Explosion auf Erdölfeld: Arbeiter stirbt im Ölfeld Bramberge
Bei Arbeiten auf dem Erdölfeld Bramberge in Geeste (Landkreis Emsland), kommt es am 23. September 2014 zu einer Explosion. Das Feld gerät daraufhin in Brand. Ein Mann kommt ums Leben, drei werden verletzt.
Auf dem Erdölfeld Bramberge in der Gemeinde Geeste (Landkreis Emsland) stehen am 23. September 2014 Wartungsarbeiten an. Sieben Arbeiter sind damit beauftragt. Sie wollen ein Sicherheitsventil an einem Bohrloch aufsetzen. Dazu wird die Bohrung mit Salzwasser aufgefüllt und anschließend der Bohrlochverschluss demontiert. Dabei steigt kurz nach 19 Uhr unerwartet Gas aus der Bohrung, das dann explodiert. Ein großer Brand entsteht. Meterhoch lodern die Flammen an dem Bohrloch.
Verletzte werden in Spezialkliniken gebracht
Die Arbeiter können sich von der Brandstelle entfernen, vier Männer im Alter zwischen 30 und 56 Jahren erleiden aber schwerste Brandverletzungen, wie die Feuerwehr damals mitteilt. Sie haben sich noch ihre brennende Kleidung vom Leib gerissen. "Die verbrannten Leute kamen uns entgegen, das war furchtbar", sagt ein Augenzeuge dem NDR. Die Verletzten werden mit Rettungswagen und einem Rettungshubschrauber zunächst in umliegende Krankenhäuser gebracht, aber noch in derselben Nacht in Spezialkliniken für Brandverletzungen in Dortmund, Gelsenkirchen, Hannover und Hamburg verlegt. Eines der Opfer - ein 43 Jahre alter Mann - erliegt Wochen später seinen Verletzungen in der Gelsenkirchener Klinik.
Heikle Aufgabe für die Feuerwehr
Die Feuerwehr ist mit rund 120 Kräften im Einsatz und versucht, den Brand auf dem Ölfeld, das zum größten Ölfördergebiet Westeuropas gehört, unter Kontrolle zu bringen - eine heikle Aufgabe. Das Technische Hilfswerk richtet vorsorglich Ölsperren in angrenzenden Gräben ein, weil mit Ölrückständen verunreinigtes Löschwasser leicht in die umliegenden Gewässer gelangen könnte.
Unterstützung durch Experten aus den USA
Auch Stunden nach der Unglück herrscht an der Bohrstelle noch Explosionsgefahr. Die Feuerwehr hält die Flammen mit Wasserwerfern klein und kühlt so die Umgebung. Der Brand auf dem Ölfeld wird am nächsten Tag gelöscht. Eine Gefahr für Anwohner oder Nachbarn habe zu keiner Zeit bestanden, teilt die Ölförderfirma GDF Suez (seit 2015: Engie) damals mit. Das Unternehmen fordert Unterstützung von einem Experten aus Texas (USA) an. Dessen Expertise ist Firmensprecher Stefan Briesek zufolge nötig, weil es sich bei diesem Unglück um einen Extremfall handelt: "Bei einem Ereignis dieser Tragweite müssen wir auf Erfahrungen zurückgreifen, die woanders vorhanden sind."
Der Zugang zum Bohrlochkopf wird durch die stark beschädigte Ölfeldwinde behindert. Sie muss zunächst gesichert und abgebaut werden. Gas strömt weiter aus, es brennt nun kontrolliert ab. Die Einsatzkräfte können das Loch erst nach einigen Tagen verschließen. Dazu musste an der Stelle der Winde eine Ersatzkonstruktion aufgebaut werden.
Menschliches Versagen als Ursache
Das Landesamt für Bergau, Energie und Geologie (LBEG) nimmt Ermittlungen zur Unfallursache auf. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), der die Unglücksstelle besucht hat, sagt damals: "Ich erhoffe mir davon Erkenntnisse, um in Zukunft die Risiken weiter minimieren zu können." Knapp einen Monat nach der Explosion schließt die Staatsanwaltschaft Osnabrück eine Straftat als Ursache aus. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber NDR 1 Niedersachsen bestätigt, gibt es keine Hinweise auf ein Verbrechen. Vielmehr sei menschliches Versagen bei der Wartung als Unglücksursache anzusehen.
2015 werden Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Der Schichtleiter, der am 23. September 2014 im Einsatz war, wird 2016 angeklagt. "Ihm wird vorgeworfen, die Sicherheitsmaßnahmen, die die Ingenieure ihm vorgegeben haben, nicht eingehalten zu haben. So soll aus Bequemlichkeit ein Schieber tief in der Erde nicht verschlossen worden sein. Und außerdem ist noch eine Wassersäule, die eingepumpt werden sollte, zu niedrig gewesen, zu wenig Wasser eingepumpt worden", sagt Alexander Retemeyer von der Staatswaltschaft dem NDR 2016.
Kein solches Unglück seit Jahrzehnten
Michael Fuest, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Emsland, sagt der "taz" 2014, dass man am Standort Bramberge insgesamt wenig Probleme habe. Aber: "Ein Restrisiko bei der Erdölförderung bleibt eben." Das Landesamt betont damals, dass es über die GDF Suez "keine Auffälligkeiten" zu berichten habe. Ein solches Unglück mit diesem Ausmaß habe es in Niedersachsen seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben, sagt der Präsident des LBEG, Andreas Sikorski.
In der Region ganz in der Nähe zur niederländischen Grenze wird seit Jahrzehnten Mineralöl gefördert. Das Wappen der gut 12.000 Einwohner (Stand: 31.12.2023) zählenden Gemeinde Geeste ziert sogar ein Bohrturm.