Jüdisches Museum in Rendsburg öffnet mit neuer Dauerausstellung
Das Jüdische Museum in Rendsburg wird heute mit der neuen Dauerausstellung "400 Jahre Gegenwart: Jüdisches Leben in Schleswig-Holstein" nach einer umfassenden Sanierung wiedereröffnet. Das Haus will die gegenwärtige jüdische Kultur mehr betonen.
Jonas Kuhn kann es nicht lassen, dem dunkelrot leuchtenden Boxsack ordentlich einen mitzugeben. "Meine absolute Lieblingsecke: Makkabi Deutschland", sagt der Museumsleiter. Der Boxsack und auch die ziemlich coolen Shirts jüdischer Basketballer im Schrank dahinter, gehören zu einer von zehn neuen Stationen im Haus.
Die Stationen zeigen den roten Faden der Schau: das Leben der Jüdinnen und Juden in Deutschland heute. "Eine Entscheidung für Alltagskultur und Diskurse, die Jüdinnen und Juden einbringen in die deutsche Gesellschaft", so Kuhn.
Koschere Rezepte zum Mitnehmen
Der Raum nebenan ist gestaltet wie ein Wohnzimmer - oder eine Küche. Und wer jemals jüdisch Essen war, weiß wie lecker die Gerichte sind. Wo kann man überhaupt koscher essen und einkaufen? "Das ist gar nicht leicht in Schleswig-Holstein", sagt Jonas Kuhn. Er zeigt auf eine Zettelwand. Was da hängt darf mitgenommen werden. "Koschere Rezepte für jeden, aus Kochbüchern und eigene - ein Stück Jüdisches Museum für zu Hause."
Ausstellung ist interaktiver geworden
Am Tag vor der Eröffnung wirbeln noch die Ausstellungsbauer im Haus. Christian Frommelt ist einer von ihnen. Er steht vor einer dunkelroten Wand, iPad und Kopfhörer, aber auch Stift und Papier davor. Wer auch immer etwas zum jüdischen Leben wissen will, in der Frageecke wird er es los.
Jonas Kuhn ist derweil einen Raum weiter. Der Museumsleiter tritt an einen runden Tisch, eingedeckt wie zu einem anständigen Abendessen: mit Rotwein und Trinkbechern - und eben diesen Tellern, die multimedial funktionieren. "Das ist eine Station für vor allem jüngere Besucher", sagt Kuhn. "Der Kelch löst Partybilder und Musik aus: Jüdische Feste, mit der Kippa in der Disco - gegen den Schwarz-Weiß-Filter vieler Menschen im Kopf."
Jüdische Geschichte kommt nicht zu kurz
400 Jahre jüdisches Leben in Schleswig-Holstein kommen trotzdem nicht zu kurz. Denn andere Räume der früheren Synagoge, die mal als Fischräucherei missbraucht wurde, sind gleichgeblieben: der Gebetssaal, die Frauenempore, das rituelle Tauchbad.
Das moderne, farbenfrohe Ambiente macht einfach viel mehr Lust auf Museum: Hörstationen und große Bildschirme, die für jüngere Besucher und Menschen mit Behinderung extra flach hängen. Über die Shoah wird in einem angenehm ruhigen Raum erzählt - mit hochwertigen Büchern im Stil von Fotoalben.