Graphic Novel: "Invictus. Der Weg zurück ins Leben"
Die "Invictus Games" wurden von Prinz Harry ins Leben gerufen, um verwundeten Soldatinnen und Soldaten ein Stück Normalität zurückzubringen. Die Graphic Novel "Invictus" zeigt, mit welchen Problemen und Sorgen Betroffene zu kämpfen haben.
Wenn die Bundeswehr im Auslandseinsatz unterwegs ist, gibt es nicht nur gute Nachrichten:
"Zum dritten Mal in nur wenigen Tagen, war die Bundeswehr Ziel eines Anschlags in Afghanistan. Ein deutscher Soldat wurde getötet, fünf weitere wurden verletzt, als ein Sprengsatz..." O-Ton "Tagesschau"
Für uns fliegen diese Sätze oft vorbei. Für die Betroffenen und Angehörigen beginnt ein anderes Leben. Verwundet, verletzt, traumatisiert kehren sie zurück. Auf Verständnis oder ein offenes Ohr stoßen die wenigsten. "Jemand, der als Soldat im Einsatz war, kann diese Extremsituationen nur sehr schwer teilen", erzählt Tom Fiedler. Der Zeichner hat Soldatinnen und Soldaten im Rehazentrum der Bundeswehr im nordrhein-westfälischen Warendorf getroffen. "In diesem besonderen Kosmos war ich plötzlich der Außenseiter. In dieser beobachtenden Rolle sich das alles anschauen zu können und die Echtheit zu spüren, hat auf jeden Fall was mit mir gemacht."
Graphic Novel "Invictus": Nie schwermütig oder beklemmend
Aus den gehörten und gelesenen Erlebnissen der Beteiligten entwickelt Fiedler einen Erzählstrang in einfachen Bildern. Sein Strich erinnert an die frankobelgischen Comics von Spirou oder die Comic-Strips von Calvin und Hobbes: frech, klar, mit kräftigen Outlines. Darin besteht auch die Stärke des Buches. Nie wird es schwermütig oder beklemmend.
Beispielsweise beschreibt er nüchtern aber bildnerisch stark - wie als Nadja, die bei einem Sanitätsdienst eine Hand verloren hat, kurz nach einer gelungen Sportübung in eine tiefe Traurigkeit fällt. Ihr schwimmt der Boden unter den Füßen weg, weil sie glaubt, keine Zukunftsaussichten mehr zu haben. Auch die Mimiken von Fiedlers Figuren sind so lebendig, wie der Aufbau seiner Seiten. Er kombiniert die gängigen Comic-Panels mit rahmenlosen Bildern und leicht verständlichen Infografiken.
Die Sorgen und Ängste der Betroffenen universell erzählt
Berührend zu sehen, ist, wenn am Ende der Reha alle zusammen eine letzte Wanderung mit Alpakas unternehmen. Gerade diese Tiere haben durch ihr feinfühliges soziales Wesen eine große therapeutische Wirkung. Das löst selbst bei so manch hart gesottenem Patienten die seelischen Knoten. Fiedler sagt: "Das sind alles gestandene Männer. Dann schmelzen die auf einmal und es huscht auch mal ein Lächeln über ihr Gesicht - gerade, weil das andere so ernst ist und einen berührt. So ist das andere umso intensiver. Es geht schon tief runter, aber es geht auch sehr weit hoch."
Fiedler gelingt es, die Sorgen und Ängste der Betroffenen universell zu erzählen. Es ist egal, ob ein Krieg, eine Krankheit oder ein Unfall das Leben eines Menschen aus der Bahn geworfen hat. Sie alle wollen einfach nur wieder ein normales Leben führen. So bezeichnend ist auch das Cover des Buches, denn von dort aus lacht uns Nadja stolz entgegen. Sie reckt ihren Arm zur Winner-Pose empor - auch wenn ihr dort die Hand fehlt. Als wolle sie sagen: "Ich bin hier. Das bin ich und das ist gut."
Die Eröffnungsfeier der Invictus Games in Düsseldorf wird am 9. September live auf Phönix übertragen.
Invictus. Der Weg zurück ins Leben
- Seitenzahl:
- 160 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Avant-Verlag
- Veröffentlichungsdatum:
- Juni 2023
- Bestellnummer:
- 978-3-96445-095-1
- Preis:
- 20 €