Anna Vonnemann - eine Künstlerin und Erfinderin auf der Suche
Als Malerin erkundet Anna Vonnemann immer neue Ausdrucksformen, wie jetzt eine Ausstellung im Richard-Haizmann Museum in Niebüll zeigt. Privat machte sie sich auch auf die Suche, um ihrer gelähmten Tochter zu helfen.
In einem Raum hängen ihre frühen Arbeiten. Kritzeleien sind dabei, Konzeptkunst und Arbeiten, die sich damit beschäftigen, wo ein Bild zu Ende ist. Auf einem Bild sind viele Fotografien von ihr selbst zu sehen, wie sie mit Ton experimentiert. "Nach dem Studium sucht man zwangsweise seinen Weg. Man hat keine Lust, eine Kopie des Lehrers zu sein. Dann probiert man einfach alles aus und guckt, wo man zu Hause ist", sagt sie.
Ihre Tochter kommt halbseitig gelähmt zur Welt
Nach eigenen Wegen suchen musste sie nicht, nur in der Kunst. Ihre Tochter war nach einem Schlaganfall noch vor der Geburt halbseitig gelähmt, eine Herausforderung. Dazu gab es vor zwei Jahren sogar eine Fernsehdokumentation mit ihr und ihrer Tochter Dindia.
Darin erzählt die junge Frau: "Mit elf sagten mir die Ärzte, dass jetzt ein Rollstuhl ansteht. Aber dazu ist es nicht gekommen." Zu verdanken hat sie das ihrer Mutter. "Das Verrückte daran, meine Mutter ist keine Medizinerin, sondern ein Mensch mit einer ganz speziellen Lebenseinstellung", sagt sie.
Mit dem eigenen Vater an Erfindungen getüftelt
Anna Vonnemanns Vater war Erfinder im Bereich Schwerindustrie. Am Küchentisch hätten sie früher immer über seine neuesten Ideen gesprochen. Je schwieriger die Aufgabe, desto spannender war es damals für sie. Eine Erfahrung, die ihr Jahre später zu Gute kam, als sie merkte, dass ihre Tochter überhaupt nicht wusste, wo ihre Gliedmaßen sind. "Sie konnte schon gehen, aber nur wenn ich da war und ich ihr sagte, wo ihre Beine sind." Da realisierte sie, dass die Ärzte mit ihrer Diagnose recht hatten, dass da nichts zu machen sei." Gleichzeitig weckte das ihren Ehrgeiz: "Gut, wenn der Körper das nicht hergibt, dann kann man eine Maschine bauen, die das ersetzt."
Ihre Erfindung wir zum Prototyp
Das Ergebnis ist ein selbstgelötetes Gerät aus Batterien und Kabeln in einer Plastik-Brotdose. Daraus wird später eine Art Elektroweste, dessen Elektroden Dindia durch ein Kribbeln zeigen, dass sie sich falsch bewegt. Damit und mit viel Training lernt sie normal zu laufen und sogar zu wandern. Dindia, heute längst erwachsen, und ihre Mutter wurden zum Vorbild für viele andere in der gleichen Situation und das Gerät wurde zu einem Prototyp. Mittlerweile kümmern sich Physiotherapeuten darum, die Elektroweste in der Therapie zu etablieren, erklärt Anna Vonnemann.
Und diese Frau ist auf der Suche nach der künstlerischen Identität. So heißt ihre Ausstellung im Richard-Haizmann Museum. Auf dieser Suche ist sie mittlerweile bei Wiederholungen und Reihungen angekommen. Zu sehen sind zum Beispiel großformatige Bilder aus Rosen oder Menschenkörpern, die aus vielen gleich gemalten Rosen oder Menschenkörper-Bildern bestehen.
Ihre Werke werden ganz groß und graben im Kleinen
So ähnlich wie bei einem Tapetendruck malt sie eine kleine Einheit immer wieder und setzt die vielen Bilder dann zu einem Muster zusammen. So hat sie die Möglichkeit, unendlich groß zu werden und kann gleichzeitig immer an der gleichen Stelle graben. "Ich werde weitermachen und würde gerne noch extremer werden", sagt Anna Vonnemann. Sie habe schon so viel im Kopf, wie es weitergehen könnte. Da sei es fast ärgerlich, dass die Bilder so lange dauerten und sie nicht schneller arbeiten könne. "Aber das kriege ich auch noch hin. Die Tage müssen länger werden", sagt sie. So ist Anna Vonnemann: je schwieriger die Aufgabe, desto spannender die Umsetzung.