Der Schauspieler Hardy Krüger in einer Szene des Filmes "Das Messer" von 1971 © Dieter Klar/dpa +++ dpa-Bildfun Foto: Dieter Klar

Hardy Krüger: Schauspieler und Weltenbummler

Stand: 20.01.2022 10:50 Uhr

Seine Karriere begann in einem NS-Propagandafilm, später galt Hardy Krüger als "Botschafter der Deutschen" und stand mit John Wayne und Sean Connery vor der Kamera. Er starb am 19. Januar 2022 mit 93 Jahren.

von Nicola Millies

Als einer der ersten Schauspieler aus Deutschland spielte Hardy Krüger nach dem Zweiten Weltkrieg auch in internationalen Produktionen mit. So wurde er für sein Heimatland zu einem Botschafter, der das Bild der Deutschen nach 1945 wieder positiver prägte. Doch seine Rolle als Weltstar reichte dem gebürtigen Berliner nicht aus: Zu groß war die Neugierde auf ferne Länder und fremde Kulturen.

Hardy Krügers Traumberuf: Ingenieur

Hardy Krüger kam am 12. April 1928 in Berlin zur Welt. Als 13-Jähriger ging er auf die "Adolf-Hitler-Schule" in Sonthofen, wo er auf eine Führungsposition in seinem Traumberuf Ingenieur vorbereitet werden sollte. Für seine Eltern, dem Reichskanzler "begeistert zugetan", wie es auf der Website von Hardy Krüger hieß, war das eine Ehre. Auf der Schule entdeckte man auch sein Talent als Schauspieler. In dem NS-Film "Junge Adler" spielte der damals 15-jährige Krüger als "Lehrling Bäumchen" seine erste Rolle. Bei den Dreharbeiten in Babelsberg lernte er Albert Florath und Hans Söhnker kennen, die unter großen Gefahren Juden zur Flucht verhalfen und den Jungschauspieler über das Regime aufklärten. Zurück auf der Schule in Sonthofen führte Hardy Krüger nun ein Doppelleben.

Das Todesurteil

Nur knapp entkam Krüger dem Tod, als er in der letzten Phase des Krieges, gerade 16 Jahre alt, eingezogen wurde: Ein schnell einberufenes Kriegsgericht verurteilte den Schüler wegen "Feigheit vor dem Feind" - "ich konnte nicht auf Gesichter schießen" - zum Tode. Ein SS-Offizier verhinderte die Exekution und machte den Verurteilten zu seinem Meldegänger. Von einem solchen Meldegang kehrte Krüger nicht zurück. Er versteckte sich in den Bergen und wartete zwischen Almhütten und verlassenen Höfen, bis die Waffen schwiegen. Dann machte er sich auf den Weg zurück in die Heimat.

Vokabeln büffeln für die Karriere

Hardy Krüger in einer Szene aus dem Film "Einer kam durch". © dpa / picture alliance
Der Film "Einer kam durch" machte aus dem unbekannten Deutschen Hardy Krüger einen Schauspieler von Weltrang.

Nach seiner Rückkehr ging er als Statist ans Hamburger Schauspielhaus und wurde Sprecher beim damaligen NWDR. Nach einem Wechsel nach Hannover konzentrierte sich Krüger zunehmend auf die schauspielerische Laufbahn. Er versuchte sein Glück im Ausland - aber in Paris und London wollte man ihn nicht. Doch er gab nicht auf, paukte Vokabeln und versuchte den deutschen Akzent aus seinem Englisch zu löschen. Mit Erfolg: Nach sechs Monaten kam der Regisseur Roy Baker auf den "german actor" zu und besetzte ihn in dem Film "The One That Got Away" - "Einer kam durch" in der Übersetzung, der aus dem namenlosen Deutschen einen Schauspieler mit Weltrang machte.

Eine Weltkarriere im Nachkriegsdeutschland

von links: John Wayne und Hardy in einer Szene aus dem Film "Hatari". © dpa / picture alliance
Krüger konnte sich in die Reihe der Weltstars einreihen. Mit John Wayne spielte er in "Hatari".

