Die norwegische Flagge weht im Wind. © picture alliance / NurPhoto | Artur Widak
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AUDIO: Buchmessengastland: Aktuelle norwegische Literatur im Überblick (4 Min)

Buchmessengastland: Aktuelle norwegische Literatur im Überblick

Stand: 22.03.2025 08:26 Uhr

Norwegen ist Gastland der Leipziger Buchmesse, die am Mittwoch von Kronprinzessin Mette-Marit eröffnet wird. Viele international bekannte Autorinnen und Autoren wie Karl Ove Knausgård oder Maja Lunde werden erwartet. Was zeichnet die norwegische Literatur aus?

von Andrea Gerk

"Ich habe in der Schule Deutsch gelernt, aber mein Deutsch ist nicht gut genug, um über meine Bücher zu sprechen", lacht Trude Teige. Die Autorin macht aber auch mal Ausnahmen, etwa wenn ihre deutschen Fans sie nach Lesungen auf ihren Erfolgsroman "Als Großmutter im Regen tanzte" ansprechen. In Norwegen war die energiegeladene, sympathische 64-Jährige viele Jahre eine der bekanntesten Fernsehjournalistinnen. So wie ihre Krimi-Heldin Kaysa Coren, die häufig gesellschaftspolitische Misstände aufdeckt: "Was mich an Kriminalromanen interessiert, ist die Frage, was falsch gelaufen ist in der Gesellschaft, der Gemeinschaft, der Schule, der Familie", so Teige. "Das zu beschreiben - gerade in einer so wunderbaren Gesellschaft wie unserer - das fasziniert mich."

Norwegischer Buchmarkt: Historische Romane stark vertreten

Kriminalromane bilden ein starkes Segment im norwegischen Buchmarkt. Genau wie autofiktionale Romane, für die berühmte Autoren wie Karl Ove Knausgård, Tomas Espedal oder Vigdis Hjorth stehen. Aber dieser Trend ist ein wenig zurückgegangen, sagt Ingeborg Volan, Programmleiterin bei Gyldendal, einem der größten Verlage Norwegens, der in diesem Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiert. "Ich würde sagen, dass die letzten Jahre eher von historischen Romanen geprägt waren", so Volan. "Es gab auch einige Bücher mit sehr interessanten Hauptfiguren, die mit den Autoren gar nichts zu tun hatten."

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Literatur war seit der Unabhängigkeit Norwegens von Dänemark im 19. Jahrhundert bedeutsam für die Identität der jungen Nation. Heute spiegelt sie ein zunehmendes Interesse an der eigenen Kolonialgeschichte und an Minderheiten wie den Samen, denen Norwegen ab Mitte des 19.Jahrhunderts mit einer rücksichtslose Assimilierungspolitik begegnete: In Schulen und öffentlichen Einrichtungen war die samische Sprache verboten und wurde erst in den 1960er-Jahren anerkannt.

Zunehmendes Interesse an Kolonialgeschichte und Minderheiten

Kathrine Nedrejord hat bei den Recherchen zu ihrem viel beachteten Roman "Das Sami-Problem" selbst erst die Geschichte ihrer indigenen Vorfahren entdeckt: "Als ich aufwuchs, dachte ich, wir hätten keine Geschichte. Niemand erwähnte uns im Geschichtsunterricht in der Schule. Wir existierten nicht. Und wie Marie - meine Hauptfigur - lernte ich die samische Geschichte erst kennen, als ich im Sommer als Guide im Sami-Museum arbeite."

Auch Ingeborg Arvola, die von aus Finnland eingewanderten Kvenen abstammt, gelang mit ihrer historischen Eismeer-Trilogie der literarische Durchbruch. Für sie hängt dieser Erfolg auch damit zusammen, dass die Norweger sich seit ein paar Jahren viel mehr für die Geschichte der im Land lebenden Minderheiten interessieren: "Jetzt hat jeder angefangen, seine Vorfahren zu erforschen und dabei stellt jeder aus Nordnorwegen fest: Oh, das ist ja ein finnischer, kvenischer oder samischer Name", erzählt sie. "Die meisten Nordnorweger tragen also eine Art Mischung in sich und finden es erhellend, sich damit zu beschäftigen. Für manche ist es vielleicht auch die Antwort auf eine Frage, die in ihren Familien lange Zeit schlummerte."

Gute Förderung sorgt für Vielfältigkeit in der Literatur

Dass die zeitgenössische norwegische Literatur so vielfältig ist, liegt auch an der ungewöhnlich guten Förderung. Der norwegische Kulturrat kauft von jedem Buch einige hundert Exemplare an und verteilt sie an die Bibliotheken. Das erleichtert vieles erklärt Ingeborg Volan: "Man verliert nicht so viel Geld wie sonst. Das ermöglicht uns, etwas risikofreudiger zu sein als das in anderen Ländern möglich ist. Vielleicht können wir dadurch sogar etwas idealistischer sein."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 22.03.2025 | 07:20 Uhr

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