Cover: "Die Fehlbaren - Politiker zwischen Hochmut, Lüge und Unerbittlichkeit" von Helene Bubrowski © dtv
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AUDIO: Das politische Buch: "Die Fehlbaren" von Helene Bubrowski (6 Min)

"Die Fehlbaren": Politiker zwischen Lüge und Unerbittlichkeit

Stand: 10.05.2023 14:00 Uhr

Helene Bubrowski, profunde Kennerin des Berliner Politikbetriebes, zeigt im Buch "Die Fehlbaren", warum es vielen Politikern so schwerfällt, ihre Fehler angemessen zu kommunizieren. Sie plädiert für eine neue Fehlerkultur.

von Eßbach, Katja

Was haben Angela Merkel, Andreas Scheuer, Frank-Walter Steinmeier und Anne Spiegel gemeinsam? Klar, sie alle sind oder waren Politikerinnen und Politiker. Aber vor allem: Sie alle haben Fehler gemacht. Damit umgegangen sind sie allerdings höchst unterschiedlich.

Politische Fehler werden vertuscht, geleugnet, abgestritten

Aristoteles hat es schon vor über 2.000 Jahren gewusst. Zumindest wird ihm folgender Satz zugeschrieben: "Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen." Leider, so schreibt Helene Bubrowski, nähmen sich das Politikerinnen und Politiker noch immer viel zu selten zu Herzen. Vielmehr werde vertuscht, geleugnet, abgestritten. Die Autorin will ihr Buch allerdings nicht als Abrechnung mit diesem Verhalten verstanden wissen. Sondern als Plädoyer für eine neue Fehlerkultur:

Politik wird dadurch besser. Wer nicht bereit ist, einen Fehler einzugestehen, wird nicht bereit sein, ihn zu beseitigen. Häufig sind politische Vorschläge unausgegoren, manchmal sogar die fertigen Gesetze. (...) Viele Prozesse sind wahnsinnig kompliziert, die Bedingungen ändern sich ständig, gerade in Krisenzeiten. Das Gebot der Stunde ist dann, Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Das ist die Stärke der Demokratie (...). Zitat aus "Die Fehlbaren"

Angela Merkel und der Rückzieher um die Osterruhe 2021

Aber wie geht man richtig mit diesen Fehlern um? Darauf, schreibt Bubrowski, gebe es natürlich keine allgemeingültige Antwort. Das Eingeständnis von Fehlern tauge beispielsweise nicht als Allzweckwaffe. Zu häufig angewendet, nutze sich die Wirkung schnell ab. Andererseits könne es auch Ausdruck von Stärke sein, Fehler zuzugeben. Wie im viel diskutierten Fall der Osterruhe 2021. Damals wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen der Corona-Pandemie die Osterfeiertage verlängern. Sie nahm den Vorschlag schnell wieder zurück.

Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler. Denn am Ende trage ich für alles die letzte Verantwortung, qua Amt ist das so. (...) Ein Fehler muss als Fehler benannt werden und vor allem muss er korrigiert werden. (...) Und dafür bitte ich alle Bürgerinnen und Bürger um Verzeihung. Zitat aus dem Youtube-Video (ab Minute 1:20)

Karl-Theodor zu Guttenberg bagatellisierte Fehler zur Dissertation

Karl-Theodor zu Guttenberg wählte einen anderen Weg. Der damalige Verteidigungsminister sah sich 2011 Plagiatsvorwürfen ausgesetzt. Er habe mehrere Passagen seiner Doktorarbeit aus ungekennzeichneten Quellen übernommen, so die Anschuldigung. Guttenberg stritt lange ab und bagatellisierte seine Fehler:

Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir. Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden und sie enthält fraglos Fehler. (...) Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht. Zitat aus dem Youtube-Video (ab Minute 0:14)

Verantwortung der Medien beim Aufdecken von politischen Fehlern

Geholfen hat es nichts, Guttenberg musste zurücktreten. Helene Bubrowski schildert weitere sehr unterschiedliche Fälle von Fehlverhalten und dem Umgang damit. Aufgedeckt wurden die meisten durch journalistische Recherchen. Daraus ergebe sich aber auch etwas ganz Wichtiges: die Verantwortung der Medien.

Wenn sie fehlt, klingt es nicht richtig. Es gibt die Regeln des Presserechts und den Pressekodex, also die ethischen Standards, die sich Journalisten selbst gesetzt haben. Da steht zum Beispiel drin, was Medienvertreter beim Verdacht einer Straftat zu beachten haben, etwa dass es keinen "Medien-Pranger" geben darf. Zitat aus "Die Fehlbaren"

Pointierte Fallanalysen des Berliner Politikbetriebes

Helene Bubrowski ist eine profunde Kennerin des Berliner Politikbetriebes. Ihre pointierten Fallanalysen lesen sich spannend. Sie zeigt die hohen Maßstäbe, die Menschen an Politikerinnen und Politiker anlegen und wie gnadenlos manchmal auf deren Fehler reagiert wird. Vor allem die digitalen Netzwerke sind da häufig ein Brandbeschleuniger.

Abschließend macht die Autorin Vorschläge für eine bessere Fehlerkultur. So plädiert sie beispielsweise für wirklich ehrlich geführte Fehlerdiskussionen in der Politik.

Die Menschen haben ein feines Gespür dafür, wenn ihnen was vorgemacht wird. Und sie wissen, dass in diesen volatilen Zeiten ständiger Erschütterungen, großer Verunsicherung und dramatischer Veränderungen niemand ganz sicher sagen kann, wie die ideale Lösung aussieht. Zitat aus "Die Fehlbaren"

Bubrowski ist sich sicher, dass so die Glaubwürdigkeit und Attraktivität von Politik gestärkt werden würde. Und damit die Demokratie.

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Die Fehlbaren - Politiker zwischen Hochmut, Lüge und Unerbittlichkeit

von Helene Bubrowski
Seitenzahl:
224 Seiten
Genre:
Sachbuch
Verlag:
dtv
Veröffentlichungsdatum:
20. April 2023
Bestellnummer:
978-3-423-44168-1
Preis:
24 €

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