So liefen die Olympischen Spiele für Schleswig-Holsteins Sportler
Die Olympischen Sommerspiele in Paris sind am Sonntag zu Ende gegangen. Gut zwei Wochen lang haben Athletinnen und Athleten vor beeindruckenden Kulissen um Medaillen gekämpft, auch viele aus Schleswig-Holstein. Ihre Bilanz - hier zusammengefasst.
Auch am Sonntag noch holten vier schleswig-holsteinische Sportler eine Medaille für Deutschland. Die Handballnationalmannschaft der Männer spielte am Nachmittag im Finale gegen Dänemark. Mit dabei waren Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt), Rune Dahmke, Andreas Wolff (beide THW Kiel) und der gebürtige Flensburger Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen). Nach spektakulären und spannenden K.O.-Spielen gegen Frankreich und Spanien gab es zum Abschluss der Spiele in Paris im Handball Silber für Deutschland.
Dänemark dominiert Finalspiel gegen deutsche Handballer
Bereits in der ersten Halbzeit dominierten die Dänen das Spiel. Die Deutschen lagen zeitweise elf Tore zurück. In der zweiten Halbzeit konnte die dänische Mannschaft ihren Vorsprung dann noch weiter vergrößern. Die Goldmedaille ging am Ende an die Nachbarn - Deutschland gewann olympisches Silber. Noch mehr Medaillen, aber auch Tränen und Verabschiedungen gab es schon in den Tagen zuvor.
Kerber verabschiedet sich - mit ganzem Herzen
Nach fast drei Stunden auf dem roten Sand des Center Court im Stade Roland Garros schlug die Kielerin Angelique Kerber den vierten Matchball der Chinesin Zheng Qinwen ins Netz. Aus. Das Spiel aus, auch die Profi-Tennis-Karriere der dreimaligen Grand-Slam-Siegerin: aus. Die 36-Jährige hatte vor den Olympischen Spielen angekündigt, ihre Karriere nach den Spielen beenden zu wollen. "Ich habe alles auf dem Platz gelassen. Alles, was ich hatte, mein ganzes Herz, habe ich liegen lassen", sagte sie nach dem verlorenen Viertelfinale gegen die spätere Olympiasiegerin. Und das konnte jeder sehen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion und an den Fernsehbildschirmen.
Beeindruckender Kampf zum Ende
In dem drei Stunden Fight war Kerber mehrmals zurückgekommen und hatte der Chinesin bei Temperaturen jenseits der 30 Grad alles abverlangt. Am Ende reichte es nicht für den Einzug ins Halbfinale. Trotzdem: Nach dem Spiel stehende Ovationen und Jubel für Kerber im Stade Roland Garros. Für ihren Kampf und vor allem auch für ihre tolle Tennis-Karriere, die unter anderem drei Grand-Slam-Titel und die Olympische Silbermedaille 2016 in Rio beinhaltet. "Ich kann nur von Herzen danke sagen", richtete Kerber sich nach dem Match an die Fans im Stadion und zu Hause. Und: "Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder."
Medaillen für Mevius, Butkereit und Unruh
Während sich die eine also von der Olympia-Bühne verabschiedete, feierten andere dort Premiere: Elisa Mevius aus Rendsburg und die deutschen 3x3 Basketballerinnen waren zum ersten Mal dabei. Und was für ein Debüt das war. Mit einem 17:16 im Finale gegen Spanien auf dem Place de la Concorde sicherten sich Elisa Mevius, Sonja Greinacher, Svenja Brunckhorst und Marie Reichert die Goldmedaille. Dabei war die Rendsburgerin erst mal gar nicht im Team, sondern nur im erweiterten Kader.
Mevius erst nur im erweiterten Kader
Weil in der Vorbereitung auf Paris aber immer wieder Spielerinnen ausfielen, nominierte Bundestrainer Samir Suliman sie am Ende doch noch. Das allein für die 20-Jährige, die inzwischen in den USA lebt und trainiert, schon ein Erfolg. Dann auch noch die Sensation zu schaffen und mit Gold nach Hause zu gehen, fühlte sich kurz nach dem Sieg noch sehr unwirklich an: "Wir sind in dieses Turnier gekommen mit dem Mindset, dass wir alles geben wollen und einfach spielen wollen. Es ist einfach wie im Traum", sagte die 20-Jährige, die bis September jetzt erst mal wieder in ihrer Heimat ist. Danach geht es wieder zurück in die USA.
Historisches Silber für Unruh
Und irgendwie scheint Rendsburg ein gutes Pflaster für Medaillengewinner zu sein: Zumindest ist das auch der Geburtsort von Florian Unruh, dem Bogenschützen vom SSC Fockbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Bei einem Puls den andere maximal im Schlaf haben, holte er zusammen mit Michelle Kroppen die Silbermedaille im Mixed Team Wettbewerb. Obwohl: so niedrig, wie auf den Fernsehbildern angezeigt wurde, war der Puls dann wohl doch nicht. "Hat sich zumindest höher angefühlt", wie er selbst sagt. Aber in einem olympischen Finale ist das ja auch schon mal okay. Und er lag wahrscheinlich immer noch weit unter dem derer, die mitgefiebert haben.
