Hamburger Kunsthalle zeigt berauschendes Universum von William Blake
Außerhalb Englands ist das Werk von William Blake noch immer wenig bekannt. Erstmals zeigt die Hamburger Kunsthalle nun sämtliche Blake-Bestände aus dem Fitzwilliam-Museum in Cambridge.
Ein grimmig dreinschauender Gott - hier heißt er Urizen - beugt sich von wehenden Haaren gekrönt mit einem Zirkel aus dem Himmel herab, um der Welt den perfekten Maßstab vorzugeben. Der Widersacher Urizens heißt Orc, steht für Freiheit und gewinnt immer mehr an Kraft. Mal ist er Schlange, dann siegt er in Menschengestalt an Kraft und bekämpft die vier apokalyptischen Reiter aus der biblischen Prophezeiung.
"Inspiriert hat ihn letztendlich die Bibel", erzählt Jan Steinke, einer der Kuratoren. "Er war fasziniert von Mythen, von Legenden, alles, was mit Geschichte zu tun hat - und so mystisch sind eben auch seine Bildwelten." Blakes Bilder wirken inhaltlich monumental, sind in Wirklichkeit aber kaum größer als eine Buchseite. Kein Wunder, denn Blake schuf Bücher mit Prophezeiungen - zum Beispiel für Europa. Darin thematisiert er die politischen Ereignisse der Französischen Revolution 1789 auf mystische, apokalyptische Art voller Symbolik.
Ausstellung mit rauschhaft wirkenden Zeichnungen und Radierungen
Geboren wurde Blake 1757 in London. Er erlernt den Beruf des Kupferstechers, den er zeitlebens auch ausübt, denn seine künstlerischen Werke interessieren zu seinen Lebzeiten niemanden. "Blakes Zeichnungen sahen viel mehr nach Mittelalter aus als nach Gegenwart", erklärt Jan Steinke. "Das war überhaupt nicht Mode, das war kein Mainstream. Was er allerdings mit dieser Motivik von gestern gemacht hat, ist, die Gegenwart zu kommentieren, und zwar aufs Schärfste. Blake ist aus heutiger Sicht herausragend gut. Damals war er einfach nicht in Mode und er hatte auch Visionen - das hat ihm nicht geholfen."
Es sind viele rauschhaft wirkende Zeichnungen und Radierungen, bunt, voller mytischer Wesen, leidender Kreaturen, Lichtgestalten. Er erfand eine neue Drucktechnik, die ihm ermöglichte, Texte mit auf seine Bilder zu drucken. In drei Kapiteln - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - wird Blakes Entwicklung seines Universums gezeigt.
Seltene Gelegenheit auf wunderbare Ausstellung
Verstanden hat seine Mystik damals kaum jemand, erst recht nicht den Ursprung, denn Blake hatte unendlich viele Visionen, erklärt Steinke: "Blake hat Engel in einem Baum gesehen. Blake hat nicht den Sonnenaufgang gesehen, sondern einen Chor von Engeln. Blakes Leben war einfach geprägt von diesen Träumen, von diesen Ereignissen." Ob diese Visionen womöglich durch Drogen entstanden, bleibt dahingestellt, so Steinke: "Ich schätze ihn als einen relativ nüchternen Mann ein. Er war nicht für seine rauschenden Feste bekannt, war aber, wie die Engländer sagen, ein bisschen 'weird'. Wenn jemand bei Blake zu Besuch war, konnte es durchaus vorkommen, dass man ihm und seiner Frau nackt begegnete."
Rund 90 Arbeiten Blakes sind hier zu bewundern. Toll ist, dass seine Bilder in Bezug zu Werken europäischer Zeitgenossen wie Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich gesetzt werden, die Blake selbst allerdings nie getroffen hat. "Blake hat die Insel nie verlassen", erzählt Steinke. "Er hatte trotzdem Schnittmengen zu seinen Zeitgenossen. Er hat verfolgt, wie die Revolutionen vonstatten gingen, und war tatsächlich ein europäischer Künstler, viel mehr als ein britischer, für den er meistens gehalten wird."
William Blakes Universum ist eine wahrhaft berauschende, im wahrsten Sinne wunderbare Ausstellung und eine seltene Gelegenheit, diese mystischen Werke hier bei uns zu sehen.
Hamburger Kunsthalle zeigt berauschendes Universum von William Blake
Es ist eine seltene Gelegenheit, diese mystischen Werke aus dem Fitzwilliam-Museum in Cambridge in Deutschland zu sehen.
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Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
20095 Hamburg