Fünfeichen - Ort mit unrühmlicher Geschichte
Seit 1993 erinnert auf dem Gelände des ehemaligen Stammlagers Neubrandenburg eine Gedenkstätte an die Opfer des Internierungslagers, das erst während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten und nach Kriegsende von der sowjetischen Geheimpolizei genutzt wurde.
Aufarbeitung erst nach der Wende
Zusammen mit dem heutigen Stadtdenkmalpfleger Harry Schulz ging Dieter Krüger, der 1990 im Bezirksmuseum Neubrandenburg arbeitete, ersten Hinweisen zu mutmaßlichen Massengräbern in Fünfeichen nach. Gemeinsam fuhren sie nach Fünfeichen und begannen mit einem Spaten zu graben: "Wir haben dann an dieser Stelle hier vorne den Graben gezogen und (...) drei Gräber mit mehreren Toten freigelegt." Daraus entstand die erste Initiative zur Aufarbeitung der Geschichte Fünfeichens nach dem Ende der DDR. Aus der anfänglichen Bürgerinitiative wurde die Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen, die sich zunächst um die Aufarbeitung der Zeit nach 1945 kümmerte. Seit 1993 erinnert auch eine Gedenkstätte an die Opfer Fünfeichens.
Erst Kriegsgefangenenlager, dann Gefängnis der Geheimpolizei
Die unrühmliche Geschichte Fünfeichens begann bereits mit Kriegsbeginn 1939, als die Wehrmacht dort ein Internierungslager für Kriegsgefangene einrichtete. Bis 1945 wurden dort etwa 120.000 Soldaten aus elf Ländern gefangen gehalten. Mehr als 5.000 Tote wurden in Massengräbern verscharrt, fast ausschließlich Angehörige der Roten Armee. Nach der Befreiung durch die Alliierten 1945 nutzte der sowjetische Geheimdienst Fünfeichen ebenfalls als Internierungslager. Diesmal waren es Nazi-Funktionäre, mutmaßliche Kriegsverbrecher und vermeintliche Wehrwolf-Angehörige, die die Zahl der Gefangenen in Fünfeichen bis 1948 noch einmal um rund 15.000 erhöhte. Wieder starben Tausende.
Aufarbeitung unter erschwerten Bedingungen
Bis weit in die 1990er-Jahre blieben die Opfer Fünfeichens namenlos. Zwar ließ die ehemalige DDR in den Nachkriegsjahren ein Holzkreuz zur Erinnerung errichten. Da Fünfeichen aber nur wenig später zum militärischen Sperrgebiet erklärt wurde, sei es offenbar nicht schwer gewesen, die Geschehnisse dort offiziell geheim zu halten. Aber auch in den vergangenen 25 Jahren sei es nicht immer einfach gewesen, die Geschichte aufzuarbeiten. So künden erst seit wenigen Monaten auch die Namen der mehr als 5.000 sowjetischen Kriegsgefangenen von den Opfern der Nazi-Herrschaft. Bis 2007 verweigerte die Führung in Moskau die Herausgabe, seit wenigen Monaten findet man sie eingraviert auf Grasplatten.