Olaf Scholz © picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt
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AUDIO: Leipziger Buchmesse ist eröffnet (4 Min)

Leipziger Buchmesse betont Vielfalt & Toleranz bei der Eröffnung

Stand: 21.03.2024 16:30 Uhr

Unter dem Motto "Alles außer flach" sind in diesem Jahr die Niederlande und Flandern als Gastland vertreten. Auf dem Frühjahrstreffen der Buchbranche präsentierten sich bis Sonntag über 2.000 Aussteller aus 40 Ländern mit ihren Neuheiten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hielt die Eröffnungsrede.

von Katja Weise, Alexander Solloch

Um Verständigung sollte es gehen. Vielfach wurde diese auch in den Reden beschworen, insbesondere mit Blick auf die vielen Konflikte und Kriege. "Wir brauchen diese Orte der Verständigung wie eine Buchmesse mehr denn je und wir müssen wieder ins Reden kommen." Das war Konsens. Doch die Eröffnungsrede von Bundeskanzler Olaf Scholz wurde durch lautstarke Zwischenrufe gestört, anscheinend von pro-palästinensischen Aktivisten. "Es ist keine humanitäre Katastrophe, es ist ein Genozid", schallte es hinten aus dem Saal. Scholz konterte: "Ich glaube, dass es nicht richtig ist, Demokratie mit lautem Brüllen zu verwechseln. Deshalb bitte ich noch mal allen, die hier anwesend sind, die Möglichkeit zu geben, an diesem Gespräch und dieser Veranstaltung teilzunehmen. Ich jedenfalls glaube, das wäre in aller Sinne." Mehrfach hob der Kanzler die Macht der Worte und der Literatur hervor.

Vielfalt und Toleranz soll im Vordergrund stehen

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Leipziger Messe hingegen wollten Taten sehen. Sie forderten, das Publikum auf, zuvor ausgeteilte Plakate hochzuhalten. Mit den Worten "Demokratie wählen, jetzt!" Der Auftakt einer großen gemeinsamen Kampagne angesichts des Wahljahres 2024. Sehr viele im Saal folgt in diesem Appell: "Lassen Sie uns auch über diese Messe hinaus für Vielfalt und Toleranz eintreten, für Menschenwürde und ein Miteinander in wechselseitigem Respekt, für Meinungsfreiheit und Frieden. Im Gedenken auch an Alexej Nawalny und alle Menschen, die in repressiven Regierungssystem oder in den Kriegen in der Ukraine, dem Nahen Osten, aber auch in anderen Teilen der Welt ihre Leben lassen mussten", sagte Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins. Für den musikalischen Rahmen sorgten das Gewandhausorchester und das Ragazze Quartet. Mit Charme präsentierten die Ministerpräsidenten des Gastlandes Niederlande und Flandern ihren gemeinsamen Auftritt.

AUDIO: Niederlande und Flandern Gastland auf der Leipziger Buchmesse (4 Min)

Verleihung Buchpreis zur Europäischen Verständigung

Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm erhielt für sein Buch "Radikaler Universalismus jenseits der Identität" den Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Die französisch israelische Soziologin Eva Illouz hielt eine hochphilosophische Laudatio, in der sie am Schluss hervorhob, wieviel Hoffnung ihr Boehms Gedanke vom radikalen Universalismus mache, gerade mit Blick auf den Krieg im Gazastreifen. In diesem Zusammenhang verwies sie auch auf den Philosophen, über dem Boehm zuletzt gearbeitet hat: Immanuel Kant: "Alle von ihnen werden sich daran erinnern, dass Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft fragt, 'was darf ich hoffen?' In diesen, um mit Hannah Arendt zu sprechen, dunklen Zeiten, gibt uns der radikale Universalismus eine Antwort und eine Basis für Hoffnung."

Omri Boehm: Thema Freundschaft ist wichtig

Omri Boehm nahm in seiner nicht minder philosophischen Dankesrede ebenfalls Bezug auf die für beide Seiten katastrophale Kriegssituation im Nahen Osten und stellte das Thema Freundschaft in den Mittelpunkt. Ausgehend von einem großen deutschen Aufklärer: Lessing. Indessen Drama "Nathan der Weise" heißt es, 'wir müssen, müssen Freunde sein'. Boehm formulierte es abschließend anders und bezog sich dabei sowohl auf die Freundschaft zwischen Israelis und Palästinensern als auch zwischen Juden und Deutschen: "Wegen der Freundschaft muss die Wahrheit nicht geopfert werden. Ganz im Gegenteil, harte Wahrheiten müssen offen ausgesprochen werden, denn wir sollen, sollen Freunde bleiben."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 21.03.2024 | 06:40 Uhr

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