Kunstverbrechen-Podcast Folge 5: Der Zeuge
In der neuen Staffel des NDR Kultur Podcasts "Kunstverbrechen" suchen Lenore Lötsch und Torben Steenbuck das verschollene Porträt von Francis Bacon, das sein Freund Lucian Freud von ihm gemalt hat. 1988 ist es aus der Neuen Nationalgalerie in Berlin gestohlen worden.
Die beiden Kunstverbrechen-Hosts verfolgen eine Spur, die auf die Insel Rügen führt. Aber nachdem sie ein erster Besuch bei dem Verdächtigen nicht weitergebracht hat, rufen sie einen alten Bekannten an. Den niederländischen Kunstdetektiv Arthur Brand kennen Lenore und Torben aus früheren Fällen. Sie haben ihn zum Beispiel beim Juwelenraub im Grünen Gewölbe befragt. Sie wollen wissen, ob Arthur nicht schon längst in Sachen Luican Freud undercover ermittelt. "Ich weiß nicht sehr viel davon, weil ich erst vor 15 Jahren angefangen habe. In dieser Sache hab ich niemals eine Spur bekommen, niemals etwas gehört …", so jedoch Arthur.
Kunstdetektiv nimmt die Witterung auf
Eigentlich könnten die beiden Kunstverbrechen-Hosts hier das Gespräch beenden, aber sie wissen aus der Vergangenheit: Arthur hat meistens einen ziemlich guten Tipp - und auch in diesem Fall nimmt er sehr schnell Witterung auf. Wie immer geht's erstmal ums Geld. "Und wie viel war diese Belohnung damals?", will Arthur wissen. "300.000", berichten ihm die Hosts. "Das ist doch viel Geld, und man würde doch denken, dass es dafür zurückgegeben würde. Aber das hat nicht geklappt. Dann frage ich mich, wenn nach 30 Jahren und bei so einer hohen Belohnung es immer noch nicht zurück ist - was kann das sein? Gibt es das Gemälde noch?", sagt Arthur.
Kuratorin und Scotland Yard suchten zusammen nach dem Gemälde
Arthur Brand könnte man für einen Kurator oder Museumsdirektor halten: eckige Hornbrille, schwarzer Rollkragenpullover. Eine völlig andere Erscheinung als der Kunstdetektiv, der wirklich in dem Fall des gestohlenen Freud-Bildes ermittelt hat: Rocky war einer der schillerndsten Kunstdetektive weltweit. Sein bürgerlicher Name: Jurek Rokoszynski. Er war Detective Sergeant bei Scotland Yard und hat dann als privater Ermittler gearbeitet. Andrea Rose, die Kuratorin der Tate, die mit Rocky gemeinsam nach dem gestohlenen Freud-Gemälde gesucht hat, musste sich an dessen unkonventionelle Ermittlungsmethoden erst gewöhnen.
Erfolg bei William Turner, Misserfolg bei Lucian Freud
"Er war sehr direkt, ohne Filter, und sprach, nun ja, mit Nachdruck. Er verkörperte also einen anderen Typ Ermittler, was für mich ehrlicherweise sehr hilfreich war. Er war bereit, Risiken einzugehen, war furchtlos. Das mussten wir auch sein, schließlich hatten wir es mit Leuten zu tun, die wir nicht kannten und bei denen wir nicht wussten, wie sie agieren würden. Rocky war so was gewöhnt." So beschreibt ihn Andrea Rose. Denn beim Wiederbeschaffen von Kunstwerken hatte Rocky in Deutschland einen ziemlich großen Coup für die Tate gelandet: Zwei Gemälde von William Turner, die übrigens gemeinsam mit dem Bild "Nebelschwaden" von Caspar David Friedrich, Ende Juli 1994 aus der Frankfurter Schirn gestohlen wurden, hatte er wiederbeschafft. Die Tate Gallery als Besitzerin der beiden Turner-Gemälde stellte damals für die Suche nach den Bildern zehn Millionen Mark zur Verfügung. Rockys Bezahlung war darin noch nicht enthalten. Er zog an dem Main, ermittelte in der Frankfurter Unterwelt und in Anwaltskanzleien mit bester Adresse und konnte 2000 den ersten, 2002 den zweiten Turner wiederbeschaffen.
Rocky, der Kalle Blomquist der Kunstdetektive
Doch auf Rügen, im Fall des Lucian-Freud-Porträts von Francis Bacon hat er keinen Erfolg. Mit Rocky, dem "Kalle Blomquist der Kunstdetektive" können Lenore und Torben nicht mehr sprechen. Er ist 2020 gestorben. "Aber Arthur, du hast auch keine Idee wie du da jetzt vorgehen würdest?", so Lenore. Kunstdetektiv Arthur Brand rät Lenore und Torben unbedingt nochmal in die Polizeiakten zu schauen: "Ich sage immer: Bei unaufgeklärten Fälle gibt es in den Untersuchungen immer einen Lead zu dem Täter. Und es gibt Fälle, wo die Polizei das nicht mehr sieht", erklärt er. Und dann hat er noch einen Tipp: "Vielleicht wäre es eine Möglichkeit für euch, da mal hinzugehen, vielleicht ist er so verrückt, dass er sagt: 'Okay, okay, ich werde ihn zeigen'."
Die Hosts besuchen den Verdächtigen auf Rügen
Also machen sich Lenore und Torben nochmal auf den Weg nach Rügen, um mit dem Verdächtigen ins Gespräch zu kommen. Aber das Gespräch läuft nicht nach Plan. Denn plötzlich wird Lenore von ihm in einen anderen Raum der Wohnung gebracht. "Ich hatte in dem Moment wieder panisches Kopfkino. Mist, wir haben den zweiten Raum nicht gecheckt, was wenn doch noch jemand anderes in der Wohnung ist. Immerhin hatten wir uns angekündigt", berichtet Torben. "Ich sitze zwei Minuten ganz bewegungslos in diesem Raum, der eine Art private Galerie ist. Einige Kunstwerke werden beleuchtet. Sehr vorsichtig und sehr nervös schaue ich mich um. Und werde langsam mutiger. Schiebe ein paar Bilder und Collagen vorsichtig beiseite auf der Suche nach Bacons Kopf", erzählt Lenore.
Wie dieser Tripp nach Rügen für die beiden ausgeht, das erfahren Sie in der fünften Folge des NDR Kultur Podcasts "Kunstverbrechen - Die Suche nach Bacons Kopf" ab jetzt in der ARD Audiothek und auf den üblichen Podcast-Plattformen.