Thea Mengeler © Caroline Drechsel Foto: Caroline Drechsel
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AUDIO: Was bleibt vom Urlaubsort, wenn die Touristen fort sind? (26 Min)

Was bleibt vom Urlaubsort, wenn die Touristen fort sind?

Stand: 13.10.2024 06:00 Uhr

Thea Mengelers Buch handelt von einer Insel, zu der die Fähren mit den Touristen eines Tages nicht mehr kommen. Im Gespräch erzählt die Hannoversche Autorin, warum das Fortbleiben der Fähren Freiheit und Verlust zugleich ist.

Mit ihrem Roman "Nach den Fähren" hat die Hannoversche Autorin Thea Mengeler das Publikum von sich überzeugt: Bei der Online-Abstimmung zur Wahl der besten Bücher der Unabhängigen Verlage landete sie auf der Shortlist. Am Freitag wird der Preis der sogenannten Hotlist auf der Frankfurter Buchmesse vergeben.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser Auszeichnung. Auf der Hotlist zu stehen, ist schon eine besondere Ehre. Wie hat sich Dein Leben als Autorin dadurch verändert?

Thea Mengeler: Ich weiß gar nicht, ob sich aktuell schon so viel dadurch verändert hat. Für mich persönlich war es allerdings schon eine wichtige Auszeichnung und Wertschätzung, weil es tatsächlich die erste Longlist- und Shortlist-Nominierung für mich ist mit einem Buch. Deswegen ist es schon ein wichtiger Moment gewesen.

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Buchcover: Thea Mengeler - Nach den Fähren © Wallstein Verlag

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Es ist Dein zweiter Roman. Der erste, "Connect", damals noch bei Leykam erschienen, hat auch schon sehr viel Aufmerksamkeit bekommen. Das Buch "Nach den Fähren" scheint sich zu so einer Art Publikumsliebling zu entwickeln. Was für Reaktionen bekommst du auf diesen Roman?

Mengeler: Ich bin wahnsinnig überrascht, dass es so ein Publikumsliebling ist, weil es ja schon ein spezieller Roman ist. Aber die Rückmeldungen sind sehr schön, sehr positiv. Viele Leute können mit dieser sehr langsamen Erzählweise anscheinend sehr viel anfangen. Ich bekomme interessanterweise ganz unterschiedliche Rückmeldungen, was den Schwerpunkt der Lesart angeht.

Es gibt viele, für die es sehr stark um das Thema Tourismus geht, weil es darum vordergründig geht: Es ist eine touristische Insel, die von den Touristen verlassen wurde. Damit können viele Leute, die in touristischen Orten leben, sehr viel anfangen. Ich wurde zum Beispiel nach Usedom eingeladen - das ist natürlich ein toller Ort, um aus diesem Roman zu lesen. Aber es gibt auch viele Leute, die sagen, dass das Thema für sie gar nicht wichtig ist, sondern es geht für sie vielmehr um allgemeine Lebensfragen: Wie wollen wir eigentlich leben? Was ist uns wichtig? Das ist eine sehr schöne Erfahrung, gerade bei Lesungen Rückmeldungen von Menschen zu bekommen, die das Buch schon gelesen haben.

Insel, Fähren - das klingt unglaublich norddeutsch. Aber jetzt müssen wir leider die traurige Wahrheit aussprechen: Das Vorbild für diese Insel lag ganz woanders, nämlich im Bosporus.

Mengeler: Ja. Zumindest hat es da für mich angefangen. Ich habe viel Zeit in Istanbul verbracht. Erst im Studium und später war ich auch privat oft da. Vor Istanbul liegen die Prinzeninseln, auf die man mit Fähren fahren kann. Das dauert so etwa anderthalb Stunden. Das ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, aus dieser völlig überfüllten Stadt rauszukommen, auf diese Inseln, wo es keinen Autoverkehr gibt, wo damals zumindest sehr viele Kutschen unterwegs waren - das ist anscheinend inzwischen verboten.

Da ist eine ganz eigentümliche Atmosphäre, gerade im Winter, wenn auch die Tagestouristen nicht mehr dorthin kommen. Das ist dann plötzlich ein ganz merkwürdig verlassener Ort mit seltsamer Architektur, mit Pferden, die einfach über die Insel laufen. Das mochte ich atmosphärisch sehr gerne, und da ist diese Idee entstanden: Was ist eigentlich, wenn so ein Ort, der hauptsächlich touristisch genutzt wird, plötzlich in dieser Nebensaison im Grunde verharrt?

Das Gespräch führte Jan Ehlert. Das komplette Interview hören Sie oben auf dieser Seite - und in der ARD Audiothek.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Das Gespräch | 13.10.2024 | 15:00 Uhr

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