Prinzessin Anne - Die royale Reiterin
Sie gilt als schwierig, wird oft als unwirsch und zickig beschrieben und kann angeblich mit Tieren besser umgehen als mit Menschen. Doch auf der anderen Seite zeigt kaum ein Mitglied des britischen Königshauses mehr soziales und politisches Engagement als Prinzessin Anne, was ihr mit den Jahren großen Respekt und Anerkennung bei der britischen Bevölkerung eingebracht hat.
Kinderstube mit Klavier und Tanz
Anne Elizabeth Alice Louise Mountbatten-Windsor, Prinzessin von Großbritannien und Nordirland, wird am 15. August 1950 in Clarence House in London geboren. Sie ist das zweite Kind und einzige Tochter der damaligen britischen Thronfolgerin und heutigen Königin Elizabeth II. und von Prinz Philip, dem Herzog von Edinburgh. Anne ist gerade erst zwei Jahre alt, als ihre Mutter zur Königin gekrönt wird und die ganze Familie in den Buckingham-Palast einzieht. Hier erhält sie gemeinsam mit ihrem Bruder Charles eine private Ausbildung und genießt neben der höfischen Erziehung auch professionellen Klavier- und Tanz-Unterricht. Mit neun Jahren wird Anne Pfadfinderin und nur zwei Jahre später bereits Pfadfinder-Führerin. Nach der privaten Ausbildung macht Anne 1968 ihren Abschluss am Mädchen-Internat Benenden-School und lernt anschließend Französisch an der Berlitz School of Languages. Mit Vollendung des 18. Lebensjahres übernimmt Prinzessin Anne die üblichen Repräsentationspflichten des britischen Königshauses.
Erfolgreiche Military-Reiterin und Olympionikin
Annes Leidenschaft gehört schon sehr früh dem Pferdesport. Die sportliche junge Frau wird Schülerin an der Spanischen Hofreitschule in Wien und in den 1970er-Jahren macht Anne als brillante Reiterin von sich reden. 1971 gewinnt sie die Europameisterschaft im Military-Reiten und die BBC ernennt sie zur "Sportlerin des Jahres". 1973 kann sie ihren Titel bei den Europameisterschaften in Kiew zwar nicht verteidigen, erkämpft sich aber zwei Jahre später im gleichen Wettbewerb die Silbermedaille. Bei ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen 1976 in Montreal erreicht sie wegen eines Sturzes nur Platz 24. 1985 versucht sich Prinzessin Anne beim Ostermeeting des noblen Epsom-Derbys im Galopprennen und belegt sofort einen hervorragenden vierten Platz. Erst an ihrem 40. Geburtstag zieht sich die Prinzessin vom aktiven Pferdesport zurück. Nach ihrer aktiven Sportkarriere engagiert sich die selbstbewusste Anne auch als Sportfunktionärin: Sie ist Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Soziales Engagement für Kinder und Jugendliche
Lange Zeit gilt Prinzessin Anne als das unpopulärste Mitglied der königlichen Familie. Kühle und Distanziertheit bis zum Hochmut werden ihr nachgesagt. Häufig liefert sie sich Streitereien mit Reportern der britischen Boulevardpresse, denen sie Einmischung in private Dinge vorwirft. Doch manchmal gibt sich Anne auch ganz offenherzig: In einem Interview mit dem Adelsexperten Rolf Seelmann-Eggebert spricht sie beim Thema Geburtenplanung in Afrika darüber, wie lange Frauen mit der Brust stillen sollten. "Und da saß ich dann, der deutsche Reporter, und redete über so intime Dinge mit einer Prinzessin", erinnert sich Rolf Seelmann-Eggebert an das Gespräch.
Ihr Image ändert sich erst grundlegend, als sie sich in den 1980er-Jahren verstärkt Not leidenden Kindern annimmt. Als Präsidentin des Kinderhilfswerks Save the Children engagiert sie sich oft vor Ort im In- und Ausland. Die Hörer der BBC wählen Anne daher 1986 zur "Persönlichkeit des Jahres", die BBC verleiht ihr zudem den Titel "Frau des Jahres". Für ihr außerordentliches soziales Engagement, insbesondere für ihr Eintreten für hungernde Kinder in der Welt und für behinderte Jugendliche in Großbritannien, verleiht ihr Königin Elizabeth 1987 den Ehrentitel "Princess Royal". 1994 wird Anne Mitglied des exklusiven Hosenbandordens, der sich alljährlich zum Garterday auf Schloss Windsor trifft.