Mit Hildegard Knef war Krüger der einzige Deutsche, der in den ersten drei Dekaden nach dem Krieg am Broadway spielen durfte. Die englische Presse erklärte den Schauspieler 1957 sogar zum Botschafter seines Landes. Die Liste derer, mit denen er vor der Kamera stand, liest sich wie das "Who is Who des Films": "Hatari!" mit John Wayne, "Die Wildgänse kommen" mit Richard Burton, "Der Flug des Phönix" mit James Stewart, insgesamt drei Filme mit Sean Connery, außerdem Charles Aznavour, Orson Welles, Claudia Cardinale und viele mehr. Oft wurde er als deutscher Weltkriegssoldat besetzt, meist gelang es ihm dabei, den "guten Deutschen" zu verkörpern. Nur die beiden Pünktchen auf dem U sorgten bei Briten und Amerikanern für Zungenbrecher - seitdem ließ Hardy Krüger sie weg - außer in seinem Heimatland.

Botschafter seines Landes

Zahlreiche Auszeichnungen folgten - allerdings ausschließlich in Europa: der Bravo Otto in Bronze und in Silber, der Deutsche Filmpreis, die Goldene Kamera, der Bayerische Filmpreis, Ritter der französischen Ehrenlegion, der Bambi für sein Lebenswerk und im Jahr 2009 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Eine Farm in Afrika

Hardy Krüger mit Ehefrau Francesca Marazzi und den gemeinsamen Kindern Hardy Krüger jr. (links) und Malaika auf seiner Farm in Tansania. © dpa / picture alliance Foto: Horst Ossinger
Krüger war von fremden Ländern und Kulturen begeistert und kaufte sich mit seiner Familie eine Farm in Tansania.

Seine Begeisterung für ferne Länder konnte Krüger mit seiner Arbeit gut verbinden. Während der 1960er- und -70er-Jahre lebte der Schauspieler in Tansania am Fuße des Kilimandscharo auf seiner Farm Momella. Doch als das Land kommunistisch wurde, war die Farm nicht mehr zu halten. Der Schauspieler kehrte nach Europa zurück und begab sich auf Reisen. "Hardys Bordbuch" (Radio Bremen) und die "Weltenbummler"-Reihe führten den Schauspieler an die entlegensten Punkte der Erde. In den 70er-Jahren begann er seine zweite - sehr erfolgreiche - Karriere als Schriftsteller. Romane, Erzählungen, Erlebnisse - meistens beruhend auf Erfahrungen als Kosmopolit.

Kein Familienmensch

Hardy Krüger (l.) mit seiner Frau Anita. © picture-alliance/ dpa
In dritter Ehe war Krüger mit der Autorin Anita Park verheiratet.

Krüger hatte drei Kinder - doch ein Familienmensch war er nicht. Als er 17 Jahre alt war, wurde seine Tochter Christiane geboren, die er mit seiner ersten Ehefrau und Kollegin Renate Densow hatte. Sie wurde, wie ihr Vater, Schauspielerin. In zweiter Ehe war Krüger von 1964 bis 1977 mit der italienischen Malerin Francesca Marazzi verheiratet. Mit ihr hatte er die beiden Kinder Malaika und Hardy Krüger jr., der ebenfalls in die Fußstapfen seines Vaters trat.

Hardy Krüger stirbt mit 93 Jahren in Kalifornien

"Die Schauspielerei ist kein Beruf für ein Familienleben. Ich war meinen Kindern in großer Liebe zugetan und habe sie auf meine Weise erzogen. Nach der Scheidung von Francesca wollten Malaika und Hardy jr. erst einmal nichts mit mir zu tun haben. Bis sie kapiert hatten, wer ich bin, hat es Jahre gedauert", sagte er. Fragen nach der Familie beantwortete er nur ungern und einsilbig. Seit 1978 lebte Krüger sen. in dritter Ehe mit der US-Amerikanerin Anita Park - einer Fotografin und Autorin - abwechselnd in den kalifornischen Bergen und in Hamburg. Am 19. Januar 2022 starb er im Alter von 93 Jahren in Kalifornien.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 24.11.2016 | 20:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Leute

Porträt

Mehr Geschichte

Gründungsfeier der FDJ im Berliner Friedrichstadtpalast am 8. November 1947 © picture-alliance / dpa Foto: rf

Vor 35 Jahren: "Abgesang" auf die DDR-Jugendbewegung FDJ

Am 4. November 1989 singen Schauspieler im Schweriner Staatstheater noch einmal die alten FDJ-Lieder. Fünf Tage später fällt die Mauer. mehr

Norddeutsche Geschichte