"Wobbe Knirps": Das wohl kleinste Röhrenradio der Welt
10,6 mal 7,8 mal 6,5 Zentimeter misst das zwergenhaften Radio, das Bernhard Wobbe Ende der 1940er-Jahre hergestellt hat. Die Produktion fand erst in Winsen, später in Rendsburg statt.
Mit jedem Handy kann man Musik hören, überall hat man über Radio, Fernsehen und Internet Zugang zu Nachrichten und Unterhaltung aus aller Welt. Viele, vor allem Jüngere, können es sich kaum vorstellen, wie klein das Medien-Angebot noch in der Nachkriegszeit etwa war - und dass man zum Musikhören eine Steckdose brauchte.
Ausstellung im Elektromuseum
Im Elektromuseum Rendsburg ist heute noch "Musik aus der Röhre" zu bewundern. Röhrenradios kamen in Deutschland ab 1924 auf den Markt. Sie lösten die Detektorenempfänger ab, die den Empfang nur per Kopfhörer zuließen. Besonders hochwertige Röhrenradios hatten später ein "Magisches Auge". Damit wurde ein guter Empfang auch optisch dargestellt. 1933 wurde der Volksempfänger vorgestellt, der als eins der wichtigsten Instrumente der NS-Propanda galt. Die Röhrenempfänger wurden in den 1960er-Jahren von Transistorradios verdrängt.
"Dass da mal was rausgekommen sein soll: unbegreiflich"
![Ein Mann betrachtet ein in einer Vitrine ausgestelltes Radio Ein Mann betrachtet ein in einer Vitrine ausgestelltes Radio © NDR Foto: NDR Screenshot](/nachrichten/schleswig-holstein/shmag124694_v-contentgross.jpg)
Im Rensburger Museum ist ein ganz besonderes Röhrenradio-Exemplar ausgestellt: das "Wobbe Knirps". Dabei soll es sich um das seinerzeit kleinsten Röhrenradio der Welt handeln. Es ist lediglich 10,6 Zentimeter breit, 7,8 Zentimeter hoch und 6,5 Zentimeter tief. Sein Gewicht liegt bei rund 600 Gramm. Das Radio war im Empfang für Kurz- und Mittelwelle ausgelegt.
Kulturwissenschaftler Martin Westphal hat einen Artikel über das "Wobbe Knirps" geschrieben, das Gerät aber zuvor nie zu Gesicht bekommen, sondern erst in Rendsburg. "Ich habe das vorher nur auf Fotos gesehen und konnte die Ausmaße natürlich anhand der technischen Angaben durchaus überprüfen, anhand eines Zollstocks. Aber wenn man das dann dreidimensional sieht, ist es wirklich ein wunderschönes, kleines, niedliches Teil. Dass da mal was rausgekommen sein soll: unbegreiflich", sagt der Experte dem Schleswig-Holstein Magazin im Februar 2025.
50er-Jahre als das deutsche Radiojahrzehnt
Der Hörfunk war in der jungen Bundesrepublik das elektronische Massenmedium schlechthin. Die 1950er-Jahre gelten als das deutsche Radiojahrzehnt in der deutschen Geschichte. Das Radio bot Musik, Unterhaltung und Information für alle. Es ist der Beginn einer Ära, die mit immer neuen Erfindungen und ständig wechselndem Design die Menschen begeisterte.
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Bernhard Wobbe war eigentlich Maschinenbauer, aber kein gelernter Radiotechniker. Dennoch hat sich der Tüftler schon früh entsprechende Kenntnisse angeeignet. Wobbe hatte einen besonderen Ehrgeiz: Er wollte das kleinste Röhrenradio der Welt bauen. Es gelang ihm schließlich, die Technik des Radios so weit wie damals möglich zu komprimieren.
1949 zog er mit seiner Radiofabrik von Winsen an der Luhe in Niedersachsen nach Rendsburg in Schleswig-Holstein - und produzierte dort unter anderem das "Wobbe Knirps". Sogar als winziges Schrankmodell mit kleinen Türen gab es den "Knirps".
Wobbe weigerte sich, sein Unternehmen zu verkaufen
"Als die Konkurrenz auch aus Übersee merkte, was das eigentlich für ein Verkaufsschlager war, haben sie versucht, Wobbe in irgendeiner Form auf ihre Seite zu ziehen und die Firma zu verkaufen", erklärt Westphal. Das sei aber nicht gelungen. "Da war Wobbe kein Kaufmann, er hätte es machen sollen." Weil Wobbe Kettenraucher gewesen sei, habe man auch "versucht, ihn mit Zigaretten zu bestechen - damals eine ganz harte Währung, aber er ist da sehr standhaft geblieben", führt der Kulturwissenschaftler weiter aus.
Aus nach drei Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit
![Röhrenradio Wobbe Knirps, in Rendsburg hergestellt Röhrenradio Wobbe Knirps, in Rendsburg hergestellt © NDR](/geschichte/wobbeknirps100_v-contentgross.jpg)
Die Firma, von der heute kaum noch mehr als ein paar Geräte und eine Broschüre übriggeblieben sind, produzierte nicht nur Kleinstradios, sondern auch größere Modelle wie das "Wobbe Syndikus" und das "Rendsburg II".
Westphal sagt über Wobbe: "Er hatte eine Tagesproduktion von 225 Stück. Nur: Die Preise, die er aufrief, waren für deutsche Verhälnisse absolut nicht marktgerecht. Insofern war der Export das, was die Firma am Leben erhielt." Aber nicht lange. Bereits 1952 musste Wobbe in Rendsburg nach nur drei Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit schließen. Das "Wobbe Knirps" jedoch hat bei Kennern und Sammlern bis heute einen guten Ruf.
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