Sanierung oder Stillstand: Wie steht es um Schloss Ludwigsburg?
Vor drei Jahren hat das Land MV die Schlossanlage Ludwigsburg, die als eine der letzten an den einstigen Reichtum der Pommerschen Herzöge erinnert, gekauft. Wie ist mittlerweile der Stand der Dinge?
Am 24. Juni zu Johanni soll sie zum ersten Mal läuten: die neue Glocke in der Kirche in Ludwigsburg. Kirche und Kapelle selbst sind saniert, die neue Glocke symbolisiert nun auch die Hoffnung, dass es weitergeht in der Schlossanlage. Angesichts bröckelnder Fassade außen und der Baustellenatmosphäre im Inneren ist allerdings klar: Das wird kein leichter Job.
Auf Streifzug durch die Schlossanlage
Eine glänzende Eisentür verschließt den Eingang - eine Baustellentür, wie sie überall zur Sicherung von Gebäuden verwendet wird. Gunnar Peters vom Förderverein Schloss Ludwigsburg zeigt auf bröckelnden Putz, der den Blick freigibt auf hellrote Backsteine an der Fassade, auf Fenster, die gerade noch so das Wetter abhalten. "Sie sehen ja hier, dass wir uns da immer wieder beholfen haben mit Baufolie oder Notverglasung, die wir jetzt auch loswerden wollen", erzählt er. Die Statik ist in Ordnung, so Peters, das haben Untersuchungen gezeigt. Da haben die Baumeister des 16. Jahrhunderts ganze Arbeit geleistet. Im Inneren ist es kühl und dunkel - die Fenster zugemauert, um ungebetene Gäste abzuhalten.
"Unser Blick fällt zunächst auf die sogenannte toskanische Säule, die raumgreifend, mächtig dasteht und dieses wunderbaren Kreuzgratgewölbe trägt. Wir müssen uns jetzt einfach alle Zwischenwände, die wir hier sehen, wegdenken", sagt Peters. Die nämlich wurden später erst errichtet. Das Untergeschoss diente als Küche und Kantine für die Bäuerinnen und Bauern der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft zu DDR Zeiten - davon zeugen Fliesen und ein überdimensionaler Herd. Feuerklappen und Backofentüren lassen sich noch öffnen.
Kaufpreis für Schloss Ludwigsburg: Vier Euro
Hinauf ins Obergeschoss: Ungewöhnliches gibt es hier zu sehen, verspricht Gunnar Peters. Seit drei Jahren gehört die Gutsanlage samt Park dem Land - vier Kaufverträge waren nötig um die Besitzverhältnisse zu klären, vier Euro hat das Land bezahlt. Dafür bekam es ein Areal, das zu sanieren mindestens 40 Millionen Euro kosten wird - so Schätzungen von 2020. Immerhin aber hat das Schloss ein intaktes Dach - eine Errungenschaft der Sanierungsbemühungen im ersten Jahrzehnt der 2000er-Jahre.
Gunnar Peters wendet sich von der Treppe aus nach rechts - ein Saal mit Stuckdecke - der Fußboden zu großen Teilen offen. "Das Gewölbe von oben ist ein seltener Anblick. Aber hier kann man eben wirklich sehen - weil der Fußboden abgenommen ist -, wie ein Kreuzgratgewölbe von oben ausschaut. Normalerweise blickt man nur von unten drauf", erzählt er. Es ist ein Saal für Tanz und Geselligkeit. Erst luden hierher die Besitzer ihre Gäste ein - zuletzt war das die Familie Weißenborn - nach deren Enteignung in den späten 40er-Jahren feierte hier die Dorfbevölkerung und kam zu Kinoabenden zusammen.
Der Eindruck im Dorf: Bei der Sanierung herrscht Stillstand
"Sie sehen auch noch farblich abgehoben im Putz, wo die beiden Durchbrüche waren für die Projektoren und das Guckloch für den Filmvorführer dazu", zeigt Peters. Schräg gegenüber - zwischen Balken, hinter einer Absperrung - die versprochene Überraschung. Leuchtend rot die Decke zwischen Balken: "An dieser Stelle schauen wir also auf eine ganz tolle Stuckdecke von 1650, die in mehreren Streifen sogenannte Groteske zeigt, also fantasievolle Figuren, Menschen, Pflanzen, Tiere." Mit einer gewissen Ungeduld, so erzählt Gunnar Peters, schauen die Leute aus dem Dorf auf ihr Schloss. Vieles, das bisher getan wurde, ist von außen nicht zu erkennen - der Eindruck: Stillstand. Obwohl das Land nun loslegen will.
Im September soll es ernst werden. Erst ein unübersehbares Gerüst, dann werden neuen Fenster eingebaut. Das Schloss soll dann gegen Wetter geschützt werden, damit es weiter gehen kann - außen und innen. 1,6 Millionen Euro sind für den ersten Bauabschnitt eingeplant - neben Fenstern, Treppen, Fußböden soll dafür auch die Bausubstanz im Speichergebäude gegenüber gesichert werden. Ebenfalls gesichert ist der alte Rinderstall der Anlage - ein Nebengebäude, mehr als 80 Meter lang - ursprünglich mit Reet gedeckt, heute mit einem Blechdach zumindest geschützt. Dort wird am 17. Juni auch die plattdeutsche NDR Talkshow Plappermoehl zu Gast sein. Dann gibt es noch viel mehr Geschichten aus Schloss und Gutsanlage.