Porträt von Johann Friedrich Struensee © picture-alliance / dpa

Die Affäre Struensee

Stand: 01.01.2025 14:23 Uhr

Johann Friedrich Struensee war Leibarzt des dänischen Königs Christian VII. Bekannt wurde er darüber hinaus wegen seiner Affäre mit der Königin Caroline Mathilde, die deshalb verbannt wurde und im niedersächsischen Celle starb.

Der in Halle 8Saale) geborene Struensee (1737-1772) war der Sohn eines Pastors und wurde im damals dänischen Altona Stadtphysikus sowie Armenarzt. Er schaffte es durch verbesserte Hygiene Seuchen zu bekämpfen - darunter die Maul-und Klauenseuche, die Struensee als erster beschreibt. 1768 begleitete er den dänischen König Christian VII. auf dessen Europareise und schaffte es, den labilen König zu stabilisieren. Daraufhin wurde er sein Leibarzt. Der König erhob Struensee darüber hinaus zum Geheimen Kabinettsminister und Grafen.

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Sturz eines Reformers

Ausgestattet mit Vollmachten, übernimmt Struensee die Staatsgeschäfte. Der Anhänger Voltaires und Rousseaus versuchte die Ideen der Aufklärung, wie Pressefreiheit, Abrüstung, Rechte für die Bauern und Religionsfreiheit durchzusetzen. Doch seine Machtfülle und seine Reformen stießen bei den alten Eliten nicht gerade auf Gegenliebe. Seine - nach heutigem Forschungsstand als sicher angenommene - Affäre mit Königin Caroline Mathilde nutzten seine Feinde und machten ihn nach einem Putsch den Prozess. Struensee wurde schuldig gesprochen und am 28. April 1772 in Kopenhagen hingerichtet, auf äußerst grausame Weise: Er wurde geköpft, gevierteilt und auf das Rad geflochten. Seine Leichenteile wurden noch jahrelang ausgestellt.

Tod nach unglücklicher Ehe

Mit knapp 15 Jahren kam Caroline Mathilde von Großbritannien, Königin von Dänemark und Norwegen (1751-1775) aus England nach Dänemark. Sie wurde auch "Rose von England" genannt, galt als schön und anmutig. Nur ihr Ehemann schien nicht sonderlich von ihr angetan. Er verkündigte, er würde eine Ehe a la mode führen, das heißt abgesehen davon, dass er für einen Thronfolger sorgen würde, nicht weiter von ihr Notiz nehmen würde. Struensee wurde ihr Vertrauter und Liebhaber. Das Gerücht ging um, ihre 1771 geborene Tochter Luise Augusta sei ein Kind Struensees.

Nach dem Fall und Hinrichtung Struensees wurde die Königin vom König geschieden und von ihren Kindern getrennt. Sie sollte auf die Festung Aalborg verbannt werden. Doch ihr Bruder, Georg III. von England drohte den Dänen mit Krieg. So wurde die ehemalige Königin nach Celle verbannt. Dort starb sie drei Jahre später am 10. Mai 1775 überraschend an Scharlach. Sie wurde nicht einmal 24 Jahre alt.

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Kranker König

Dänemark ist zu Zeiten Christians VII. (1749-1808) eine aufstrebende Macht. Das Königreich umfasste auch Norwegen, reichte vom Nordkap bis zur Elbe. Doch bei Christian VII. zeigten sich schon mit 17 Jahren beginnende Zeichen von Geisteskrankheit: Stimmungsschwankungen und hysterische Wutanfälle. Er zog mit einer bekannten Kopenhagener Hure "Stiefeletten-Katharina" durch die Bordelle Kopenhagens, und zerschlug dort auch schon mal das Inventar. 1768 wurde er auf eine mehrmonatige Europareise geschickt. Sein Reisearzt Struensee gewann sein Vertrauen. Zwar gelang es dem Arzt den Zustand des dänischen König für einige Zeit zu bessern. Doch die Geisteskrankheit machte den Regenten immer regierungsunfähiger.

Seiner Frau, Mathilde Caroline schien er nicht sehr zugetan. Scheinbar hatte er auch nichts gegen ihre Affäre mit Struenseee. Als dieser entmachtet wurde, hielt Christian VII. faktisch immer noch die Macht in den Händen, auch wenn er nicht mehr handlungsfähig war. Es hieß, zu dieser Zeit habe er mit einem schwarzen Sklaven lieber Hoppe, Hoppe, Reiter im Palastgarten gespielt. 1784 hat sein 16-jähriger Sohn die Regierungsgeschäfte übernommen. Mit 59 Jahren starb er in Rendsburg an einem Herzinfarkt - nachdem er die verbündetet spanische Flotte irrtümlich für die feindliche schwedische gehalten hatte.

Dieses Thema im Programm:

DAS! | 16.01.2011 | 18:45 Uhr

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