Catherine Bader trainert Laura Burbulla © NDR.de
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AUDIO: Paralympische Spiele 2024: Wie integriert ist der Para-Sport? (6 Min)

Paralympische Spiele 2024: Wie integriert ist der Para-Sport?

Stand: 28.08.2024 06:00 Uhr

Olympische Spiele und Paralympische Spiele: Stehen sie auf einer Stufe? Wo steht der Para-Sport heute in der Gesellschaft? NDR Kultur hat mit der Trainerin und ehemaligen Profi-Sportlerin Catherine Bader gesprochen.

Catherine Bader aus Hannover ist Landestrainerin und Klassifiziererin der Para-Leichtathletik in Niedersachsen. Sie trainiert Laura Burbulla, Para-Weitspringerin und Teilnehmerin an den Paralympischen Spielen 2024. Am Sonnabend fliegt sie nach Paris. Bader hat 2000 in Sydney im Weitsprung mit einem Zentimeter Vorsprung die Goldmedaille gewonnen und hat viele weitere internationale Titel errungen. So wurde sie unter anderem Weltmeisterin in Lille 2002 und Europameisterin in Assen 2003. Bis heute hält sie zwei Weltrekorde. 2005 hat Catherine Bader die Profi-Karriere als Sportlerin an den Nagel gehängt.

Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen haben sich die Franzosen einiges vorgenommen. Sie sollen in Paris auf einer Stufe stehen. Wie gut sind die Voraussetzungen, dass das gelingen könnte?

Catherine Bader: Ich denke schon, dass die ganz gut sind und dass die Franzosen sich da ins Zeug legen. Ich bin gespannt. Ich werde es danach beurteilen können und noch nicht im Vorfeld. Die sind grundsätzlich im paralympischen Sport ganz gut organisiert. Und das als Aushängeschild zu nutzen, machen die schon ganz gut. Die haben französischen Charme.

Wir haben viel im Nachgang der Olympischen Spiele über die Sportförderung in Deutschland diskutiert, gerade die Spitzenförderung. Wie sieht das im Sport von Menschen mit Behinderung aus?

Bader: Grundsätzlich ist es so, dass der paralympische Sport dem olympischen Sport gleichgestellt ist mit allen Fördermaßnahmen, die es da um den Sport, das Training und die Wettkämpfe gibt. Schwierig ist natürlich im paralympischen Sport, dass aufgrund der deutlich weniger Athleten als im olympischen Sport oftmals diese Kaderstrukturen des olympischen Sports nicht so richtig auf den paralympischen Sport passen. Dass man noch Landeskader ist und schon bei einer Junioren-Weltmeisterschaft war, das gäbe es im olympischen Sport so nicht, zumindest nicht in der Leichtathletik. Damit entfallen natürlich dann Fördermöglichkeiten vom Olympiastützpunkt oder vom Bund, um den Sportler besser fördern zu können.

VIDEO: Paralympics-Portrait: Weitspringerin Laura Burbulla (4 Min)

Sie hatten einen ganz großen Moment 2000 in Sydney, das ist jetzt 24 Jahre her. Sie haben eine Goldmedaille im Weitsprung geholt. Was würden Sie sagen, wie hat dieser Moment Ihr Leben geprägt oder bis heute verändert?

Bader: Das war ein Wahnsinnserlebnis, das ist natürlich klar. Ich hatte das Glück, meinen Heimtrainer mit vor Ort dabei gehabt zu haben. Die Presse schoss sich auf mich ein, weil vier Wochen vorher meine Trainingskollegin Heike Drechsler bei den Olympischen Spielen Gold gewonnen hatte. Und somit war das damals das erste Mal, dass ein Trainer eine Olympionikin wie eine Paralympionikin am Start hatte. Jetzt ist das ja schon er üblich. Aber das war natürlich der Hammer.

Es waren in dem Fall 70.000 Zuschauer. Am schärfsten war das Rascheln der Kleidung, als alle aufstanden, um die Hymne zu hören. Das war Wahnsinn. Das hat geprägt, absolut. Ich versuche natürlich jetzt den Sportlern - und speziell meiner Schülerin und Weitspringerin Laura Burbulla - diesen Spirit mitzugeben. Wir haben jetzt im Training auch unsere Sachen gemacht, indem ich ihr immer eingebläut habe: 'Laura, das Stadion ist voll, würdest du dann jetzt hier so rumsitzen? Hoch mit dir, auf geht es.' Da versuchen wir eine Stimmung reinzubringen, denn sie sitzt da nicht in einem leeren Stadion, wie es ja oftmals bei paralympischen Veranstaltungen in Deutschland ist, sondern da ist Party.

Das Gespräch führte Mischa Kreiskott.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 27.08.2024 | 16:00 Uhr

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