Buchhandlung in Lohne: Schwierige Suche um Nachfolger
In Zeiten von Online-Handel und aussterbenden Innenstädten haben es die kleinen Läden auf dem Land nicht so leicht. Auch das Thema Nachfolge kann schwierig werden. Wie bei einer Buchhändlerin aus dem niedersächsischen Lohne.
Die vierte Klasse der Franziskus Grundschule in Lohne macht einen Tagesausflug in eine Buchhandlung. Die Kinder sollen für das Lesen begeistert werden. Dazu eingeladen hat Buchhändlerin Iris Schumacher. Und zwar die einzige, verbliebene Buchhandlung im niedersächsischen Lohne.
Iris Schumacher leitet das Geschäft seit 17 Jahren. In all der Zeit versuchte sie immer, ihre Leidenschaft für Literatur an die Kundschaft weiterzugeben. Aber jetzt soll Schluss sein: "Die Entscheidung ist gefallen, weil mein Mann schon einige Jahre im Ruhestand ist und unsere Kinder beide im Ausland leben. Wir möchten mehr Zeit bei den Kindern verbringen. Das ist der Grund dafür." Soweit der Entschluss. Schwierig ist es hingegen eine passende Nachfolge zu finden.
Weitreichende Folgen einer Schließung
Seit über einem Jahr sucht Iris Schumacher schon. Sie hat Leute im Ort angesprochen, ein Gesuch in einer Buchhandlungsbörse aufgegeben und sich unter Kollegen umgehört. In einem Exposé hat sie zusammengefasst, worauf es ankommt: "Der Laden ist nicht klein. Mit 260 Quadratmetern ist das schon ein Volumen. Man muss Zeit haben und mitarbeiten wollen. Im besten Falle muss man auch hierher ziehen. Ich denke, dass das ein Grund ist, dass sich das jemand genau überlegt, ob er das will und ob er das auch leisten kann."
Wenn Iris Schumacher ihre Buchhandlung schließen würde, würde das wohl auch das Ende eines ihrer Herzensprojekte bedeuten: die Leseförderung für Kinder wie die aus der vierten Klasse der Grundschule. Auch andere Veranstaltungen könnte es nicht mehr geben. Das Abendbrot mit gutem Wein und Literatur und natürlich die vielen Lesungen.
Social Media Kampagne für Nachfolge-Suche
Kollegen aus dem Handels- und Gewerbeverein kommen vorbei. Sie machen sich Sorgen, wie Nicki Rösener: "Das ist nicht nur ein Ort, den man gezielt besucht und an dem man ein Geschenk oder ein Buch kauft, sondern wo man sich trifft, austauscht und wo man miteinander ist." Und Kollege Henrich Römann ergänzt: "Die Innenstädte brauchen Leben und das bieten inhabergeführte Läden, die mit Liebe gemacht werden."
Iris Schumacher erzählt, dass es noch zwei Interessenten gibt: "Aber auch da weiß ich nicht, ob das überhaupt was wird. Mir wäre das natürlich schon sehr lieb, wenn das jemand aus Lohne machen würde. Das wäre natürlich großartig." Damit die Buchhändlerin noch einen Nachfolger findet, unterstützt sie die Gemeinschaft mit einer Social Media Kampagne auf Instagram.
Zukunft der Buchhandlung ungewiss
Iris Schumacher sagt, ihr Laden laufe rund. Der Umsatz stimme. Ihr Verkaufskonzept wurde im vergangenen Jahr sogar mit einem ersten Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Als sie in der Buchhandlung anfing, war Iris Schumacher Quereinsteigerin. Vorher hat sie als Fremdsprachenkorrespondentin gearbeitet.
Aus ihrer Sicht muss der Nachfolger nicht unbedingt vom Fach sein: "Die Begeisterung für Literatur ist ganz wichtig. Eine gewisse Kreativität braucht man hier. Wenn man sich den Laden anschaut, dann denke ich, sieht man das auch. Und ein bisschen mit Zahlen umgehen sollte man natürlich auch können." In ihrer alten Buchhandlung ein bisschen aushelfen, das kann sich Iris Schumacher gut vorstellen, wenn es denn jemanden gibt, der den Laden übernehmen wird.
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