Die "Eye of the Wind" unter vollen Segeln © FORUM train & sail GmbH

Weltumsegler und Hollywood-Star: Die "Eye of the Wind"

Stand: 19.11.2023 05:00 Uhr

Schon vor mehr als 100 Jahren war die heutige "Eye of the Wind" als Frachtsegler unterwegs. Sie wurde mehrmals umgebaut, trug verschiedene Namen und war im Kino zu sehen - unter anderem in "Die blaue Lagune".

Die lange Geschichte des Segelschiffs beginnt 1911 in Brake an der Unterweser. Dort läuft der Zweimaster vom Stapel der Lühring Werft. Der Toppsegelschoner wird von seinem Eigner, dem Kapitän Johann Friedrich Kolb aus Fockbek bei Rendsburg, auf den Namen "Friedrich" getauft.

Bis 1923 ist das Schiff als Frachtsegler in Nord- und Ostsee unterwegs. Dann wird es nach Schweden verkauft und bekommt den Namen "Sam". Bereits zwei Jahre später heißt es "Merry" und ist jahrzehntelang als Fracht- und Postschiff im Einsatz. Schrittweise wird es in den Folgejahren zum Motorschiff umgebaut, 1926 werden die Masten entfernt.

Vom Motorfrachtschiff zurück zum Großsegler

Im Herbst 1955 strandet die "Merry" in einem schweren Orkan an der schwedischen Westküste. Das Wrack kann aber repariert werden. Als "Rose Marie" geht das Schiff erneut auf Fahrt, zeitweise in der Treibnetzfischerei vor Island. Zweimal wechselt das Schiff, das mittlerweile ausschließlich mit Motorkraft fährt, in den 1960er-Jahren den Eigner. Auch der Name wechselt wieder: von "Rose Marie" zurück zu "Merry".

Ein verheerender Schiffsbrand, der vom Maschinenraum ausgeht und das Holzdeck und die Deckshäuser zerstört, beendet 1970 die Karriere des Frachtschiffes - die "Merry" ist nicht mehr fahrtüchtig. Das ist die entscheidende Wende: Britische und australische Segelschiff-Liebhaber kaufen das schwer beschädigte Schiff 1973 und bauen es zur Brigantine mit zwei Masten um. Aus dem Teakholz eines ehemaligen Tanzbodens entstehen die Deckshäuser, unter Deck werden im Salon alte englische Kirchenbänke eingebaut. Nach der Komplettsanierung erhält das Segelschiff mit "Eye of the Wind" auch einen neuen Namen.

Weltumseglung auf Francis Drakes Spuren

Gleich ihre erste Fahrt führt die "Eye of the Wind" auf Weltreise: Es geht nach Australien, in die Südsee und rund um das wegen seiner tückischen Winde berüchtigte Kap Hoorn. Nach der ersten Weltumseglung folgt 1978 schon die nächste Herausforderung: Der Großsegler wird zum Flaggschiff der "Operation Drake" ernannt. Die zweijährige Expeditionsreise unter der Schirmherrschaft des britischen Thronfolgers Prinz Charles führt das Schiff auf den Spuren des berühmten Seefahrers rund um den gesamten Globus. Während der verschiedenen Etappen nehmen mehr als 400 unterschiedliche Crew-Mitglieder teil.

"Eye of the Wind" nimmt Kurs auf Hollywood: "Die blaue Lagune"

Filmszene aus "Blaue Lagune" © imago images / United Archives
Brooke Shields und Christopher Atkins waren 1980 die Stars des Filmdramas "Die blaue Lagune".

In den 1980er-Jahren beginnt für den Segler eine weitere Karriere - als Hollywood-Star. Er ist in mehreren Kinofilmen zu sehen, so etwa 1980 in "Die blaue Lagune" mit Brooke Shields und Christopher Atkins, 1983 in "Insel der Piraten", 1986 in "Tai-Pan" und zuletzt 1996 in "White Squall - Reißende Strömung". In den 1990ern nimmt das Schiff Jugendliche zur Segelausbildung an Bord.

Im Jahr 2000 erwirbt ein dänischer Unternehmer das Schiff und lässt es modernisieren. Bis zu seinem Tod 2009 ist die "Eye of the Wind" nicht mehr öffentlich zugänglich. 2009 kauft eine deutsche Firma den Segler und organisiert seither das ganze Jahr über Führungskräftetrainings und Gruppenreisen an Bord. Regelmäßig ist die Brigantine mit den charakteristischen rotbraunen Segeln und dem schwarz-weiß-roten Rumpf auch auf deutschen Großseglertreffen und Hafenfesten wie dem Hamburger Hafengeburtstag, der Kieler Woche und der Hanse Sail in Rostock zu Gast.

Schiffsdaten der "Eye of the Wind"

Schiffstyp: Brigantine
Baujahr: 1911
Werft: C. H. Lühring Werft, Brake, Deutschland
Gesamtlänge: 40,23 Meter
Breite: 7,01 Meter
Segelfläche: 750 Quadratmeter
Nation: Dänemark
Heimathafen: Gilleleje
Eigner: Forum train & sail GmbH

Weitere Informationen
Die Viermastbark Sedov © Stema Service Foto: Vallery Vasilivsky

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