Hamburger Autor des Jahres: Till Raether schreibt wie am Fließband
Till Raether lebt seit vielen Jahren in Altona, ist aber eigentlich Berliner. Sein Roman "Die Architektin" ist von der Hamburger Kulturbehörde zum "Buch des Jahres" ausgezeichnet worden.
Till Raethers Architektur-Roman ist nicht das einzige Buch, das ihn gerade beschäftigt. Er hat außerdem kürzlich erst eins über Hoffnung veröffentlicht. Und einer seiner beliebten Danowski-Krimis kommt auch bald in die Buchläden.
"Die Architektin": Till Raether verarbeitet eine wahre Geschichte
Das Buch spielt in Berlin. Er kommt aus Berlin. Und doch gewinnt Till Raether den Preis "Buch des Jahres" - in Hamburg. "Ich bin mir der Ironie bewusst, dass ich über einen Bauskandal geschrieben habe, der in Berlin und nicht in Hamburg spielt", sagt Raether. "Es macht großen Spaß, von Hamburg aus über Berlin zu schreiben - irgendwann mach ich's dann umgekehrt."
"Die Architektin" heißt das ausgezeichnete Buch. Und Till Raether sagt, dass er darin eine wahre Geschichte aus den 70er-Jahren verarbeitet, die er nie so richtig vergessen hat. Schon als Kind in West-Berlin habe er sich immer über das so ziemlich einzige Hochhaus im Stadtbild gewundert: "Das war das sogenannte Kreiselhochhaus, was mit einer riesigen Kostenexplosion, mehreren Baupleiten und einer Unvermietbarkeit gebaut worden ist und dazu geführt hat, dass in Berlin ein ganzer Senat, einschließlich Bürgermeister, zurücktreten musste."
Ein Schelm, wer da an das Theater um den Scholztower denkt. "Auf einer Lesung in Berlin wurde ich auf den Scholztower angesprochen, und ich musste erstmal überlegen. Als ich dann angefangen habe, mich damit zu beschäftigen, habe ich doch ein paar Parallelen entdeckt."
Buch über Hoffnung und letzter Danowski-Krimi
Vor 25 Jahren verlässt Till Raether sein geliebtes Berlin für die Karriere: ein Printjournalist, einige Jahre sogar stellvertretender Chefredakteur der "Brigitte". Der Vater zweier Kinder lebt in Altona, seine Frau schreibt auch. Als freier Autor veröffentlicht er immer noch in Printmedien, schreibt vor allem aber Bücher. "Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?" ist frisch erschienen. Nachdem er vor zwei Jahren mit einem Buch über Depression einen Bestseller landete, ist das quasi die Fortsetzung.
"Ich habe gemerkt: Das Thema Hoffnung ist eins, mit dem man sich aktiv eigentlich gar nicht so richtig beschäftigt", findet Raether. "Ich merke das, wenn ich anfange, mich resigniert zu fühlen. Dann haben aber meine Kinder angefangen zu fragen: Was glaubst du, wie wir in 30 Jahren leben werden? Da habe ich gemerkt, dass man sich in dem Moment eigentlich keine Resignation erlauben kann."
Es ist ein schlankes, kluges, oft witziges Buch darüber geworden, wo die Hoffnung in schweren Zeiten herkommt, woher nicht, und wie man damit umgeht - reflektiert wie Till Raether selbst. Er kann ausführlich vom Waffeln-Machen mit seiner Tochter sprechen, macht einen unterhaltsamen Podcast mit Schriftstellerkollegin Alena Schröder und schreibt wie am Fließband. Im Februar erscheint sein neuer, siebter Band der Danowski-Hamburg-Krimireihe. Und Till Raether hat eine traurige Nachricht für Fans: "Es ist, glaube ich, der letzte Fall für Adam Danowski. Er hat sich im vorigen Band schuldig gemacht. Und muss jetzt im letzten Band die Konsequenzen tragen." Was danach kommt ist völlig klar: Till Raether schreibt und schreibt und schreibt weiter.