Kulturstaatsministerin Claudia Roth will Filmförderung reformieren
Dass die deutsche Filmförderung reformiert werden muss, darüber gibt es seit Jahren immer wieder Diskussionen und Einigkeit. Aber wie tut man das am besten? Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat auf der Berlinale Eckpunkte zu einer Filmfördernovelle vorgestellt.
Solche Beispiele gibt es viele: Ein Film spielt eigentlich in Thüringen, doch weil es dafür auch Fördergelder aus Nordrhein-Westfalen gab, wurden Teile auch dort gedreht. So geschehen bei "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" von Emily Atef.
Ihr Film ist einer von fünf deutschen Produktionen im Wettbewerb der Berlinale. Zuletzt hatte sie einen großen, internationalen Erfolg mit dem Romy Schneider-Film "Drei Tage in Quiberon", eine NDR Koproduktion. Trotzdem war es mühsam und langwierig, Fördermittel für das neue Projekt aufzutreiben. Atef musste viele verschiedene Töpfe anzapfen. Das gilt auch für die geplante Neuverfilmung von Theodor Storms "Schimmelreiter".
Die eigentlich an der Nordseeküste spielende Geschichte wird zumindest in Teilen an der Ostseeküste gedreht werden, weil sie unter anderem von der Filmförderung MV unterstützt wird.
Claudia Roth will regionale und Bundesförderung besser vernetzen
"Die Instrumente sind nicht gut genug aufeinander abgestimmt, es gibt Partikularinteressen, die nicht dem Gesamtinteresse dienen und uns Produzierende dazu veranlassen, diesen Förderbedingungen folgen zu müssen, ohne das eigentliche Ziel, nämlich den hochwertigen Film, im Auge zu behalten", sagt die Hamburger Produzentin Andrea Schütte.
Sie ist Mitglied im Vorstand des Verbandes Deutscher Filmproduzenten und gehört zu dem Team, das Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Vorfeld der geplanten Reform beraten hat. Das Ziel: regionale und Bundesförderung besser zu vernetzen und die beiden Hauptförderinstitutionen, das Bundeskulturministerium und die Filmförderungsanstalt FFA, in einer Art Bundesagentur zusammenzulegen.
"Das würde einen entbürokratisierenden Nebeneffekt bringen"
Ein sehr interessanter Ansatz, findet die Filmexpertin Katja Nicodemus, wenngleich so eine Riesenorganisation entstehen würde: "Das klingt vielleicht erst mal bedrohlich oder bürokratisch, könnte aber eine große Vereinfachung bedeuten, nämlich weniger Anträge und höhere Mindestförderungen. Wenn nämlich diese Mindestfördersummen größer sind, dann brauche ich für meinen Film nicht noch zu den einzelnen Länderförderungen zu rennen, jedenfalls nicht zu zweien oder dreien, sondern vielleicht nur noch zu einer. Das würde einen großen, entbürokratisierenden Nebeneffekt bringen."
Darauf hofft auch Andrea Schütte. Das System in seiner jetzigen Form sei nicht mehr zeitgemäß. Eine bessere Ausstattung der einzelnen Filme und schnellere Finanzierungswege seien überlebenswichtig, um im Zeitalter der Streamingdienste im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Ende dieses Jahres will Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Reform auf den Weg bringen. Für Schütte ist es zwingend erforderlich, dass dieser Zeitplan eingehalten wird, "weil nach zwei Jahren Pandemie, einem grundsätzlichen Kinozuschauerrückgang und den sich verändernden Bedingungen in der Welt es ganz wichtig ist, dass die deutsche Produzierendenlandschaft (...) erhalten bleiben kann und wir einfach Vielfaltserzählungen auf den Markt schmeißen können, die wirklich gesehen werden, die eine Relevanz haben und uns gesellschaftlich weiterbringen."
Fortschritte beim Thema Umweltschutz
Immerhin gibt es im Umweltschutz schnelle Fortschritte: Seit Ende dieser Woche gelten bereits bundesweit verpflichtende ökologische Standards für Filmproduktionen. Die Dreharbeiten werden begleitet von einem Green Consultant, einer Beraterin, einem Berater, die darauf schauen sollen, dass möglichst CO2-arm und mit wenig Ressourcenverbrauch produziert wird. Wann immer möglich, muss das Team demnach mit der Bahn oder sogar dem Fahrrad anreisen.
So geschehen bei der Produktion der Horroserie "Hausen" im Berliner Umland, erzählt Kirsten Niehuus, Chefin der Förderanstalt Medienboard Berlin Brandenburg: "Die haben mit diesem Fahrradverleih-Abosystem einen Deal gehabt, dass die Fahrräder immer wieder am S-Bahnhof standen, und man ist dann von der S-Bahnstation zum Drehort etwa 15 Minuten mit dem Fahrrad gefahren. Und dann wieder zurück. So gab es den Pendelverkehr mit dem Fahrrad statt mit Autos." Da bleibt das Filmteam dann auch noch fit.