"Reschke Fernsehen": Neue Show im Ersten mit Anja Reschke
In "Reschke Fernsehen" will Anja Reschke "Journalismus und Recherche eine Bühne bieten". Am 2. Februar ab 23.35 Uhr lief die erste Sendung im Ersten.
Frau Reschke, "Reschke Fernsehen" heißt das neue Format. Woher kommt dieser Titel?
Anja Reschke: Der Titelgeber ist in der Tat Alexander Gauland von der AfD. Ich saß mit ihm 2016 in der Sendung "Hart aber fair", und damals ging es um Lügenpresse und manipulierende Medien - das war ja der Vorwurf der AfD. Alexander Gauland wurde gefragt, warum er das denn so nennen würde. Er sagte dann, er würde es gar nicht "Lügenpresse" nennen, sondern er würde diese manipulierenden Medien "Reschke Fernsehen" nennen, was mich damals etwas irritiert hat. Aber am Ende ist es natürlich eine Auszeichnung, weil man sagen kann: Alles, was Alexander Gauland nicht mag - kritischen Journalismus, Einstehen für eine offene, tolerante Gesellschaft, für Meinungspluralität, für freie Berichterstattung -, für all das steht dann "Reschke Fernsehen".
Und auf gar keinen Fall für manipulierende Medien, oder?
Reschke: Auf keinen Fall für manipulierende Medien, genau.
In der ersten Folge geht es um der Deutschen liebstes Bundesland, nämlich Bayern, Ihr Heimatland. Ich kann mir vorstellen, dass es aber nicht unbedingt um Weißwurst und Jodeldiplom geht, oder?
Reschke: Nein, das stimmt. Am Ende geht es gar nicht um Bayern, sondern um die CSU. Aber nachdem die CSU seit Jahrzehnten postuliert, dass Bayern und CSU zusammengehören, darf man auch sagen, dass es um Bayern geht. Es kommt mir immer so ein bisschen vor, dass wenn wir uns als Bundesrepublik als große Familie sehen, dann ist Bayern und die CSU immer der Onkel, der breitbeinig ein bisschen zu spät auf die Party kommt, auf den Tisch haut und sagt: Ich bin der Geilste.
Und was haben wir im Norden mit den Bayern zu tun? Wie sehr müssen wir unter den Bayern leiden?
Reschke: "Leiden" würde ich jetzt nicht sagen - man fährt ja da auch gerne hin, ich fahre auch gerne nach Bayern. Aber Bayern hat dieses Jahr Landtagswahlen, und wenn Bayern Landtagswahlen hat, dann heißt es für den Rest der Republik immer: aufpassen! Weil die CSU ihren Wählern gerne etwas verspricht, von dem sie sich erhofft, dass die Wähler sie deswegen wählen würden. Meistens hat dieses Versprechen etwas damit zu tun, dass der Rest der Republik dafür bezahlen muss oder zumindest nachher irgendwie das Nachsehen hat.
In dem neuen Sendeformat betreten Sie das Studio wie so eine Art weiblicher James Bond und die NDR Bigband spielt dazu. Wie viel Show soll in der Sendung stecken?
Reschke: Wir haben das Ziel, dass wir Journalismus und Recherche auch mal eine Bühne bieten und das glamourös präsentieren, weil es unsere edelste Aufgabe ist. Von daher dachten wir: Dann ist es eben eine Journalismus-Show, und deswegen musste die auch einen Auftritt kriegen, da muss auch Musik sein. Da muss man auch sagen: Hey, hier ist unser Thema, und es kann gar nicht genug glänzen und groß genug gefeiert werden.
Also faktenbasierter Journalismus mit Show, mit Musik und mit modernen und witzigen Clips. Wie viel Satire erlauben Sie sich in der Sendung? Wie sehr wollen Sie anecken?
Reschke: Ich glaube, das Anecken ist gar nicht das Problem - ich finde, die Sendung kann schon frech und zugespitzt sein. Ich glaube, das ist auch immer so ein bisschen Typsache. Ich würde aber immer am Ende versuchen wollen fair zu bleiben. Das ist vielleicht auch das, was es so ein bisschen von anderen Formaten unterscheidet: Am Ende geht es mir nicht darum, irgendetwas oder irgendjemanden fertig zu machen oder zu zerstören, sondern es geht mir darum, das Thema aufzuzeigen. Ich habe den idealistischen Glauben, dass man vielleicht die Welt doch wieder ein bisschen besser machen kann. Ich habe eigentlich einen positiven Gedanken. Am Ende soll eine Erkenntnis stehen, aber die kriegt man lachend vermittelt.
Es gibt ein paar Parallelen zu Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale". Wo wollen Sie sich davon absetzen? Was wollen Sie anders machen? Und was finden Sie gut daran, sodass man es selber auch so machen könnte?
Reschke: Der macht tolles Fernsehen. Ich finde das "ZDF Magazin Royale" eine sehr kreative Sendung und Jan Böhmermann ist ein sehr kreativer und vielseitiger Moderator. Anders ist es alleine dadurch, dass ich nicht Jan Böhmermann bin. Wir sind zwei sehr unterschiedliche Typen und wir kommen aus unterschiedlichen Ecken. Natürlich ist das, was ich mitbringe, eine journalistische Glaubwürdigkeit und die würde ich gerne auch ausspielen und zum Zentrum dessen machen. Trotzdem möchte ich versuchen, dass man das lockerer erzählen kann, als man das aus einer Doku oder aus einem "Panorama"-Beitrag kennt.
Was wünschen Sie sich für den Start?
Reschke: Ich wünsche mir natürlich, dass das funktioniert und dass die Sendung es am Ende schafft, die Zuschauerinnen und Zuschauer mitzunehmen und zu begeistern, sodass man sagt: Habe ich irgendwie gern gesehen.
Wen wünschen Sie sich denn als Zuschauerinnen und Zuschauer?
Reschke: Ich würde sagen, jeder ist willkommen.
Das Interview führte Julia Westlake.