Ein Dorf als Mittelpunkt: Das Kulturdorf Mözen im Kreis Segeberg
Einmal im Jahr wird im Kreis Segeberg in Schleswig-Holstein das Kulturdorf gekürt. In diesem Jahr darf Mözen sich über diesen Titel freuen. Julia Westlake hat das Dorf und den Auftritt des plattdeutschen Duos Tüdelband besucht.
Das Kulturdorf 2024 der kreisweiten SE KulturTage ist Mözen. Hier gibt es weite Felder, viel Platz, aber keinen Veranstaltungssaal. Trotzdem wird hier ein Konzert stattfinden - und alle helfen mit. "Das Fest ist der Mittelpunkt im Dorf", erzählt Benjamin Gottschalck von der Feuerwehr. "Da treffen sich alle, schnacken miteinander. Das schafft Zusammenhalt. Dafür sind wir da. Wir kümmern uns auch um Beleuchtung. In zwei, drei Stunden ist es dunkel und dann kann das Fest auch losgehen."
"Platt-Pop" von der Tüdelband
Die Band des Abends ist schon da: Die Tüdelband tourt seit 15 Jahren mit "Platt-Pop" von Festivalbühne bis Dorfkrug. Heute: eine Scheune in Mözen. "Wir freuen uns schon total", sagt Sängerin Mire Buthmann. "Es ist etwas Besonderes, wenn man sieht, wie viel Arbeit da drin steckt - man kann es zumindest erahnen. Wir wurden ganz nett begrüßt und genau von unserem Backstage-Raum hinten in der Scheune wurde sogar extra ein Durchgang gebaut, damit wir bis zur Bühne kommen. Das ist wirklich sehr liebevoll gemacht."
Das Konzert sollte eigentlich Open-Air stattfinden. Aber dann: spontane Planänderung. Es ist zu kalt. Eine leere Scheune wird zur Bühne. Die Mözener haben ganze Arbeit geleistet. "Das ist eine einmalige Geschichte", erklärt Holger Lück, der Geschäftsführer des Vereins für Jugend- und Kulturarbeit im Kreis Segeberg. "Wir stellen aber fest, dass in den Dörfern, in denen wir bisher waren, Kulturorte entdeckt wurden, die tatsächlich weiterhin genutzt werden - ob es eine Seebühne ist oder tatsächlich auch ein Kuhstall."
Neuer Dorfmittelpunkt in Mözen
Für die Scheune hat der Bürgermeister von Mözen, Thomas Reher, schon jetzt größere Pläne: "Das wird unser neuer Dorfplatz, weil wir gar keinen Dorfmittelpunkt mehr haben. Da sind wir mittenmang in dem Projekt. Am Sonntag haben wir die zweite Veranstaltung. Da werde ich ein paar Ideen einsammeln, so dass die Bürger auch eine Chance haben, sich mit einzubringen. Dann gucken wir mal, was daraus wird. Dorf zeichnet ja aus, dass man sich kennt, dass man sich begegnen kann, dass man gemeinsam etwas unternimmt, dass man füreinander da ist. Dafür braucht es Orte. Wir haben ja nicht die Chance wie in der Stadt, wo man sich mal eben im Café trifft."
Die Mözener müssen sich ihre Orte selber schaffen. Bei Ute und Sönke Eggert findet im Rahmen des Kulturdorfs eine Lesung statt. Dann soll es hier richtig voll werden. Eggerts stellen den Garten, ganz Mözen packt mit an. "Ganz viele haben uns Hilfe angeboten und helfen mit Aufbauen und Ausschenken. Das wird, glaube ich, richtig schön", sagt Ute Eggert. Sie sagt, sonst müsse sie nach Bad Segeberg, Lübeck oder Hamburg fahren, um Kultur zu genießen. Dank der Ernennung zum Kulturdorf gibt es jetzt fünf Veranstaltungen direkt vor Ort. Heute das Scheunenkonzert.
Moderatorin Julia Westlake hilft noch bei den letzten spätsommerlichen Dekorationen und dann geht es auch schon los mit der Tüdelband. Der Laden ist rappelvoll. Das Publikum steht sogar vor der Scheune. Die Tüdelband singt passenderweise von "tohuus" ("Zuhause"). Was für ein tolles Gemeinschaftsprojekt.