Amtseinführung im Dom: Dominicus Meier ist neuer Bischof in Osnabrück
Osnabrück hat einen neuen Bischof: Dominicus Meier gilt als gemäßigt-konservativ und setzt vor allem auf den Dialog mit Gläubigen und Gemeinden. Ein Porträt über den neuen Oberhirten.
Es wird der entscheidende Moment bei der feierlichen Amtseinführung im vollbesetzten Dom: Dominicus Meier setzt sich im Altarraum auf die Kathedra, den Bischofsstuhl aus hellem Holz. So nimmt der neue Oberhirte offiziell und für die Gläubigen sichtbar das Bistum Osnabrück symbolisch in Besitz. Damit endet die rund 18-monatige Sedisvakanz, die Zeit des leeren Bischofsstuhls. Aber einfach oben im Altarraum sitzen bleiben, wird Bischof Dominicus Meier an dem Tag seiner Amtseinführung natürlich nicht.
Dafür ist der einstige Abt der Benediktinerabtei Königsmünster im Sauerland und frühere Weihbischof von Paderborn zu sehr an der Begegnung interessiert, am Gespräch mit den Menschen - auf Augenhöhe und nicht von oben herab. Sein selbst gewähltes Bischofsmotto ist da Anspruch und Auftrag zugleich: "Durch Christus werden wir zusammengeführt".
Neugierig auf die Menschen
Ankommen, Platz nehmen, zuhören, wieder aufstehen und im richtigen Moment das Wort ergreifen. Vielleicht verdichtet sich nach Sonntagnachmittag das Programm des neuen Bischofs in den kommenden Monaten, wenn er das ihm noch unbekannte Bistum auch jenseits der dicken Dommauern kennenlernen wird: das Osnabrücker Land, die Grafschaft Bentheim, das Emsland, Twistringen, Bremen, Ostfriesland, die Inseln.
Aus Paderborn wird berichtet, dass sich der ehemalige Weihbischof Dominicus Meier bei Besuchen in den Gemeinden gewissenhaft vorbereitete. So bat er die kirchlichen Gremien vor Ort, ihm vorab Fragen und Impulse zu schicken, die er dann später in den Gesprächen während einer Visitation aufgreifen konnte. Den einschätzenden Rat von Fachleuten zu mancher Frage hatte Meier dann oft im Gepäck, ohne dabei zugleich eine vorgefertigte Meinung in die Gemeinden mitzubringen. Aufeinander zugehen, zuhören, beraten, beten, entscheiden: Diese Praxis entspringt der benediktinischen Tradition, die Dominicus Meier seit mehr als 40 Jahren prägt.
Spirituell geprägter Ordensmann trifft selbstbewusste Gläubige
Er bringt die Spiritualität eines Ordensmannes mit in das Bistum Osnabrück. Dort übernehmen selbstbewusste Gläubige dann gern Verantwortung für die Kirche, wenn sie ihre vielen unterschiedlichen Charismen einbringen und mitgestalten können. Diese Haltung gilt es weiterhin zu fördern und einzufordern, denn die Zeiten für die katholische Kirche sind zwischen Nordhorn und Norderney alles andere als einfach.
Dominicus Meier weiß darum. Hohe Austrittszahlen und sinkende Einnahmen aus der Kirchensteuer gibt es auch im Bistum Osnabrück. Gerade erst wurden deshalb die Eckpfeiler eines neuen Finanzplans vorgestellt. Die katholischen Schulen werden dabei zum Beispiel bis zum Jahr 2040 nur noch die Hälfte der heutigen Zuschüsse erhalten. Auch am Personal für die Seelsorge soll massiv gespart werden. Das wird Orte des Glaubens verändern, mancherorts wird Religiosität noch stärker verdunsten. Wie man im Bistum trotz harter finanzieller Einschnitte künftig dennoch "gemeinsam Kirche sein" kann, das wird eine der spannenden Fragen sein, die der 65-jährige Dominicus Meier in seiner wohl zehnjährigen Amtszeit beantworten muss.
