Boualem Sansal bleibt in algerischer Untersuchungshaft
Nach der Festnahme bei der Einreise nach Algerien bleibt Boualem Sansal jetzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Gefährdung der staatlichen Sicherheit vor. Er gilt als einer profiliertesten Kritiker des algerischen Regimes.
Der algerisch-französische Schriftsteller Boualem Sansal bleibt in algerischer Untersuchungshaft. Wie am Abend bekannt wurde, ist er am Dienstag in Algier der für Terrorismus zuständigen Staatsanwaltschaft vorgeführt worden. Sie wirft ihm Gefährdung der staatlichen Sicherheit vor. Sansal hatte sich zuletzt kritisch über algerische Territorialansprüche und die Westsahara-Politik seines Landes geäußert. Sansal galt schon zuvor als einer der profiliertesten Kritiker des algerischen Regimes. Der 75-jährige Autor war am 16. November bei der Einreise nach Algerien festgenommen worden.
Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen
"Er ist ein sehr aufgeklärter, aufgeweckter, kritischer Geist, der von seinem Recht auf Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat. Er hat sich nie vereinnahmen lassen, obwohl diese Versuche immer wieder geschahen", sagte seine deutsche Verlegerin Katharina Eleonore Meyer am Montag im Gespräch mit NDR Kultur. Sansals Werke erscheinen auf Deutsch im Merlin Verlag mit Sitz in Gifkendorf nahe Lüneburg. Der Schriftsteller habe bereits im vergangenen Jahr geäußert, dass man in Algerien nicht mehr atmen könne. "Nun ist er in diese Situation geraten, die alles andere als auf die leichte Schulter zu nehmen ist", sagt die Verlegerin.
Empörung in Europa
Die Festnahme sorgte in Europa für Empörung. Frankreichs Präsident Macron ließ mitteilen, er verfolge den Fall sehr genau. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte auf Anfrage mit, man sei sehr besorgt über die Festnahme des Friedenspreisträgers Boualem Sansal. Auch das PEN-Zentrum Deutschland und PEN Berlin protestieren gegen seine Festnahme.
Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2011
2011 war Sansal der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen worden. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie der Merlin Verlag haben die Bundesregierung aufgefordert, sich für die Freilassung Sansals einzusetzen. Sansal lieferte in seinen Büchern seltene Einblicke in sein algerisches Heimatland. Er prangerte vor allem die Korruption an sowie die Politik der Islamisten.