Den überragenden Südkoreanern mussten sich Unruh und Kroppen im Finale am Ende deutlich geschlagen geben. Und auch im Einzel-Wettbewerb reichte es am Ende nicht ganz, hier gab es Platz vier für Unruh. Trotzdem: Die Silbermedaille im Mixed-Team-Wettbewerb: Historisch. Noch nie hat ein deutscher Mann eine Olympische Medaille im Bogenschießen gewonnen. Wie sich so eine Silbermedaille anfühlt, weiß Schleswig-Holsteins Sportler des Jahres 2023 aber trotzdem schon: Seine Frau Lisa hatte 2016 in Rio die Silbermedaille im Einzelwettbewerb gewonnen. Aber die eigene fühlt sich sicher noch mal deutlich besser an.
Bittere Tränen bei Butkereit
Sicherlich besser fühlt sich auch Judoka Miriam Butkereit aus Glinde (Kreis Stormarn) inzwischen mit ihrer Silbermedaille, die jetzt vielleicht schon in ihrem Nähzimmer hängt. Da wollte die 30-Jährige ihr einen Platz geben. Der zweite Platz bei den Olympischen Spielen ist der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Auch wenn sich das direkt nach dem verlorenen Finalkampf für die 30-Jährige vor allem danach anfühlte: nach einem verlorenen Finalkampf. Butkereit hatte sich in dem Duell noch mal gut zurückgekämpft. Beinahe wäre nämlich schon nach 40 Sekunden Schluss gewesen.
Freudentränen am nächsten Morgen
Kurz vor knapp konnte sie sich aber aus dem Griff der Kroatin Barbara Matic noch mal befreien. Diese Willenskraft beschreibt ihre langjährige Trainerin beim TSV Glinde Swenja Krosien als eine der großen Stärken der Judoka, die inzwischen für den SV Halle kämpft. Reichen sollte es am Ende aber trotzdem nicht. Bittere Tränen flossen bei Butkereit über die verpasste Goldmedaille. Eine Nacht später war es dann aber soweit: "Jetzt ist es langsam gesackt und ich kann realisieren, dass es Olympia-Silber ist", sagte Butkereit am nächsten Tag. "Heute Morgen die Medaille zu sehen, war schon sehr schön. Mir kamen auch die Freudentränen direkt wieder."
Laura Freigang holt mit DFB-Team Platz drei
"Harte Arbeit und Liebe" - schreibt die gebürtige Kielern Laura Freigang unter ihren Instagram-Post über das Olympische Turnier, das für sie und die DFB-Auswahl mit der Bronzemedaille endete. Im Viertelfinale schalteten die deutschen Fußballerinnen den Olympia-Sieger von 2021 Kanada im Elfmeterschießen aus. Auch bei der 0:1-Halbfinalniederlage gegen die USA ging es in die Verlängerung. Im kleinen Finale dann wartete Weltmeister Spanien.
Dramatische Schlussphase gegen Spanien
Und was hatten die Fußballerinnen es spannend gemacht. Durch einen verwandelten Elfmeter von Giulia Gwinn geht das deutsche Team in der zweiten Halbzeit mit 1:0 in Führung. Sekunden vor dem Abpfiff dann Elfmeter für Spanien. Torfrau Ann-Kathrin Berger wird zur Matchwinnerin und hält. Laura Freigang beobachtet das nervenaufreibende Spiel nur von der Bank. Wegen der starken Konkurrenz sitzt die 26-Jährige in der Nationalmannschaft meistens auf der Bank und kommt im kleinen Finale nicht zum Einsatz. In den sechs Olympia-Partien wurde die Stürmerin von Eintracht Frankfurt drei Mal eingewechselt.
Noch mehr SH im DFB Team
Für Horst Hrubesch endet mit der Bronzemedaille seine Zeit als Bundestrainer der DFB-Auswahl. "Ich hab den Mädels gegeben was ich kann, die Mädels haben gegeben was sie können. Und das ist das Schöne dabei", sagte der 73-Jährige nach dem Spanien-Spiel. Sollte er zum Abschied zu sich nach Hause, nach Boostedt (Kreis Segeberg) einladen, hätten große Teile des Trainerteams eine eher kurze Anreise: Co-Trainerin Britta Carlson lebt auch im Kreis Segeberg. Co-Trainer Thomas Nörenberg kommt von der Ostküste, Fitness-Coach Julius Balsmeier von der Westküste. Für Horst Hrubesch ist es nach Silber bei den Olympischen Spielen mit der U21 Männernationalmannschaft in Rio die zweite Medaille als Trainer. Für ihn geht es weiter als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim Hamburger SV.
So lief es für die anderen Sportlerinnen und Sportler
Ausblick - Paralympics warten
Die Olympischen Spiele sind zu Ende und es warten die Paralympischen Spiele. Mit weiteren guten Medaillenchancen für Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner. Mit dabei sind Schwimmerin Tanja Scholz aus Elmshorn, der Kieler Judo-Kämpfer Lennard Saß und der gebürtige Neustädter Thomas Rau. Er tritt im Tischtennis an. Die Paralympics starten am 28. August in Paris.