Scheidung von Mark Phillips
Das Privatleben von Prinzessin Anne gilt zunächst als skandalfrei und vorbildlich. 1973 heiratet sie in Westminster Abbey den Artillerie-Hauptmann Mark Phillips. Die Verbindung gilt aufgrund der gemeinsamen sportlichen Interessen als ideal. 1977 und 1981 werden die beiden Kinder Peter Mark Andrew Phillips und Zara Anne Elizabeth geboren, die Familie lebt auf dem Landsitz Gatcombe Park in der Grafschaft Gloucestershire. Mit den Jahren mehren sich Gerüchte über eine Ehekrise des Paares: Mark Phillips soll zahlreiche Affären haben, später gerät auch Anne in den Verdacht, untreu zu sein. Zu einem waschechten Skandal kommt es im Jahr 1992, als sich Anne im April scheiden lässt und bereits im Dezember den fünf Jahre jüngeren Timothy James Hamilton Laurence heiratet. Zum ersten Mal seit Heinrich VIII. hat damit ein geschiedenes Mitglied der Königsfamilie ein zweites Mal geheiratet.
Zweite Ehe mit Timothy Laurence
Die zweite Ehe mit dem bürgerlichen Timothy Laurence, zuletzt Vize-Admiral der Royal Navy und früherer Stallmeister der Königin, scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Seit 2003 heißt es immer wieder in den Medien, dass auch diese Ehe gescheitert sei, man aber von einer förmlichen Scheidung absehen wolle. Offiziell sind die beiden aber weiterhin ein Paar und treten auch gemeinsam in der Öffentlichkeit auf. Annes Vater, Prinz Philip, sagte über sie einmal den legendären Satz: "Anne interessiert sich für niemanden, der kein Heu frisst und furzt."
Skandal um Pitbull-Terrier Dottie
Dass Anne sich besonders für Vierbeiner begeistert, hatte im Jahr 2002 zur Folge, dass mit ihr erstmals seit mehr als 100 Jahren ein Mitglied der königlichen Familie vor Gericht erscheinen muss und sie seither vorbestraft ist. Sie wird zu einer Geldstrafe verurteilt, weil ihr nicht angeleinter Pitbull-Terrier Dottie im Park von Windsor zwei Kinder gebissen hat. Die Strafe zahlt sie bereitwillig, aber kämpft zugleich um das Leben ihres Hundes, der am Ende nicht eingeschläfert wird und bei ihr bleiben darf. Sehr zum Bedauern der Queen, denn Annes Kampfhund beißt ein Jahr später einen der geliebten Corgie-Hunde der Königin tot.
Unterwegs im Dienst des Königshauses
Ernsthafte Gedanken über die Thronfolge muss sich die Prinzessin nicht machen: Zwar befand sie sich bei ihrer Geburt noch auf Platz drei der Thronfolge, mit der Geburt ihrer Brüder Andrew und Edward sowie ihrer Neffen und Nichten ist eine Regentschaft mittlerweile nahezu ausgeschlossen. So widmet sie sich intensiv ihren Ehrenämtern in diversen Verbänden und Organisationen und nimmt unermüdlich und mit eiserner Disziplin ihre royalen Pflichten wahr. Auf ungezählten Auslandsreisen versteht sie es immer wieder, ihre Repräsentationspflichten mit dem Engagement für soziale Fragen zu verknüpfen. "Ich glaube, es sind 500 bis 600 Organisationen, um die sie sich redlich kümmert", weiß Rolf Seelmann-Eggebert. "Wenn sie zu einem Termin eingeladen ist - zum Beispiel einer Einweihung eines neuen Krankenhauses - schaut sie sich vorher auf der Karte an, welche anderen Organisationen noch auf der Strecke zwischen London und dem Zielort liegen, damit sie da ebenfalls hingehen kann." Als eines der fleißigsten Mitglieder der Royal Family genießt Anne inzwischen auch hohes Ansehen in der Bevölkerung und zählt zu den beliebtesten Mitgliedern des britischen Königshauses.