"Warum hast du nicht Nein gesagt?": Roland Kaiser bei Einheitsfeier in Schwerin
Er ist wohl der bekannteste Schlagersänger Deutschlands: Roland Kaiser tritt am 3. Oktober bei der Einheitsparty in Schwerin auf. Das SPD-Mitglied hat sich immer wieder für die Gastgeberin Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ins Zeug gelegt. Die Opposition hat Bedenken.
"Warum hast du nicht Nein gesagt?" fragt Roland Kaiser in einem seiner vielen Lieder um Liebe, Sehnsucht und Seitensprünge. Die Antwort aus der Staatskanzlei ist jetzt eindeutig ausgefallen. Sie freue sich, erklärte Ministerpräsidentin Schwesig, "wenn einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Musiker nach Schwerin kommt, um gemeinsam mit uns die Einheit zu feiern." Ein "Nein" kam offenbar nie in Frage. Schwesig verschickte ein gemeinsames Instagram-Video mit dem Stargast. "Der Kaiser kommt" – verkündete die Bundesratspräsidentin und schickte ganz vertraut hinterher: "Lieber Roland Kaiser, wir freuen uns auf dich."
Kaiser ein Jahr vor Schwesig in der SPD
Schwesig und Kaiser - sie ziehen politisch seit gut 20 Jahren an einem Strang. Der gebürtige Westberliner ist 2002 in die SPD eingetreten, ein Jahr später wurde Schwesig Genossin. Kaiser hat eine Nähe zur SPD in Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut, obwohl der 72-Jährige nicht im Nordosten lebt: Er trat im September 2016 beim Wahlkampfabschluss der Landtags-SPD in Warnemünde auf, Ende des Jahres nominierte die Landtags-SPD Ronald Keiler - so heißt Kaiser mit bürgerlichem Namen - dann für die Bundesversammlung in Berlin. Gemeinsam mit Schwesig wählte Schlagersänger Kaiser den SPD-Kandidaten Frank-Walter Steinmeier zum neuen Bundespräsidenten.
Landtags-SPD schickte Sänger zwei Mal nach Berlin
Die Nominierung wiederholte sich Ende 2021 - da rückte Ronald Keiler schon auf Platz 3 der Wahlleute-Liste vor, die die Landtags-SPD benennen konnte. Kaiser sang nicht nur "Alles, was Du willst", er machte auch Wahlkampf für Schwesig. Im SPD-Wahlmagazin lobte Kaiser die Kandidatin in den höchsten Tönen: "Manuela schafft es, Menschen zu begeistern." Sie regiere das Land "hoch verantwortungsvoll, engagiert und menschlich", gab der Sänger in dem SPD-Blättchen in einem gemeinsamen Interview mit Schwesig zu Protokoll.
Lobeshymnen für Schwesig
Auch auf Social Media folgten Lobeshymnen: "Mich beeindruckt, wie gradlinig und engagiert sich Manuela Schwesig jeden Tag aufs Neue einsetzt", zitierte ihn der SPD-Landesverband auf seiner Facebookseite. Die Nutzer reagierten mehrheitlich eher ablehnend. "Enttäuschend", lautete noch einer der eher gemäßigten Kommentare. Kaiser macht aus seiner Unterstützung für die SPD keinen Hehl. Er stamme aus dem Arbeiterbezirk Wedding, sagte Kaiser, auch deshalb sei er überzeugter Sozialdemokrat. "Die SPD macht eine Politik, die für uns alle wichtig und richtig ist", erklärte der Sänger 2021 in dem Interview in dem Wahlkampf-Blättchen "Manu". Und der SPD-Zeitung "Vorwärts" sagte er, er bekenne sich "zur ältesten deutschen Partei, einer Partei, die auf den Grundfesten der Demokratie steht".
FDP: "Es geht nicht um Schwesig"
Und was sagen die anderen? Bei der FDP im Landtag wirft das alles Fragen auf. Mit Roland Kaiser sei zwar ein Künstler gewonnen worden, "der beliebt ist und als westdeutscher Schlagerstar auch diesseits der innerdeutschen Grenze viele Menschen bewegte", erklärte Fraktionschef René Domke. Mit Blick auf die parteipolitische Nähe von Stargast und Gastgeberin sagte der Chef-Liberale, der Tag der Deutschen Einheit sollte nicht zur Bühne für persönliche oder parteipolitische Inszenierungen werden. "Es geht nicht um Frau Schwesig oder die SPD, sondern um die Menschen und die Bedeutung der Deutschen Einheit. Der Tag sollte jedenfalls nicht für politische Eigeninteressen genutzt werden", so Domke.
Schwesig freut sich auf "kostenfreien" Kaiser-Auftritt
Schwesig zieht dagegen keine parteipolitische Verbindung. Es sei doch eine "tolle Nachricht für alle Gäste", dass Kaiser nach Schwerin komme. Der Mann feiert in diesem Jahr sein 50. Bühnenjubiläum. Schwesig sagte, sein Konzert auf dem Alten Garten werde nicht nur "unvergesslich", sondern auch "kostenfrei" sein. Ganz umsonst dürfte der Auftritt dennoch nicht ausfallen. Das Einheitsfeier-Budget ist allerdings gut gefüllt. Die Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig kalkuliert für Staatsakt, Bürgerfest und allem Drum und Dran mit 4,5 Millionen Euro.