Buchläden: Rettung vor Online-Konkurrenz durch Zusammenschluss?
Während viele Buchläden schließen, expandiert die Lüneburger Traditionsbuchhandlung Lünebuch - auch nach Hittfeld, wo sie jetzt ein weiteres Geschäft übernommen hat. Geschäftsführer Jan Orthey will so gegen Amazon und Co. bestehen.
15 Jahre lang wurde die Buchhandlung Seevetal von Susanne Ludorf geführt. Doch die gelernte Bankkauffrau musste den Laden in Hittfeld verkaufen. Gestiegene Preise für Logistik, Energie oder Papier haben sie, wie sie sagt, dazu gezwungen. Denn die Bücher konnte sie wegen der Buchpreisbindung nicht teurer verkaufen. "Die immer kleiner werdende Marge, mit der man das Personal und das eigene Leben bezahlen muss, können wir nicht wieder größer machen", so Ludorf. "Ich habe schon vor einiger Zeit gemerkt, dass es für ein Geschäft in dieser Größenordnung wirklich schwierig wird."
Bisher: Zu viel Bürokratie und kaum Zeit für Kunden

2024 wurde das Geschäft sogar zur Buchhandlung des Jahres in Niedersachsen gewählt. Doch auch der Preis half im Alltag nichts: zu viel Bürokratie, kaum noch Zeit, um Kundinnen und Kunden zu beraten. Am Ende waren es Ludorfs Kinder, die ihr den finalen Denkanstoß gaben: "Meine Familie hat das sehr geduldig mitgetragen. Aber dann fragten sie: 'Mama, ist das noch das, was dich glücklich macht und erfüllt?'" Also fasste Ludorf einen Entschluss: "Da die Idee, dass es mit der Buchhandlung nicht mehr weitergehen würde, nicht vorstellbar war, habe ich gedacht, du musst die Weichen so stellen, dass es weitergehen kann - mit einem starken Partner."
Synergieeffekte durch mehrere Standorte
Dieser starke Partner heißt Jan Orthey, Inhaber von Lünebuch, der größten Buchhandlung mit gut 100.000 Titeln in Lüneburg. Die Buchhandlung Seevetal ist neben den Standorten in Lüneburg und in Salzhausen nun der dritte der Firma. Insgesamt 35 Mitarbeitende hat das Familienunternehmen jetzt. Aus dreimal Buchhaltung mach also eine - Orthey setzt auf Synergieeffekte der Standorte. "Wir haben durch das große Haus in Lüneburg immer die Möglichkeit, Bestände aus unserem Lager heraus in die anderen Standorte zu bringen", so der Inhaber. "Das heißt also, wenn mal was nicht lieferbar ist, es aber in Lüneburg noch im Stapel liegt, dann ist es am nächsten Tag auch in Seevetal und in Salzhausen."
Für Orthey ist es nicht nur die Beratung, die die lokalen Buchhandlungen vom Online-Geschäft unterscheidet: "Das Sortiment im Laden soll mir Inspiration bieten und die Möglichkeiten geben, Neues zu entdecken. Wenn ich immer nur in meinem Mikrokosmos bleiben will, dann kann ich auch zu Hause bleiben und bei Amazon bestellen."
Buchhandlung Seevetal in Hittfeld: Vieles bleibt, wie es ist
Auch die Kundinnen und Kunden in Hittfeld schätzen das an ihrem Buchladen in Seevetal. "Wenn ich reinkomme, fühle ich mich gleich wohl", berichtet eine Kundin. "Der Laden hat eine sehr angenehme Atmosphäre. Ich kann in Ruhe stöbern und habe viel Auswahl." Ein anderer Kunde erzählt: "Ich kenne einige Verkäuferinnen persönlich. Es ist nett hier, man kommt gerne her."
Ein neuer Online-Shop, ein neues Kassensystem - vieles ändert sich jetzt hinter den Kulissen in der Buchhandlung Seevetal. Augenscheinlich bleibt aber alles gleich. Susanne Ludorf und ihr Team bleiben den Kundinnen und Kunden erhalten - auch wenn Ludorf jetzt nur noch als Angestellte den Standort leitet. Der Name Buchhandlung Seevetal soll auch erst einmal bleiben.
Chefin: "Kann mich wieder den Kunden zuwenden"
"Wir können uns jetzt viel besser auf das Kerngeschäft konzentrieren", erklärt Ludorf. "Ich kann mich den Kunden wieder zuwenden, das Sortiment kuratieren - all die Dinge, die ich eigentlich möchte. Und ich bin befreit von den vielen Dingen, die im Büro angefallen sind." Die Buchhandlung Seevetal in Hittfeld zeigt also, dass im Zusammenschluss von kleineren Buchläden ein Rezept für die Zukunft gegen die Großen wie Amazon und Co. stecken könnte.
