italienisch spricht, unterstrichen von lebhafter Gestik und dramatischer Mimik. Roberto Saviano fesselt das Publikum und sagt. "Hier im Raum sind alles Italienerinnen, die sind überall, es sind welche aus Neapel."

Auftrittsverbote in Italien und anderen Ländern

Vor allem eins ist dem gut, aber diskret beschützten Autor wichtig. Sein Dank geht an die Mitveranstalterin, das Istituto Italiano di Amburgo, denn in Italien hat Saviano Auftrittsverbot. Auch in Frankreich und anderen Ländern hat die Regierung den italienischen Kulturinstituten Lesungen mit dem streitbaren Journalisten verboten.

Viele Bücher stehen inneinandergekeilt und bilden einen Kreis (blick von oben). © Suze / Photocase Foto: Suze
AUDIO: Mafia-Experte Sandro Mattioli zu Roberto Savianos "Treue" (9 Min)

Publikum ist begeistert

Das Publikum dankt mit einer endlos langen Schlange, um sich Bücher signieren zu lassen. Darunter auch ein Mann, er sei Sizilianer und wisse sehr gut, wie die Mafia ticke. Saviano beschreibt die Corleonesi als diszipliniert, bei ihnen würden Frauen respektiert. Während die eitlen Angeber von der Camorra ihre Frauen betrügen und unterdrücken würden.

Roberto Savianos neues Buch heißt "Treue - Liebe, Begehren und Verrat - die Frauen in der Mafia", erschienen im Hanser-Verlag.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 20.03.2025 | 06:50 Uhr

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