André Franquin: Schöpfer von "Marsupilami" und Spirou-Zeichner
Vielen sagt dieser Name André Franquin auf Anhieb nichts. Lässt man allerdings dann die Stichwörter "Spirou" oder "Marsupilami" fallen, fangen die Augen an zu leuchten. Am 3. Januar wäre einer der Väter des europäischen Comics 100 Jahre alt geworden.
Als André Franquin 1924 in der Nähe von Brüssel zur Welt kommt, hatte kurz zuvor einige Tausend Kilometer weiter westlich in Kalifornien Walt Disney seine Walt Disney Company gegründet. Wenige Jahre später starten Mickey Mouse und Co. ihren Siegeszug um die Welt. Sie begeistern Kinder und Erwachsene gleichermaßen - auch den jungen André.
"Er war ein großer Fan von den Trickfilmen von Walt Disney", schildert Volker Hamann, Franquin-Experte und Herausgeber des Comic-Magazin Alfonz. Er kennt das Werk des Zeichners genau. Schon als Knirps entwickelt Franquin die Liebe zum Zeichnen: "Weil er die Chance gesehen hat, mit einer eigenen Zeichnung eine Geschichte zu erzählen, ein Abenteuer zu entwickeln."
Mentor Jijé hilft Franquin beim Durchbruch
Franquin studiert in Brüssel an einer Kunsthochschule und jobbt anschließend in einem Trickfilmstudio. Dort lernt er unter anderem den Lucky-Luke-Erfinder Morris kennen. Er verfeinert seinen runden, leichten und dynamischen Stil. Großen Einfluss bekommt er durch die Arbeit mit Joseph Gillain, genannt Jijé. Er wird sein Mentor beim Dupuis Verlag, der das Spirou Magazin herausbringt. "Der hat ihn ein paar Jahre zu Hause wohnen lassen, hat mit ihm gearbeitet und ihm gezeigt, was Kunst ist", erklärt Hamann. Franquin ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Beim Verlag wird Comic-Geschichte geschrieben. Mit wenigen Strichen bringt er Gefühle und Bewegungen aufs Papier.
Er übernimmt die Spirou-Reihe und entwickelt den Hotelpagen und seinen Freund, den Reporter Fantasio, fügt eigene Welten wie das verschlafene Örtchen Rummelsdorf hinzu. "Außerdem erfindet er Marsupilami, das gelbe leopardenähnliche Wesen mit einem irrsinnig langen Schwanz, und den Büroboten Gaston Lagaffe", schildert Volker Hamann. "Beide werden später so erfolgreich, dass sie aus dem Spirou-Universum herausgenommen werden und eigene Welten bekommen."
Wegen Depressionen gibt Franquin Spirou ab
Aber es ist im Leben von Franquin nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Nach einer Hepatitis-Erkrankung in den 60er-Jahren leidet er immer häufiger an Depressionen. "Die haben sich im Lauf der Jahre so herausgewachsen, dass er nicht mehr an Spirou arbeiten konnte", erzählt Volker Hamann. "Er hat die Serie abgegeben und aus dieser persönlichen Verarbeitung heraus sind die schwarzen Gedanken entstanden." In einer Reihe von ein- bis zweiseitigen Comics für ein Magazin zeigt er sich von einer düsteren, makabren und schwarzhumorigen Seite. Selbst verschuldete Situationen führen darin oft zum Tod oder in eine aussichtslose Lage.
Prägende Figur für den europäischen Comic
Trotz seiner Depressionen räumt Franquin alle wichtigen europäischen Comic-Preise ab - in Stockholm, Angoulême und Erlangen. Immer bleibt er bodenständig - unterstützt die Fan-Szene und gibt sein Wissen an jüngere Zeichner weiter. Seine Bedeutung auf die heutigen Comic-Macher kann gar nicht groß genug eingeschätzt werden. "Sein Werk ist jung geblieben", findet Volker Hamann. "Der Witz, den er in seinen Comics mitbegründet hat, der funktioniert heute immer noch.”