Porträt von Jack Red Cloud, Indianerhäuptling (Sioux) © picture alliance / Heritage Images Foto: Frank A. Rinehart

Red Cloud: Diplomat mit der Kraft der Worte

Sendung: ZeitZeichen | 10.12.2009 | 20:30 Uhr | von Geuer, Irene
15 Min | Verfügbar bis 31.12.2099

Im Western sind die Indianer meist die Bösen. Morde, Folter und Vergewaltigungen gehen im Film auf ihr Konto, hinterhältige Überfälle auf friedliebende Siedler sind an der Tagesordnung. Im Gründungsmythos der Vereinigten Staaten von Amerika sind die vielen Siege der technisch und zahlenmäßig überlegenen Weißen über die Indianer zumeist als Schlachten verzeichnet; Siege der Indianer hingegen werden Massaker genannt. So ist es auch beim "Fetterman-Massaker", bei dem Häuptling Red Cloud und seine Männer im Jahr 1866 rund 80 Soldaten unter Hauptmann William Fetterman bezwingen. Unter Indianern hingegen ist das Ereignis als "Schlacht der hundert Besiegten" überliefert.

Red Cloud wird 1822 als Oglala-Lakota-Sioux unter dem Namen Machpiya-luta am Ufer des Platte River im heutigen US-Bundesstaat Nebraska geboren. Er wächst ohne Vater auf. Weil ihn der Bruder seiner Mutter unter seine Fittiche nimmt, entwickelt er sich trotzdem zu einem geübten Jäger und Krieger. Seine Jugend ist unbeschwert: Mit den wenigen weißen Siedlern in der Gegend gibt es keine Probleme, und die Büffel als Nahrungsquelle sind zahlreich. Dann jedoch wird 1862 in den Bergen des heutigen Bundesstaates Montana Gold gefunden. Der beste Weg für die Goldsucher führt mitten durch die Jagdgründe der Sioux, deren Unantastbarkeit den Indianern von der Regierung vertraglich zugesichert worden sind. Immer wieder kommt es zu Konfrontationen.
1865 schickt der US-Kongress eine Armee in das Gebiet. Also führt Red Cloud seinen Stamm in den Krieg. Außerdem beginnt er mit Überfällen auf die Bahnlinie der Union Pacific. Der "Powder-River-Feldzug" der Regierung gerät zum Desaster. Nach der Niederlage in der "Schlacht der hundert Besiegten" drängt die Regierung auf ein Friedensabkommen. "Von diesem Tag an wird es keine Kriege mehr geben zwischen den beiden an diesem Abkommen beteiligten Parteien", heißt es im Vertrag von Fort Laramie. Anders als andere Häuptlinge unterschreibt Red Cloud ihn aber erst, als die Befestigungsanlagen entlang der Goldgräber-Strecke niedergebrannt sind.

Obwohl das Friedensabkommen vom weißen Mann immer wieder unterwandert wird, bleibt Red Cloud diplomatisch. Mehrere Male besucht er Regierungsvertreter in Washington und setzt auf die Kraft der Worte, statt neuerlich das Kriegsbeil auszugraben. Red Cloud alias Machpiya-luta stirbt am 10. Dezember 1909 im Alter von 87 Jahren im Pine-Ridge-Reservat in South Dakota. Heute, 100 Jahre später, ist das Reservat verarmt, viele der Sioux versuchen ihr Glück in den Städten. Dass es sie überhaupt noch gibt, ist sicher auch Red Clouds Verdienst.

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