"In bester Gesellschaft": Helga Schubert erhält Kulturpreis MV
"Sonntagskind", so heißt ein Dokumentarfilm über die Schriftstellerin Helga Schubert, der im Januar in die Kinos kam. Der Titel könnte symbolisch für das Leben Schuberts stehen - vor allem für das aktuelle Jahr.
Vor vier Jahren gewann Helga Schubert den Ingeborg-Bachmann-Preis, als 80-Jährige. Ein Jahr zuvor war ihr Roman "Der heutige Tag" erschienen, mit dem sie eine große Leserschaft erreichte. Anfang des Jahres kam mit "Sonntagskind" eine Doku über sie in die Kinos, im Oktober folgte das Bundesverdienstkreuz am Bande und jetzt wird sie mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet.
Es ist eine Auszeichnung, die die 84-Jährige mit einem Augenzwinkern kommentiert: "Es kann eigentlich nicht mehr getoppt werden von dem Erreichbaren." Denn man müsse sich ja auch immer fragen, was man wohl nie bekommen würde. "Und da gehört der Landeskulturpreis jetzt schon zu der oberen Ebene der Preise, von denen ich nie gedacht habe, dass ich sie kommen könnte", sagt sie weiter und fügt dann gleich hinzu: "Ist doch mit sehr schönen Konjunktiven gespickt dieser Satz, nicht?"
In einer Reihe mit Walter Kempowski
Das ist für Helga Schubert jedoch nicht der einzige Grund, warum sie sich über den Preis besonders freut: "Das ist immer so, dass ich gucke, in welcher Gesellschaft bist du? Und da habe ich gedacht: in sehr guter Gesellschaft."
Denn vor ihr erhielten unter anderen der Schriftsteller Walter Kempowski, die Dirigentin Romely Pfund, die Grafikerin Inge Jastram und der Filmemacher Dieter Schumann den Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern. "Kann man nicht meckern. In Berlin sagt man 'kann man echt nicht meckern', wenn man sehr erfreut ist."
Ihre Erzählungen spielen in Mecklenburg-Vorpommern
Geboren 1940 in Berlin, verbrachte Helga Schubert mit ihrem Ehemann Johannes Helm seit 1975 viele Urlaube in Westmecklenburg, seit 2008 wohnen beide endgültig in der Nähe von Schwerin. Seitdem wird sie als Landeskind betrachtet, obwohl sie sich eigentlich "heimatlos in der Welt fühlt". Aber irgendwie sei wohl im Bewusstsein vieler angekommen, dass sie in Mecklenburg-Vorpommern lebe. "Und auch, dass ich Bücher geschrieben habe, die Mecklenburg betreffen."
Zurzeit arbeitet Helga Schubert, die Anfang Januar 85 Jahre alt wird, an einem Buch über ihre beiden Großmütter, Arbeitstitel "Clärchen und Wilhelmine". Doch so recht kann sie sich nicht entscheiden, auf welche der beiden Frauen sie ihren Fokus legt. "Ich dachte immer, ich musste der anderen Zarten Gerechtigkeit widerfahren lassen. Aber die andere drängt sich total auf, wie auch in mein Leben", erzählt Schubert. Nun sei sie unsicher, ob sie das auch im Buch erlaube.
Neuer Roman erst im kommenden Oktober
Aber ihre Arbeit steht noch am Anfang. Und Helga Schubert schreibt schnell, manchmal zehn Seiten am Tag - oder viel mehr in der Nacht. "Für mich geht es darum, dass die Form ganz genau stimmt. Eigentlich ist es eine deutsche Geschichte über mehr als 100 Jahre."
Frühestens zur Buchmesse in Frankfurt am Main im kommenden Oktober werde ihr neuestes Buch fertig sein, kündigte Helga Schubert an.
Förderpreis an Greifswalder Kulturverein Nordischer Klang
Der Landeskulturpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig am 27. November in Schwerin verliehen. Den mit 5.000 Euro Kulturförderpreis erhält am gleichen Tag der Greifswalder Kulturverein Nordischer Klang, der seit 1991 das gleichnamige Festival in der Hansestadt präsentiert. Das nächste findet vom 2. bis 10. Mai 2025 und steht ganz im Zeichen der isländischen Kunst.