Studie zu sexualisierter Gewalt wird Herausforderung
Wenige Wochen nach der Amtseinführung soll in Osnabrück eine große Studie zum Thema Missbrauch und der kirchliche Umgang damit vorgestellt werden. Der nach wie vor bei vielen Gläubigen beliebte emeritierte Bischof Franz-Josef Bode zog im März 2023 nach einem Zwischenbericht der Forschenden persönliche Konsequenzen und bot seinen Rücktritt an. Die neue Studie wird nun wohl vor allem auf Strukturen schauen, die sexualisierte Gewalt womöglich begünstigt und eine frühere Aufdeckung verhindert haben.
Die Missbrauchsstudie dürfte Dominicus Meier gleich zu Beginn seiner Amtszeit fordern. Denn der Missbrauchsskandal war und ist ein Motor, um in Reaktion darauf auch Reformen in der Kirche anzustoßen, Fragen nach Kontrolle und Kritik zu stellen und vor allem den Betroffenen sexualisierter Gewalt gerecht zu werden. Mit Blick auf Partizipation, geteilte Gestaltungsmacht und neue Leitungsmodelle in den Gemeinden hat sich das Bistum Osnabrück bundesweit einen Namen gemacht. Gerade im Ringen um Reformen in der deutschen Ortskirche und mit der Zentrale in Rom wird Dominicus Meier Positionen beziehen müssen.
Gemäßigt-konservativer Bischof schätzt die Synodalität
Einst Professor für Kirchenrecht und heute Mitglied des obersten katholischen Gerichtshofs, der Apostolischen Signatur, hat er gute Voraussetzungen, nach klugen Wegen zu suchen, um das zu bewahren und weiter voranzubringen, was viele Gläubige im Bistum Osnabrück von einer Kirche in der Welt von heute erwarten: den Menschen mit ihren Ängsten, Sorgen, Freuden und Hoffnungen nahe zu sein. Die Reformbeschlüsse des Synodalen Weges in Deutschland hat Dominicus Meier entschieden mitgetragen, ohne dass er damals in der Synodalversammlung durch Wortmeldungen besonders aufgefallen wäre.
Kirchenpolitisch dürfte man ihn wohl als gemäßigt-konservativ bezeichnen. Das Prinzip der Synodalität schätzt er sehr. Synodalität dürfe jedoch nicht als Demokratisierungsbewegung oder Abschaffung der Sakramentalität der Kirche missverstanden werden, mahnte er einmal. Im Zentrum stehe Jesus und dessen Botschaft. Auftrag der Kirche sei es, dass Menschen in ihr den Weg zu Gott finden können, ist Dominicus Meier überzeugt. Gottsuche in allen Dingen treibt ihn an. Als Benediktiner, Kirchenrechtler und in der Bischofskonferenz für das Thema Migration mit zuständig, wird er eigene Akzente setzen.
Gutes stärken und Neues wagen mit weniger Geld
Jetzt will er aber erst einmal das Bistum Osnabrück besser kennenlernen: Menschen treffen, ihnen zuhören, vom Glauben erzählen, Gelungenes wertschätzen und sicher auch mal Neues wagen, ohne in krisenhaften Zeiten zu verzagen. Es wird darauf ankommen, die knapper werdenden Finanzen klug und mutig einzusetzen, um erfolgreiche Strukturen zu stärken und neue Anziehungspunkte zu schaffen.
Doch nun zieht es den neu ernannten Bischof Dominicus Meier zum Einführungsgottesdienst erst einmal in den Dom. Dort in der Osnabrücker Kathedrale nimmt er Platz auf der Kathedra. Und was für den Bischofsstuhl aus hellem Holz im Altarraum gilt, gilt auch für die bischöfliche Amtszeit insgesamt: Entscheidungen müssen sitzen.