"Himbeereis am Fluss" von Maria Parr: Wunderbares Vorlesebuch
Jedes Buch der norwegischen Kinderbuchautorin Maria Parr ist ein Ereignis. Ihr Debüt "Waffelherzen an der Angel" hat mehrere Preise gewonnen und wurde verfilmt. Jetzt ist ihr viertes Buch "Himbeereis am Fluss" auf Deutsch erschienen.
Mit Astrid-Lindgren-Vergleichen muss man sehr zurückhaltend sein, aber Maria Parr schafft es, dass man sich nach wenigen Seiten in ihren Büchern zu Hause fühlt. Es geht um den ganz normalen Alltag, aber eben niemals langweilig, niemals überfrachtet - einfach wunderbar:
"In dem Haus wohnen zwei Kinder, Oskar und ich. Wir teilen uns ein Zimmer im Keller. Ich schlafe oben im Hochbett und bin der Chef. Oskar schläft im unteren Bett und glaubt, er wäre der zweite Chef, aber eigentlich bin ich diejenige, die alles bestimmt. (...)
Unser Zimmer ist groß und unordentlich und es gäbe keine Probleme, würde Oskar nicht behaupten, es würde ein Monster in unserem Kleiderschrank sitzen. (...) Aber es gibt keine Monster und wenn es sie gäbe, dann würden sie ganz bestimmt nicht in unserem Kleiderschrank wohnen. Wovon sollten sie denn leben?
'Von Socken', erklärte Oskar, als ich ihn eines Abends danach fragte."
Leseprobe
"Himbeereis am Fluss": Ein Jahr im Alltag von Ida und Oskar
Schon die ersten Seiten setzen den Ton. Ida ist acht, die ältere Schwester, schon ein bisschen vernünftig und verständnisvoll. Oskar ist fünf, unbekümmert, frech und selbstbewusst. Die beiden erleben in diesem Buch ein ganzes Jahr mit all den witzigen, freudigen, traurigen, spannenden Dingen, die so in einer Familie passieren: Einschulung, Halloween, verregnete Sommerferien, eine Hütte bauen oder ein Magen-Darm-Infekt, der einen nach dem anderen erwischt.
Oskar ist als Erster wieder fit und weiß die Situation zu nutzen:
"Oskar stand da und schaute uns mit ernster Miene an. In jeder Hand hatte er einen klitschnassen Dinosaurier, den Pony voller Haargel und Papas Pulsuhr um einen Knöchel. Es war offensichtlich, dass er alles tat, was er sonst nicht durfte, jetzt, wo ihn niemand daran hindern konnte." Leseprobe
Oskar wird dann zum Einkaufen geschickt und kommt lange nicht zurück. Alle sind außer sich vor Sorge. Schließlich sehen sie ihn die Straße hochkommen - mit einer Frau, die ihm hilft, die Einkäufe zu tragen.
"Und die Hilfe war nötig, denn Oskar hatte Folgendes gekauft:
drei große Flaschen Limonade, eine Flasche Shampoo (für seine Dinosaurier), ein Paket Tacopulver, zwei Kilo Kartoffeln, eine Dose Katzenfutter (wir haben keine Katze, aber Oskar hätte schrecklich gern eine), eine Packung Hotdog-Brötchen, vier Tüten Gummibärchen, acht Tafeln Vollmilchschokolade, eine Tüte gemischte Süßigkeiten aus den untersten zwei Reihen, eine Topfpflanze (für Mama, weil sie doch krank war), eine Damenstrumpfhose."
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Großartiges Buch von Maria Parr über Orte der Kindheit
Jedes Kapital ist etwa 20 Seiten lang, mit vielen farbigen Illustrationen - perfekt zum Vorlesen, denn garantiert haben auch Eltern Freude an diesen Geschichten. Der deutsche Titel, "Himbeereis am Fluss" soll wahrscheinlich an die Titel der anderen Bücher von Maria Parr anknüpfen: "Waffelherzen an der Angel", "Sommersprossen auf den Knien" und "Manchmal kommt das Glück in Gummistiefel". Übersetzt man den norwegischen Originaltitel, lautet er "Oskar und ich. Alle Orte, an denen wir sind". Und darum geht es: um Orte der Kindheit, kleine und große, gute und schlechte, aufregende und auch mal langweilige. Maria Parr kann darüber ganz großartig erzählen.
Himbeereis am Fluss
- Seitenzahl:
- 208 Seiten
- Genre:
- Kinderbuch
- Zusatzinfo:
- Aus dem Norwegischen von Christel Hildebrandt. Für Kinder ab sieben Jahren.
- Verlag:
- Dressler
- Veröffentlichungsdatum:
- 12. Juli 2024
- Bestellnummer:
- 978-3-7513-0125-1
- Preis:
- 15 €