August 1939: Der letzte Sommer vor dem Zweiten Weltkrieg
Deutschland im August 1939: Es ist warm, zum Teil sogar heiß. Die Deutschen genießen den Sommer, sei es zu Hause oder auf Reisen. An den Stränden Europas herrscht Hochbetrieb. Dass der Zweite Weltkrieg bevorsteht, ahnt kaum jemand.
In Deutschland hat man sich in Hitlers Diktatur eingerichtet. Die Menschen sind zufrieden und wollen ihre Ruhe. Es ist ein strahlend schöner Sommer und keine Wolke am Himmel kündet von drohendem Unheil. Ein Großteil der Bevölkerung geht mit Zuversicht seinem Alltag nach. Dass ein neuer Weltkrieg vor der Tür stehen könnte, kann sich kaum jemand vorstellen.
Expansionskurs zunächst verborgen vor der Öffentlichkeit
Doch die Nazis haben genau das vor. Zunächst verborgen vor der Öffentlichkeit plant und verfolgt Adolf Hitler seit Monaten einen aggressiven Expansionskurs: Österreich, das Sudetenland, Tschechien und das Memelland hat er nahezu ohne Gegenwehr der betroffenen Gebiete oder der Alliierten seinem Reich einverleiben können.
Deutschland soll nach den Vorstellungen der Nazis aber nicht nur größer werden. Das Deutsche Reich soll Europa und die Welt beherrschen. Hitler sucht und findet immer neue Anlässe, die Vorwand sind für immer weitere Gebietsansprüche und schließlich den entscheidenden Kriegsgrund liefern sollen. Er will in diesem Sommer losschlagen.
Auf schnellen, brutalen Krieg eingeschworen
Im August 1939 lädt Hitler die Spitzen der Wehrmacht in sein Domizil auf dem Obersalzberg ein. Dort schwört er die Generäle auf einen möglichst schnellen, möglichst brutalen Krieg ein, wie es in einer Phoenix-Dokumentation von 2020 heißt. Größte Härte sei erlaubt.
Hitler-Stalin-Pakt macht Weg frei für Überfall auf Polen
Am 23. August 1939 unterzeichnen Deutschland und die Sowjetunion einen Nichtangriffsvertrag samt geheimem Zusatzprotokoll, den sogenannten Hitler-Stalin-Pakt. Der bilaterale Vertrag gilt als Muster totalitärer Außenpolitik, der weitreichende politische, ideologische und bis heute sichtbare erinnerungskulturelle Folgen nach sich zieht, wie es die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur formuliert. Er habe das Schicksal von Nationen beeinflusst und sei für Millionen Menschen zur Tragödie geworden. Der Pakt macht unter anderem den Weg frei für den deutschen Überfall auf das Nachbarland Polen am 1. September 1939, mit dem der Zweite Weltkrieg beginnt.
Verdrängte Angst
Aufmerksame Deutsche haben sehr wohl schon früh die Anzeichen der Eskalation wahrgenommen, doch wollen die meisten nichts davon wissen. Goebbels und seine Propagandaindustrie tun alles, das Volk von der Unausweichlichkeit eines begrenzten Krieges zu überzeugen. Doch die Deutschen wollen viel lieber weiter ihr Leben und den Sommer genießen. Wochen voller Sonne, Träume, Lebensfreude und verdrängter Angst vor dem, was unausweichlich kommen würde.
Rückblickend lässt sich sagen: Am 1. September 1939 ist mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ein unbeschwerter und freudiger Sommer endgültig zu Ende gegangen.
